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Monatshefte für Kunstwissenschaft
gischer Handsdiriften (Maaß-Eifel-Metz) wird
endlidi auch das Eindringen der englisch-belgi-
schen Stilrichtung konstatiert. Die sehr ver-
dienstvolle Arbeit hätte an Lesbarkeit gewon-
nen, wenn die Darstellung mehr herausgearbeitet,
von dem beschreibenden Teil gesondert worden
wäre. Die Aneinanderreihung der Handschriften
ermüdet, zumal es sich um ein gleichförmiges
Material handelt.
Hermann Schmitz (Berlin).
g
Paul Vitry et Gaston Briere. L'eglise
abbatiale de Saint-Denis et ses tombeaux.
Paris. D. A. Longuet. 1908.
Ein guter Führer für die Abteikirdie und
ihren zahlreichen Gräberschatz. Keine er-
schöpfende Monographie, aber ein kurzer, klar
charakterisierender Abriß, der über die kunst-
historisch wichtigen Verhältnisse der Architektur
und Plastik von Saint-Denis sach- und fach-
gemäß orientiert. Auch die bibliographisdien
Hinweise sind ergiebig genug, um in das tiefere
Studium der Fragen einzuführen. Doch hätten
wir gerade von den beiden Autoren, die das
Feld der mittelalterlichen Plastik beherrschen,
auch über die stilgeschichtlichen Beziehungen
der Skulpturen eine freigiebigere Auskunft gern
entgegengenommen.
Artur Weese.
€
L'oeuvre de J. S. B. Chardin et de J. H.
Fragonard. 213 Reproduktionen. Einleitung
von Armand Dayot, Bemerkungen von Le-
andre Vaillat. Herausgeben von F.Gittler,
Paris. Preis 32 Mk. gr. 4°.
Der Wert dieses Werkes liegt in den ge-
radezu mustergültigen Reproduktionen, die ein
fast vollständiges Bild von dem Schaffen der
beiden graziösen Rokokomeister geben. Die
im vorigen Jahre von Armand Dayot bei Georges
Petit organisierte Chardin-Fragonard Ausstel-
lung, vereinigte die Mehrzahl der hier wieder
abgebildeten Werke. Einleitung und Anmer-
kungen sind ein nützlicher Kommentar, ohne
neues zu bieten, dagegen sieht man mit Ver-
gnügen, wie bei den Reproduktionen, Heliogra-
vüren wie Netzdrucken, mit größter Sorgfalt ver-
fahren wurde und so auch aus dem Netzdruck
unglaubliche Feinheiten herausgeholt wurden.
Neben den Ölbildern sind auch Handzeichnungen
und Miniaturen eingehend berücksichtigt, was
besonders für Fragonard wichtig ist, der gerade
in den Zeichnungen sein Intimstes gegeben hat.
Dies Werk gibt allen Freunden des französischen
Rokoko zum ersten Male in handlicher und
leicht zugänglicher Form einen Schatz von Schön-
heit und zarter Grazie, ;auch für den Kulturhisto-
riker gibt es eine Fülle von Anregungen; es ist
ein Vergnügen, dieses Buch zur Seite, das Werk
der Goncourts über die Kunst des achtzehnten
Jahrhunderts noch einmal durchzulesen. „Char-
din und Fragonard" werden auch in Deutschland
schnell zahlreiche Freunde gewinnen. R. A. M.
Karl Justi, Miscellaneen aus drei Jahrhun-
derten spanischen Kunstlebens. I. Band. Mit
85 Abbildungen. Berlin, Grote.
Soviel in den letzten Jahrzehnten auch zur
kunstgeschichtlichen Durchforschung Spaniens
getan ist, es hat sich alle Arbeit immer nur auf
einzelne Persönlichkeiten oder Gruppen erstreckt
und auch wohl nur erstrecken können. Das
große Monumentalwerk der spanischen Kunst-
geschichte überhaupt, auch nur das einer ein-
zelnen größeren Periode, fehlt noch; Begonne-
nes ist Bruchstück geblieben, so vor allem die
Versuche, die Architekturgeschidite des Landes
durch die Darstellung seiner Denkmäler in großem
Maßstabe aufzubauen; daß die neuesten monu-
mentos arquitectonicos es viel weiter bringen
werden, ist kaum wahrscheinlich.
So wäre auch wohl alles bisher geleistete
fast mit dem Ausdruck Miscellaneen zu be-
zeichnen, und Justi, zurzeit wohl der Einzige,
der sich eines irgendwie zusammenfassenden
Werkes unterfangen dürfte, hat sicher wohl
bewußt in dem vorliegenden Buche seine wich-
tigsten zerstreuten Aufsätze über einzelne Per-
sönlichkeiten der spanischen Kunstgeschichte
vereinigt. Und sie geben in dieser Zusammen-
stellung doch etwas geschlosseneres, als man an
sich erwarten könnte.
Vielleicht wird es noch lange so bleiben, daß
Steinchen zu Steinchen und Quader zu Quader
gehäuft wird, bis einst der Wissende kommt,
der alles zusammenfügt zu geschlossenem Bau.
