Der Kunstsammler
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künden, welche diese älteren Meister seit der
Jahrhundertausstellung erfahren. Dagegen wur-
den die einzigen modernen Künstler von Rang,
die vertreten waren, auffallend gering taxiert:
ein Leistikow 320 M., eine vorzügliche Land-
schaft des Münchners Franz Hoch (dessen Qua-
lität hier unbekannt scheint) gar nur 255 M.!
Dafür wurden Genrebildchen von der beliebten
Art, süßliche Mädchenköpfe und peinlich aus-
geführte Interieurs durchweg mit stattlichen
Preisen bedacht: N. Sichel errang Preise von
410 bis 700 M.; Köpfe von Gabriel Max kamen
auf 1330 und 1530 M.; ein Genrebild von Herm.
Kaulbach 1310 M.; ein gut durchgeführtes Rühr-
stücklein von A. Rotta („Der kranke Freund")
1470 M.; ein Interieur von M. Gaisser 1520 M.;
ein Kardinal (sehr beliebt!) von Pablo Salinas
1300 M.; Genre von A. Schröder 810 M., von
Rich. Linderum 930 M., von Quadrone 1350 M.,
ein Interieur mit Geistlichen von J. Gallegas gar
3300 M., den zweithöchsten Preis. Weniger
hoch wurden Landschaften bezahlt; doch kam
es auch hier bis zu 1060 M. (Gewitterlandschaft
von A. Lucas). S.
KÖLN ===============
Am 30. und 31. März gelangen bei J. M.
Heberle (H. Lempertz Söhne) eine Reihe her-
vorragender Gemälde neuzeitiger Meister zum
Verkauf, die unter anderem aus dem Nachlasse
des zu Düsseldorf verstorbenen Kunstmalers
Prof. Alb. Baur stammen. Dem entsprechend
liegt der Schwerpunkt der Sammlung in den
Arbeiten der Düsseldorfer Schule mit Werken
von Andreas und Oswald Achenbach, E. Anders,
Baur, Gebhardt, Gehrts, Jutz, Kröner, H. Lassen,
Lessing, Carl Sohn, Schreuer u. a.
Bei der gleichen Firma findet sodann am
6. April und folgenden Tagen die Versteigerung
einer Japan- und China-Sammlung aus dem Be-
sitze des Herrn Dr. Bretschneider, Wien, und
anderer statt. Der illustrierte Katalog weist in
erster Linie Arbeiten der Kleinkunst auf, so
eine Sammlung von ca. 60 Inros, viele Netzkes,
Sdiwertzieraten, Arbeiten in Stein, Elfenbein,
Porzellan und Lack, unter letzteren ein künst-
lerisch hervorragendes Sdireibpültdien. Ein be-
sonderes Interesse verdienen noch die Farben-
drucke, bei denen namentlich die guten Meister
wie Utamaro und Sharabu reich vertreten sind.
Am 27. April bringt die gleiche Firma noch
die bekannte China-Sammlung des Generalleut-
nant Cholodowski, Odessa, zum Verkauf. Die
bedeutende Sammlung enthält eine Reihe erst-
klassiger Stücke. Der reich ausgestattete Ka-
talog notiert eine vielseitige Sammlung von
Porzellanen, darunter Formstücke mit einfarbiger
Bemalung, Arbeiten mit reliefiertem Dekor und
mit figürlicher, landschaftlicher oder Blumen-
bemalung. Ferner verdient eine besondere Auf-
merksamkeit der Sammler die Abteilung der
Arbeiten in Stein, die Bronzen, Emailarbeiten,
Lackarbeiten usw.
