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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Im Anschluß an diese Auktion wird eine
Kupferstichauktion alter Meister aus schle-
sischem Privatbesitz versteigert, aus der be-
sonders ein Dutzend Stiche Albrecht Dürers
hervorzuheben sind, die in ihrer. Qualität
einzigartig zu sein scheinen und von denen der
Katalog gleichfalls Abbildungen enthält: „Me-
lancholie" und „Hieronymus" in frühesten Ab-
drücken mit breiten Rändern, das reizende
„Weihnachten" von Dürer, in einem unüber-
trefflich schönen Abdruck, besonders aber die
Kupferstichfolge „Passion" in einem einzigartigen
ursprünglichen Exemplar, in dem sie als Gebet-
buch mit Papier durchschossen und mit hand-
breiten Papierrändern der Stiche gebunden war.
Dies Gebetbuch stammt aus dem Besitze des
Kurfürsten Friedrich des Weisen. Auch unter
den Holzschnitten Dürers finden sich eine An-
zahl Raritäten und mancher ungewöhnliche Druck.
Zum Schluß versteigert die Firma die große
wertvolle Autographen-Sammlung eines
bekannten Wiener Musikhistorikers, deren Haupt-
Schätze vollständige Musik-Manuskripte der
Klassiker bilden; es sind kostbare Stücke von
Beethoven, Haydn, Schubert und Schu-
mann und vielen anderen zu nennen. Von
Brahms findet sich eine ganze kleine Samm-
lung von Manuskripten und Briefen, desgleichen
von Mendelssohn. Einige dieser kostbaren
Stücke stammen aus dem Joseph Joachim-
schen Nachlaß. Unter den Klassikern der
Literatur zeichnen sich Goethe und Schiller
durch besonders kostbare Stücke aus. Auch
dieser Katalog ist mit schönen Faksimiles seiner
Hauptnummern ausgestattet.
Die reich illustrierten Kataloge werden zum
Preise von M. 3.—, M. 1.— und M. 2.— von
der Firma C. G. Boerner in Leipzig versandt.
MÜNCHEN ===== — -—=
Die einzige größere Veranstaltung, die der
Münchener Kunstmarkt während der Saison
morte zu bieten hatte, war am 18. Februar in
der Galerie Helbing die Versteigerung zahl-
reicher Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte,
Schwarzkunstblätter und Farbstiche des XV. bis
XVIII. Jahrhunderts sowie einiger wenig be-
deutender Handzeichnungen, unter welchen die-
jenige eines unbekannten deutschen Meisters
aus dem 16. Jahrhundert am meisten begehrt
ward. Es ist eine Tusch- und Federzeichnung
auf schwarzem Grund mit Rot und Gold ge-
höht, die eine vasenförmige, reich ornamentierte
Henkelkanne darstellt. Unter den zahlreichen
Blättern von Dürer erreichten die Melancholie
mit 1300 Mk. und Adam und Eva mit 1100 Mk.,
ein guter Abdruck von Ritter, Tod und Teufel
mit 350 Mk. verhältnismäßig hohe Preise. Gut
vertreten waren ferner Richard Earlour (Still-
leben, Blumenstücke, 160—245), Hodges, Thou-
venin und Vidal, ferner Paul Rembrandt, dessen
Petrus und Johannes an der Tempelpforte
240 Mk. erzielte. Am darauffolgenden Tage
kamen Originalradierungen, Lithographien und
Zeichnungen moderner Meister zum Ausruf.
