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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Literatur

227

liehen Werdegang des armenischen Buchschmucks
als Erster eine polemische Stellung einnehmen
zu müssen.
A. Baumstark.
g
F. K. Benndorf, Bou Saäda. München,
Piper & Co. 1907.
Eine stimmungsvolle Skizze, in der der Ver-
fasser seine reichen Eindrücke von diesem
Glückswinkel am Rande der Sahara wiedergibt.
Einige Betrachtungen über arabische Sitten im
allgemeinen sind nicht ganz zutreffend, und vor
allem hat die äußerst interessante kunstgewerb-
liche Tätigkeit der Juden von Bou Saäda und
der Ouled Nail nicht Erwähnung gefunden.
Audi den Frauentrachten dieses Stammes und
seinen einzigartigen Tänzen hätte man gerne
eine ausführliche Schilderung gewünscht.
E. Kühnel.

□ NEUE JAHRBÜCHER □
Trierisdies Jahrbuch für ästhetische Kultur. 1908.
Herausg. v. Joh. Mumbauer. Trier 1908. Verl. Lintz.
Frankfurter Kalender. Ein Jahrbuch für 1908. Her-
ausgegeb. v. E. Klotz, Fr. Kurz u. Th. Schäfer. Frank-
furt a. M., Diesterweg. 1908.
Die Kunst unserer Heimat. Mitteil. d. Vereinig,
z. Förd. d. Künste in Hessen u. im Rhein-Maingebiet.
1907. Heft 1—6.
Im Sinne der Dezentralisation unserer Kunst und ihrer
Durchdringung aller Gegenden und Volksschichten kann
man Neuerscheinungen von der Art der vorliegenden mit
uneingeschränkter Freude begrüßen. Sie führen den Be-
weis, wie stark die Kulturbewegung auch an Stätten ge-
worden ist, die man vor kurzem unbedenklich für künst-
lerisches Brachland erklärt hätte (Hessen ist davon natür-
lich ausgenommen!); und gerade die Beschränkung auf
ihre lokalen Verhältnisse macht sie fruchtbringend, da es
zweifellos wertvoller ist, im engen Kreis intensiv zu
wirken, aus der Kenntnis der Gegend und der Menschen,
als aufs Geradewohl hin sich an eine Allgemeinheit zu
wenden, von der nur verstreute Einzelne sich sympathisch
berühren lassen. Will man der künstlerischen Kultur
einen Boden zubereiten, auf dem sie Wurzel schlagen
kann, so muß man das Interesse breiter lokaler Schichten
wecken.
Am glücklichsten redigiert erscheint das Trierische
Jahrbuch, dessen Herausgeber Mumbauer nicht nur ein
sehr feines Gefühl für Kulturwerte besitzt, sondern auch
organisatorische Rüstigkeit. Das Buch ist einheitlich von
Anfang bis zum Ende; Scheffler und Muthesius, zu Gaste
geladen, geben seinem Geiste die Weihe; und ein vor-
nehmer sympathischer Ton geht durch alle Aufsätze. Da
man sich hier ganz auf bildende Kunst beschränkt hatte,
so kommen fast alle Probleme der neuen Kunst zur
Sprache, Mode wie Volkskunst, Kirchenkunst, Museen
und Denkmalspflege, Schulwesen und schöne Stoffe, um
einiges herauszugreifen. Das Dasein einer guten ein-
heimischen Kunst in Trier ist mit Genugtuung festzustellen,
und zum Schluß kommt auch die alte Kunst Triers in
besonderer Rubrik zu ihrem Recht.
Vielseitiger ist der Frankfurter Kalender; und
darum noch exklusiver im Ton, der mit Recht „frank-
fortisch" bleibt. Die bildende Kunst nimmt nur einen
Bruchteil des Ganzen ein, entsprechend der Stellung, die
ihr von der alten Reichsstadt zugewiesen ist. Das
Interesse verteilt sich dort mehr auf andere schöne Dinge,