g
LEIPZIG ============
Eine reichhaltige Auktionswoche steht bei
dem Auktions-Institut von C. G. Boerner in
Leipzig vom 5. bis 9. Mai bevor. Von den
ausgegebenen reich illustrierten Katalogen ver-
zeichnet der erste, der mit 21 Lichtdrucktafeln
geschmückt ist, die berühmte Handzeichnungs-
Sammlung des vor einem halben Jahr ver-
storbenen Kunstsammlers Eduard Cichorius,
dessen Sammeltätigkeit bis in die 50er Jahre
des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Als intimer
Freund Ludwig Richters hat er wohl die kost-
barste Sammlung von Handzeichnungen und
Aquarellen Ludwig Richters zusammengebracht,
die in Privatbesitz existieren dürfte. In nicht
weniger als 250 Nummern bietet diese Sammlung
in dironologischer Ordnung beschrieben, ein
reiches biographisches und ikonographisches Ma-
terial. Eine orientierende Vorrede macht den
Katalog zu einem wertvollen Werk der Lud-
wig Richter-Literatur. Eine ganze Reihe be-
kannter Hauptwerke des Meisters „Kinder-
Symphonie", „Kunst bringt Gunst", „Weihnachten
vom Turm geblasen", sind in Lichtdrucken bei-
gegeben.
Die 2. Abteilung der Sammlung verzeichnet
prachtvolle Blätter eines Chodowiecki,Gene11i,
Joseph Anton Koch, Friedrich Preller,
Schnorr von Carolsfeld, Schwindt und
vieler anderen großen Meister aus der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch in dieser
Sammlung finden sich Kabinetts-Stücke wie sie
heute wohl nur noch in öffentlichen Sammlungen
vorkommen.
Die 3. Abteilung des Kataloges bringt die
Niederländer Zeichnungen der Sammlung
und auch hier begegnen wir einer gewählten
Zusammenstellung bester Namen. Daß dies
nicht bloß Namen, sondern auch ausgesucht
schöne und wertvolle Blätter sind, zeigen be-
reits die Abbildungen des Kataloges, in denen
einige 30 holländische Zeichnungen in Autotypie
oder Lichtdruck beigegeben sind: Cuyp,
Doomer, Ostade, Rembrandt, Ruysdael,
um einige Hauptnamen zu nennen, zum Teil
berühmte und bekannte Blätter.
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künden, welche diese älteren Meister seit der
Jahrhundertausstellung erfahren. Dagegen wur-
den die einzigen modernen Künstler von Rang,
die vertreten waren, auffallend gering taxiert:
ein Leistikow 320 M., eine vorzügliche Land-
schaft des Münchners Franz Hoch (dessen Qua-
lität hier unbekannt scheint) gar nur 255 M.!
Dafür wurden Genrebildchen von der beliebten
Art, süßliche Mädchenköpfe und peinlich aus-
geführte Interieurs durchweg mit stattlichen
Preisen bedacht: N. Sichel errang Preise von
410 bis 700 M.; Köpfe von Gabriel Max kamen
auf 1330 und 1530 M.; ein Genrebild von Herm.
Kaulbach 1310 M.; ein gut durchgeführtes Rühr-
stücklein von A. Rotta („Der kranke Freund")
1470 M.; ein Interieur von M. Gaisser 1520 M.;
ein Kardinal (sehr beliebt!) von Pablo Salinas
1300 M.; Genre von A. Schröder 810 M., von
Rich. Linderum 930 M., von Quadrone 1350 M.,
ein Interieur mit Geistlichen von J. Gallegas gar
3300 M., den zweithöchsten Preis. Weniger
hoch wurden Landschaften bezahlt; doch kam
es auch hier bis zu 1060 M. (Gewitterlandschaft
von A. Lucas). S.
KÖLN ===============
Am 30. und 31. März gelangen bei J. M.
Heberle (H. Lempertz Söhne) eine Reihe her-
vorragender Gemälde neuzeitiger Meister zum
Verkauf, die unter anderem aus dem Nachlasse
des zu Düsseldorf verstorbenen Kunstmalers
Prof. Alb. Baur stammen. Dem entsprechend
liegt der Schwerpunkt der Sammlung in den
Arbeiten der Düsseldorfer Schule mit Werken
von Andreas und Oswald Achenbach, E. Anders,
Baur, Gebhardt, Gehrts, Jutz, Kröner, H. Lassen,
Lessing, Carl Sohn, Schreuer u. a.
