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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abb. 12. JAN PORCELLIS D. AE.: Seestück
Rotterdam, Museum Boymans □
Es bleibt das Museum Boymans in Rotterdam übrig, für das sein langjähriger
Direktor noch kurz vor seinem Ausscheiden aus diesem Amte zwei hervorragende Ge-
mälde erwarb. Das eine, „Kühe am Wasser" von Willem Maris, scheidet in dieser
Betrachtung aus. Das zweite ist ein wunderbares „Seestück" von Jan Porcellis d. A.
(Abb. 12). Bei frisdier Brise fahren zwei Schiffe in den Hafen ein. Der Wind treibt
die regenschwangeren Wolken in raschem Fluge vor sidi her. Hie und da schafft sich
die Sonne für kurze Minuten Durchgang und beleuchtet stellenweise die bewegten Wogen.
Ein wechselvolles Liditschauspiel, das dem Küstenbewohner gut vertraut ist. Man spürt
fast das Sprühen des Wellengischtes, den salzigen Dust, den der Wind einem entgegen-
weht. Tedinisch sehr geschickt ist am Himmel der in der Ferne niedergehende Regenschauer
charakterisiert. Porcellis muß da mit einem reinen flachen Haarpinsel in der Richtung
des Regens leicht über die noch nicht trockene Farbe gestrichen haben. Die Wirkung
dieser einfachen Manipulation, die sich in gewissem Sinne vergleichen läßt mit Rem-
brandts Gewohnheit, mit dem Pinselstock einzelne markante Haare, Blätter oder der-
gleichen in die nasse Farbe einzuzeichnen, ist vortrefflich. Das ganze Bild ist licht
silbergrau. Der einzige, blaßfarbige Fleck ist das Gesicht des am Bug des Ruderbootes
stehenden Mannes. Nicht unerwähnt will idi lassen, daß der grauschwarz gebeizte
und nicht auf Hochglanz polierte Rahmen die feine Wirkung des Gemäldes in diskreter
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abb. 12. JAN PORCELLIS D. AE.: Seestück
Rotterdam, Museum Boymans □
Es bleibt das Museum Boymans in Rotterdam übrig, für das sein langjähriger
Direktor noch kurz vor seinem Ausscheiden aus diesem Amte zwei hervorragende Ge-
mälde erwarb. Das eine, „Kühe am Wasser" von Willem Maris, scheidet in dieser
Betrachtung aus. Das zweite ist ein wunderbares „Seestück" von Jan Porcellis d. A.
(Abb. 12). Bei frisdier Brise fahren zwei Schiffe in den Hafen ein. Der Wind treibt
die regenschwangeren Wolken in raschem Fluge vor sidi her. Hie und da schafft sich
die Sonne für kurze Minuten Durchgang und beleuchtet stellenweise die bewegten Wogen.
Ein wechselvolles Liditschauspiel, das dem Küstenbewohner gut vertraut ist. Man spürt
fast das Sprühen des Wellengischtes, den salzigen Dust, den der Wind einem entgegen-
weht. Tedinisch sehr geschickt ist am Himmel der in der Ferne niedergehende Regenschauer
charakterisiert. Porcellis muß da mit einem reinen flachen Haarpinsel in der Richtung
des Regens leicht über die noch nicht trockene Farbe gestrichen haben. Die Wirkung
dieser einfachen Manipulation, die sich in gewissem Sinne vergleichen läßt mit Rem-
brandts Gewohnheit, mit dem Pinselstock einzelne markante Haare, Blätter oder der-
gleichen in die nasse Farbe einzuzeichnen, ist vortrefflich. Das ganze Bild ist licht
silbergrau. Der einzige, blaßfarbige Fleck ist das Gesicht des am Bug des Ruderbootes
stehenden Mannes. Nicht unerwähnt will idi lassen, daß der grauschwarz gebeizte
und nicht auf Hochglanz polierte Rahmen die feine Wirkung des Gemäldes in diskreter