Hier war eine der seltenen Radierungen von
Corot „les environs de Rome" zu sehen, die
für den geringen Preis von 91 Mk. als guter
Kauf abging. Greiner und Klinger (Dorfland-
schaft, 480 Mk.), Liebermann und Leibl, Millet
und Tissot, Seymour Haden und besonders
Whistler blieben in bezug auf die Preise in der
gewohnten Höhe. Eine vorzügliche Zeichnung
von Leibl, Bauernmädchen in der Stube, wurde
für 370 Mk., ein Geizhals von Knaus für
260 Mk. verkauft.
Am 10. März wurden Antiquitäten und Ein-
richtungsgegenstände, dann einige Ölgemälde
und Stiche, unter denen sich Dresdener Pro-
spekte von Canaletto befinden, aus dem Besitz
der Baronin Gasser versteigert. Die wichtigste
Auktion, die wir hier zunächst zu erwarten
haben, findet am 9. April statt, wo ebenfalls
bei Helbing ausschließlich Zeichnungen von Spitz-
weg unter den Hammer kommen werden.
Vom nächsten Hefte an sollen an dieser
Stelle auch die Neuerwerbungen der größeren
Kunsthändler, der Firmen Böhler, Bernheimer,
Drey usw. usw., zur Mitteilung gelangen.
—U—
8
AMSTERDAM ========
Auch in Holland war in diesem Winter wie
überall die amerikanische Krise nicht ohne hem-
menden Einfluß auf die Regsamkeit des Kunst-
marktes. Nach dem gänzlich toten Januar setzte
erst gegen Ende des Februar langsam die neue
Saison wieder ein. Bei J. Schulman wurde
am 24./25. die Münzen- und Medaillensammlung
Jhr. H. M. Speelman versteigert, von der be-
sonders die Münzen aus Niederländisch-Indien
interessierten.
Unter der Direktion der Firma Roos & Co.
fand am 25./26. desselben Monats eine Auktion
von rund 300 modernen Gemälden statt (Nachlaß
R. G. Graadt van Roggen, Nymwegen und
Fräulein G. H. Matthyssen, Amsterdam). Die
höchsten Preise wurden bezahlt für Nr. 109,
Jacob Maris, Dämmerung (3400 fl.), Nr. 30,
Joh. Bosboom, Lux in Tenebris (Ansicht des
Chores der hl. Jacobuskirche in Antwerpen)
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Im Anschluß an diese Auktion wird eine
Kupferstichauktion alter Meister aus schle-
sischem Privatbesitz versteigert, aus der be-
sonders ein Dutzend Stiche Albrecht Dürers
hervorzuheben sind, die in ihrer. Qualität
einzigartig zu sein scheinen und von denen der
Katalog gleichfalls Abbildungen enthält: „Me-
lancholie" und „Hieronymus" in frühesten Ab-
drücken mit breiten Rändern, das reizende
„Weihnachten" von Dürer, in einem unüber-
trefflich schönen Abdruck, besonders aber die
Kupferstichfolge „Passion" in einem einzigartigen
ursprünglichen Exemplar, in dem sie als Gebet-
buch mit Papier durchschossen und mit hand-
breiten Papierrändern der Stiche gebunden war.
Dies Gebetbuch stammt aus dem Besitze des
Kurfürsten Friedrich des Weisen. Auch unter
den Holzschnitten Dürers finden sich eine An-
zahl Raritäten und mancher ungewöhnliche Druck.
Zum Schluß versteigert die Firma die große
wertvolle Autographen-Sammlung eines
bekannten Wiener Musikhistorikers, deren Haupt-
Schätze vollständige Musik-Manuskripte der
Klassiker bilden; es sind kostbare Stücke von
Beethoven, Haydn, Schubert und Schu-
mann und vielen anderen zu nennen. Von
Brahms findet sich eine ganze kleine Samm-
lung von Manuskripten und Briefen, desgleichen
von Mendelssohn. Einige dieser kostbaren
Stücke stammen aus dem Joseph Joachim-
schen Nachlaß. Unter den Klassikern der
Literatur zeichnen sich Goethe und Schiller
durch besonders kostbare Stücke aus. Auch
dieser Katalog ist mit schönen Faksimiles seiner
Hauptnummern ausgestattet.