Bei der gleichen Firma findet sodann am
6. April und folgenden Tagen die Versteigerung
einer Japan- und China-Sammlung aus dem Be-
sitze des Herrn Dr. Bretschneider, Wien, und
anderer statt. Der illustrierte Katalog weist in
erster Linie Arbeiten der Kleinkunst auf, so
eine Sammlung von ca. 60 Inros, viele Netzkes,
Sdiwertzieraten, Arbeiten in Stein, Elfenbein,
Porzellan und Lack, unter letzteren ein künst-
lerisch hervorragendes Sdireibpültdien. Ein be-
sonderes Interesse verdienen noch die Farben-
drucke, bei denen namentlich die guten Meister
wie Utamaro und Sharabu reich vertreten sind.
Am 27. April bringt die gleiche Firma noch
die bekannte China-Sammlung des Generalleut-
nant Cholodowski, Odessa, zum Verkauf. Die
bedeutende Sammlung enthält eine Reihe erst-
klassiger Stücke. Der reich ausgestattete Ka-
talog notiert eine vielseitige Sammlung von
Porzellanen, darunter Formstücke mit einfarbiger
Bemalung, Arbeiten mit reliefiertem Dekor und
mit figürlicher, landschaftlicher oder Blumen-
bemalung. Ferner verdient eine besondere Auf-
merksamkeit der Sammler die Abteilung der
Arbeiten in Stein, die Bronzen, Emailarbeiten,
Lackarbeiten usw.
g
LEIPZIG ============
Eine reichhaltige Auktionswoche steht bei
dem Auktions-Institut von C. G. Boerner in
Leipzig vom 5. bis 9. Mai bevor. Von den
ausgegebenen reich illustrierten Katalogen ver-
zeichnet der erste, der mit 21 Lichtdrucktafeln
geschmückt ist, die berühmte Handzeichnungs-
Sammlung des vor einem halben Jahr ver-
storbenen Kunstsammlers Eduard Cichorius,
dessen Sammeltätigkeit bis in die 50er Jahre
des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Als intimer
Freund Ludwig Richters hat er wohl die kost-
barste Sammlung von Handzeichnungen und
Aquarellen Ludwig Richters zusammengebracht,
die in Privatbesitz existieren dürfte. In nicht
weniger als 250 Nummern bietet diese Sammlung
in dironologischer Ordnung beschrieben, ein
reiches biographisches und ikonographisches Ma-
terial. Eine orientierende Vorrede macht den
Katalog zu einem wertvollen Werk der Lud-
wig Richter-Literatur. Eine ganze Reihe be-
kannter Hauptwerke des Meisters „Kinder-
Symphonie", „Kunst bringt Gunst", „Weihnachten
vom Turm geblasen", sind in Lichtdrucken bei-
gegeben.
Die 2. Abteilung der Sammlung verzeichnet
prachtvolle Blätter eines Chodowiecki,Gene11i,
Joseph Anton Koch, Friedrich Preller,
Schnorr von Carolsfeld, Schwindt und
vieler anderen großen Meister aus der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch in dieser
Sammlung finden sich Kabinetts-Stücke wie sie
heute wohl nur noch in öffentlichen Sammlungen
vorkommen.
Die 3. Abteilung des Kataloges bringt die
Niederländer Zeichnungen der Sammlung
und auch hier begegnen wir einer gewählten
Zusammenstellung bester Namen. Daß dies
nicht bloß Namen, sondern auch ausgesucht
schöne und wertvolle Blätter sind, zeigen be-
reits die Abbildungen des Kataloges, in denen
einige 30 holländische Zeichnungen in Autotypie
oder Lichtdruck beigegeben sind: Cuyp,
Doomer, Ostade, Rembrandt, Ruysdael,
um einige Hauptnamen zu nennen, zum Teil
berühmte und bekannte Blätter.