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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Strzygowski, Josef: Das orientalische Italien
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0031

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Strzygowski. Das orientalische Italien

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Abb. 7. Cividale, S. Maria in Valle: Stuckornamente unterer Teil

als der Ursprungsländer byzantinischer sogut wie abendländischer Kunstformen nicht
mehr mit einem Achselzucken abgelehnt, sondern als in der Natur der Kunstentwicklung
liegend verstanden werden wird.
Nachdem ich die Verwandtschaft im Einteilungsprinzip der Stuckdekorationen
von Cividale, Kairo und im Deir es-Surjänii hervorgehoben habe, will ich jetzt die
(Abb. 6 u. 7)1) Ornamentmotive von Cividale näher ins Auge fassen. Sie wirken von
vornherein fremdartig, nicht nur in ihrer Gestalt, die vielfach unantik ist, sondern vor
allem deshalb, weil sich in ihnen mit der virtuosesten und saubersten Technik ein auf
italienischem Boden ganz einzig stilgetreues Festhalten an der Komposition in der
Fläche geltend macht. Damit geht Hand in Hand, daß die Friese wie Stoffbordüren
rein farbig wirken. Eine Modellierung in Licht und Schatten, ein Undulieren der
Flächen im Raume ist — wo nicht antike Traditionen nachwirken, wie in den Kapitellen
und Perlschnüren, oder um des Effektes der zersprengten Hell- und Dunkelkontraste willen,
wie bei den Trauben am Bogen unten — völlig ausgeschlossen. Der Stukkator stellt
eine ebene Fläche her und sticht die Ornamente mit seinen Instrumenten tief aus oder
unterschneidet sie derart, daß sie hell auf dem „Tiefdunkel" 2) des Grundes erscheinen.

9 Nach Aufnahmen von Wlha.

2) Vgl. Jahrbuch der Kgl. preuß. Kunstsammlungen 1904, S. 273 f.
 
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