als daß für gute Architektur und moderne Kunst über-
haupt viel übrig bliebe. Geschichte, Naturwissenschaften,
Medizin, Theater, Musik und Presse kommen neben den
Fragen der ästhetischen Kultur ausgiebig zur Erörterung.
Was aber dem Frankfurter Kalender einen dauernden
und für die Allgemeinheit gütigen Wert verleiht, sind
die Zeichnungen Fritz Boehles für das Kalendarium,
welche die große Zeichenkunst dieses Meisters in das
neue glänzende Licht der Volkstümlichkeit rücken.
Die Kunst unserer Heimat will alle künstlerischen
und literarischen Bestrebungen sammeln, die in dem ge-
segneten Lande um die Mündung des Maines in unseren
Tagen und in früheren Jahrhunderten blühten. Es gibt
am Rheine schon eine Zeitschrift ähnlichen Charakters,
die aber umfassender und allgemeiner ist: die „Rhein-
lande", in Düsseldorf; und darin zeigt die neue Schrift
Verwandtschaft mit ihr, daß sie nicht denkbar ist ohne
ihren Herausgeber. Dort ist Schäfer, hier Daniel Greiner
die Seele des Ganzen. Greiner aber will weniger und
mehr: er will sich auf sein Hessenland beschränken, hier
aber alle Kräfte konzentrieren zur eindringlichen Arbeit
auf dem ganzen Gebiete der Kunst und der Dichtung und
der Kunstgeschichte. Er selber ist der nie rastende" viel-
seitig begabte Organisator; er dichtet und schreibt Auf-
sätze, er zeichnet Buchschmuck und Holzschnitte, und er
ist vor allen Dingen Bildhauer. Die Gründung und er-
folgreiche Fortführung dieser Zeitschrift aber ist ein
Unternehmen, dessen Gedeihen jeder billigerweise nur
wünschen kann; die Mannigfaltigkeit und der innere
Reichtum der bisher erschienenen Hefte sprechen durch-
aus für seine Berechtigung.
P. F. Schmidt.

REVUE DER ZEITSCHRIFTEN
Monuments et souvenirs des Borgia dans le
royaume de Valence. (E. Bertaux. Gaz. des beaux-
arts, 608). Eine Anzahl sehr interessanter und wenig
bekannter Kunstwerke wird von Bertaux erörtert, deren
Gemeinsames lediglich in ihrer Beziehung zur Familie
der Borgia steht. Deren ursprünglicher Sitz war Jätiva
in der Provinz Valencia; auch in Gandia und natürlich
in Valencia selber finden sich von den Borgia gestiftete
Sachen. Von Gemälden: ein Triptychon, dessen Mitte
Anna selbdritt darstellt (ein auch in Spanien häufiges
Motiv), von Jacomart Baco, c. 1450; ein Hauptwerk aer
spanischen Primitiven, die, unter niederländ. Einfluß auf-
gewachsen, später mit Italien in Berührung kamen. Dann
eine stehende Madonna mit dem Stifter, Francisco Borgia,
eines der feinsten und farbigsten Bilder Pinturicchios,
wohl von 1497. Unter den Goldschmiedearbeiten erscheint
neben den Kelchen spanischer Arbeit, von Calixtus III.
gestiftet, am merkwürdigsten ein Reliquiar in Monstranzen-
form (in Gandia); sein Aufbau ganz in italienischer Re-
naissance, sein Schmuck — Plastik und Emailmalerei —
fast ausschließlich aus profanen, ja heidnischen Motiven
bestehend: dieses Reliquiar, von Alexander VI. gestiftet,
war früher (wie der berühmte Spiegel der Königin Isabella
im Dom von Granada) sicherlich ein Spiegel entweder des
Alexander oder des Cesare, den man mit geringen Ände-
rungen zum Heiligtum umsdiuf. Es ist aber auch stilistisch
höchst interessant (so wie sein Seitenstück, eine große
Custodia, in Granada); der Stil der Schmelzarbeit floren-
tinisdi-umbrisdi, deren Technik venezianisch, die Gold-
schmiedearbeit mailändisch: also wohl in Rom selber von
verschiedenen Künstlern gearbeitet. — Endlich eine kost-
bare wohlerhaltene Kapsel Alexanders VI., Goldbrokat
mit auffallend großem Granatapfelmuster (im Dom von
Valencia). (Die Puklikation wird fortgesetzt werden.)
La donation Octave Homberg au Musee du
Louvre. (G. Migeon. Gaz. d. beaux-arts, 609). Eine
kleine, aber erlesene Sammlung gelangte durch Schenkung
der Erben aus dem Nachlaß von H. in den Louvre: eine
romanische Madonna, wohl von einer Verkündigung,
Steinrelief (aus Souvigny ?); ein Kopfreliquiar, Kupfer
vergoldet, von Ende des 13. Jhrh. aus Limoges (ursprüng-
lich Maske von einem Grabmal); ein köstliches Glas-
fenster, 13. Jhrh., mit Szenen aus dem Leben des heiligen
Nicasius und Eutropius, wahrscheinlich aus dem (in der
Revolution zerstörten) S. Nicaise zu Reims. Orientalisches
 
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