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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Strzygowski, Josef: Das orientalische Italien
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0029

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Strzygowski. Das orientalische Italien

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Abb. 6. Cividale, S. Maria in Valle: Stuckornamente, oberer Teil

füllungen; dazwischen kleinere mit geometrischen Mustern. Man beachte, daß diese
letzteren heute geschlossene Fenster darstellen. Daraus erklärt sich der ganze Organis-
mus. Das untere Band bildet die Fußbordüre dieser Fenster, die Ornamentfelder
schmücken die Zwischenräume. Die Wand selbst steigt darüber noch hoch auf; es
müßte genau untersucht werden, was von ihr alt ist.
Und nun zurück zu Cividale. Auch da (Abb. 6) erscheint zwischen den beiden
Bändern und inmitten der Figuren eine Öffnung: sie dient heute einer spätgotischen
Statue des hl. Benedikt zur Nische. Aber ursprünglich muß sie offen gewesen sein
und bildete dann wohl ein Fenster. Man darf sich nicht dadurch beirren lassen, daß
der Schmuck mit Säulen und Ornamenten für diesen Zweck ungewohnt ist, wir daher
eher geneigt wären, die heutige Bestimmung dieses Rahmens passend zu finden. Ich
könnte manche Analogien aus dem Oriente vorführen, will mich jedoch lieber darauf
beschränken, ausführlicher ein einziges Beispiel heranzuziehen, das auch in Material
und Technik unmittelbar neben Cividale zu stellen ist, die Stuckdekoration in der
Moschee des Ibn Tulun zu Kairo. Die Moschee stammt aus den Jahren 877—879.
Die sichtbaren Ornamente, Abb. 5, gehen zum mindesten dem Typus nach auf die
Gründungszeit zurück. Man sieht, das Motiv der Nische von Cividale kehrt überall
wieder, auch an dem Fenster links. Zu beiden Seiten erheben sich, in Stuck modelliert,
Dreiviertelsäulen,1) über deren Kapitellen ein fortlaufendes Friesband aus dem Spitz-
bogen in die Horizontale umbricht. Dieses Ornament umschließt wie in Cividale den

9 Vgl. für den Ursprung dieses Motivs mein Mschatta, Jahrbuch a. a. 0. S. 258.
 
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