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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 4
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0329

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Rundschau

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für dem allgemeinen Publikum zur freien Be-
sichtigung zugänglich gemacht wird. Die Halle,
die einst Sir Thomas Morus, dem Utopiaver-
fasser, gehörte, wird so durch einen glück-
lichen Zufall in den Garten in Chelsea, einem
Teile Londons, zu stehen kommen, der einst
auch dem gleichen Morus gehört hat; sie
kann hier auch sehr vorteilhaft zur Aufstellung
gelangen. Sie aber hätte noch jahrhundertelang
am alten Platze stehen hönnen, so fest waren
ihre Mauern. Aber erst nachdem sie abge-
brochen war, schwang sich das Local Govern-
ment Committee des Londoner County Councils
auf den letzteren zu einem Schritt zu veran-
lassen, der späterhin historische Gebäude von
Wert vor dem gleichen Schicksal retten soll.
Der Council soll nämlich der Regierung vor-
schlagen, die hier bereits einmal erwähnte Kom-
mission für die Aufstellung alter Denkmale usw.
Schottlands auch auf England auszudehnen und
dahin zu wirken, daß der Regierung die Macht
übertragen wird, derartige Gebäude auf dem
Wege der Enteignung in öffentlichen Besitz zu
bringen. Der Vorschlag ist gut, wann aber
wird er zur Durchführung gelangen? Da ist es
wenigstens recht, daß soeben eine „Architectural
and Topographical Society" hier gegründet
worden ist, deren Aufgabe es sein soll, Gebäude
auf den britischen Inseln, die als Architektur
einen besonderen Wert haben oder archäologi-
sches Interesse besitzen, aufzunehmen und diese
Aufnahmen zu veröffentlichen, und auch genaue
Zeichnungen, Skizzen, Photographien und Situa-
tionspläne, die die Lage der beschriebenen Ge-
bäude klar zeigen, anzufertigen und aufzube-
wahren, so daß sie später jederzeit als Referenz
dienen können. Die Gesellschaft beabsichtigt
jedes Vierteljahr ein Heft „The Architectural
and Topographical Record" erscheinen zu lassen,
das immer eingehende Beschreibungen alter
Gebäude, sowie Artikel über Heraldik und ähn-
liche Gegenstände enthalten soll. Für London
hat ein ähnliches Institut übrigens schon seit
13 Jahren eigentlich bestanden, nämlich das
„Committee for the Survey of the Memorials
of Greater London", das bisher 7 wertvolle
Monographien herausgegeben hat und nun ein
gleiches für Crosby Hall tut. — Die British
School of Archaeology in Ägypten, deren Haupt
Professor Patrie ist, erläßt einen Aufruf um
Unterstützung zwecks ausgedehnter Grabungen
in Memphis, die in der Trockenzeit vorgenom-
men werden sollen. Momentan werden schon
vorbereitende Schritte dazu unternommen und
die Topographie der alten Hauptstadt ausge-
arbeitet. Die Ergebnisse der Ausgrabungen,
denen man mit ganz besonderem Interesse ent-

gegensieht, werden wieder wie bisher im Uni-
versity College in London zur Ausstellung ge-
langen.
Aus der Provinz liegt diesmal nur die inter-
essante Nachricht vor, daß die Kunstabteilung
der diesjährigen Schottischen Nationalausstellung
in Edinburg [Beginn Mitte Mai) eine außerge-
wöhnliche Übersicht der gesamten Schottischen
Malerei gewähren wird, wie sie bisher wohl noch
nie geboten worden ist. Von George Jamieson von
Aberdeen, einem Schüler Rubens an, wird man
den Hofmaler Allan Ramsay, die Brüder Run-
ciman, Raeburn, Wilkie usw. usw. bis auf die
Meister des heutigen Tages studieren können.
Privatsammler, Behörden wie Galerien haben
ihre Mithilfe zugesagt. Namentlich Raeburn
wird ausgezeichnet vertreten sein. Neun Säle
stehen zur Verfügung, und man rechnet auf
1200 Bilder. — Eine retrospektive britische Aus-
stellung wird man auch in London noch in
diesem Jahre während der franko-britischen
Ausstellung in Shepherds Bush in deren Gelände
zu sehen bekommen (Beginn noch unbestimmt,
aber wohl sicher Mitte oder Ende Mai). Die
Kunstabteilung dieser Riesenausstellung soll halb
französisch, halb englisch sein. Die englische Ab-
teilung wird 100 Ölbiider und 100 Aquarelle ver-
storbener Künstler und je 300 Werke lebender
Meister beherbergen. Da Mr. Spielmann, der
bekannte Kunstsdiriftsteller, die Sache in der
Hand hat, darf man wohl auf eine wirklich
gute und repräsentative Auswahl hoffen. F.
g
HOLLAND =========^^
Nach Rom führt uns die gegenwärtig im
Rijksprentenkabinet in Amsterdam von Herrn
Direktor E. W. Moes arrangierte Ausstellung
von Stichen und Handzeichnungen niederlän-
discher Künstler. In 158 chronologisch geord-
neten Blättern wird eine reiche Auslese von
Darstellungen der verschiedenstenRuinen gegeben,
aus der zunächst einmal zu erkennen ist, welche
antiken Bauwerke die Künstler vornehmlich zum
Nachzeichnen reizten. Und dann, was in den
verschiedenen Fällen sie bei ihrer Arbeit inter-
essierte, warum sie die alten Mauerreste im
Bilde festzuhalten trachteten. Es lassen sich da
in der Hauptsache zwei Richtungen unter-
scheiden, wenn sie auch nicht ganz von-
einander getrennt und zeitlich ebenfalls nicht
fest bestimmt werden können. Die einen,
der nach Rom wandernden nordischen Maler
zeichneten die Reste der alten Baudenk-
mäler um ihrer selbst willen, aus rein topo-
 
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