Die reich illustrierten Kataloge werden zum
Preise von M. 3.—, M. 1.— und M. 2.— von
der Firma C. G. Boerner in Leipzig versandt.
MÜNCHEN ===== — -—=
Die einzige größere Veranstaltung, die der
Münchener Kunstmarkt während der Saison
morte zu bieten hatte, war am 18. Februar in
der Galerie Helbing die Versteigerung zahl-
reicher Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte,
Schwarzkunstblätter und Farbstiche des XV. bis
XVIII. Jahrhunderts sowie einiger wenig be-
deutender Handzeichnungen, unter welchen die-
jenige eines unbekannten deutschen Meisters
aus dem 16. Jahrhundert am meisten begehrt
ward. Es ist eine Tusch- und Federzeichnung
auf schwarzem Grund mit Rot und Gold ge-
höht, die eine vasenförmige, reich ornamentierte
Henkelkanne darstellt. Unter den zahlreichen
Blättern von Dürer erreichten die Melancholie
mit 1300 Mk. und Adam und Eva mit 1100 Mk.,
ein guter Abdruck von Ritter, Tod und Teufel
mit 350 Mk. verhältnismäßig hohe Preise. Gut
vertreten waren ferner Richard Earlour (Still-
leben, Blumenstücke, 160—245), Hodges, Thou-
venin und Vidal, ferner Paul Rembrandt, dessen
Petrus und Johannes an der Tempelpforte
240 Mk. erzielte. Am darauffolgenden Tage
kamen Originalradierungen, Lithographien und
Zeichnungen moderner Meister zum Ausruf.
Hier war eine der seltenen Radierungen von
Corot „les environs de Rome" zu sehen, die
für den geringen Preis von 91 Mk. als guter
Kauf abging. Greiner und Klinger (Dorfland-
schaft, 480 Mk.), Liebermann und Leibl, Millet
und Tissot, Seymour Haden und besonders
Whistler blieben in bezug auf die Preise in der
gewohnten Höhe. Eine vorzügliche Zeichnung
von Leibl, Bauernmädchen in der Stube, wurde
für 370 Mk., ein Geizhals von Knaus für
260 Mk. verkauft.
Am 10. März wurden Antiquitäten und Ein-
richtungsgegenstände, dann einige Ölgemälde
und Stiche, unter denen sich Dresdener Pro-
spekte von Canaletto befinden, aus dem Besitz
der Baronin Gasser versteigert. Die wichtigste
Auktion, die wir hier zunächst zu erwarten
haben, findet am 9. April statt, wo ebenfalls
bei Helbing ausschließlich Zeichnungen von Spitz-
weg unter den Hammer kommen werden.
Vom nächsten Hefte an sollen an dieser
Stelle auch die Neuerwerbungen der größeren
Kunsthändler, der Firmen Böhler, Bernheimer,
Drey usw. usw., zur Mitteilung gelangen.
—U—
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AMSTERDAM ========
Auch in Holland war in diesem Winter wie
überall die amerikanische Krise nicht ohne hem-
menden Einfluß auf die Regsamkeit des Kunst-
marktes. Nach dem gänzlich toten Januar setzte
erst gegen Ende des Februar langsam die neue
Saison wieder ein. Bei J. Schulman wurde
am 24./25. die Münzen- und Medaillensammlung
Jhr. H. M. Speelman versteigert, von der be-
sonders die Münzen aus Niederländisch-Indien
interessierten.
Unter der Direktion der Firma Roos & Co.
fand am 25./26. desselben Monats eine Auktion
von rund 300 modernen Gemälden statt (Nachlaß
R. G. Graadt van Roggen, Nymwegen und
Fräulein G. H. Matthyssen, Amsterdam). Die
höchsten Preise wurden bezahlt für Nr. 109,
Jacob Maris, Dämmerung (3400 fl.), Nr. 30,
Joh. Bosboom, Lux in Tenebris (Ansicht des
Chores der hl. Jacobuskirche in Antwerpen)