Schade ist es, daß gerade Justi nicht den Ver-
such machen zu wollen scheint, wenigstens in
kleinerem Umfange ein Gesamtbild — oder ein
größeres Stück des Gesamtbildes — zu geben.
Wie sehr er der Mann dazu wäre, beweisen
die hier zu vereinigenden 24 Aufsätze, von
denen er nun im 1. Band 11, bereits fast die
Hälfte, gibt. Und zwar diejenigen, die die Zeit
etwa von 1450—1550 umfassen, hier und da die
Grenzen überspringend. —
Ich muß gestehen, daß es mir immer aufs
neue erstaunlich ist, nicht nur was Justi alles
Monatshefte für Kunstwissenschaft
gischer Handsdiriften (Maaß-Eifel-Metz) wird
endlidi auch das Eindringen der englisch-belgi-
schen Stilrichtung konstatiert. Die sehr ver-
dienstvolle Arbeit hätte an Lesbarkeit gewon-
nen, wenn die Darstellung mehr herausgearbeitet,
von dem beschreibenden Teil gesondert worden
wäre. Die Aneinanderreihung der Handschriften
ermüdet, zumal es sich um ein gleichförmiges
Material handelt.
Hermann Schmitz (Berlin).
g
Paul Vitry et Gaston Briere. L'eglise
abbatiale de Saint-Denis et ses tombeaux.
Paris. D. A. Longuet. 1908.
Ein guter Führer für die Abteikirdie und
ihren zahlreichen Gräberschatz. Keine er-
schöpfende Monographie, aber ein kurzer, klar
charakterisierender Abriß, der über die kunst-
historisch wichtigen Verhältnisse der Architektur
und Plastik von Saint-Denis sach- und fach-
gemäß orientiert. Auch die bibliographisdien
Hinweise sind ergiebig genug, um in das tiefere
Studium der Fragen einzuführen. Doch hätten
wir gerade von den beiden Autoren, die das
Feld der mittelalterlichen Plastik beherrschen,
auch über die stilgeschichtlichen Beziehungen
der Skulpturen eine freigiebigere Auskunft gern
entgegengenommen.
Artur Weese.
€
L'oeuvre de J. S. B. Chardin et de J. H.
Fragonard. 213 Reproduktionen. Einleitung
von Armand Dayot, Bemerkungen von Le-
andre Vaillat. Herausgeben von F.Gittler,
Paris. Preis 32 Mk. gr. 4°.
Der Wert dieses Werkes liegt in den ge-
radezu mustergültigen Reproduktionen, die ein
fast vollständiges Bild von dem Schaffen der
beiden graziösen Rokokomeister geben. Die
im vorigen Jahre von Armand Dayot bei Georges
Petit organisierte Chardin-Fragonard Ausstel-
lung, vereinigte die Mehrzahl der hier wieder
abgebildeten Werke. Einleitung und Anmer-
kungen sind ein nützlicher Kommentar, ohne
neues zu bieten, dagegen sieht man mit Ver-
gnügen, wie bei den Reproduktionen, Heliogra-
vüren wie Netzdrucken, mit größter Sorgfalt ver-
fahren wurde und so auch aus dem Netzdruck
unglaubliche Feinheiten herausgeholt wurden.
Neben den Ölbildern sind auch Handzeichnungen
und Miniaturen eingehend berücksichtigt, was
besonders für Fragonard wichtig ist, der gerade
in den Zeichnungen sein Intimstes gegeben hat.
Dies Werk gibt allen Freunden des französischen
Rokoko zum ersten Male in handlicher und
leicht zugänglicher Form einen Schatz von Schön-
heit und zarter Grazie, ;auch für den Kulturhisto-
riker gibt es eine Fülle von Anregungen; es ist
ein Vergnügen, dieses Buch zur Seite, das Werk
der Goncourts über die Kunst des achtzehnten
Jahrhunderts noch einmal durchzulesen. „Char-
din und Fragonard" werden auch in Deutschland
schnell zahlreiche Freunde gewinnen. R. A. M.
Karl Justi, Miscellaneen aus drei Jahrhun-
derten spanischen Kunstlebens. I. Band. Mit
85 Abbildungen. Berlin, Grote.
Soviel in den letzten Jahrzehnten auch zur
kunstgeschichtlichen Durchforschung Spaniens
getan ist, es hat sich alle Arbeit immer nur auf
einzelne Persönlichkeiten oder Gruppen erstreckt
und auch wohl nur erstrecken können. Das
große Monumentalwerk der spanischen Kunst-
geschichte überhaupt, auch nur das einer ein-
zelnen größeren Periode, fehlt noch; Begonne-
nes ist Bruchstück geblieben, so vor allem die
Versuche, die Architekturgeschidite des Landes
durch die Darstellung seiner Denkmäler in großem
Maßstabe aufzubauen; daß die neuesten monu-
mentos arquitectonicos es viel weiter bringen
werden, ist kaum wahrscheinlich.
So wäre auch wohl alles bisher geleistete
fast mit dem Ausdruck Miscellaneen zu be-
zeichnen, und Justi, zurzeit wohl der Einzige,
der sich eines irgendwie zusammenfassenden
Werkes unterfangen dürfte, hat sicher wohl
bewußt in dem vorliegenden Buche seine wich-
tigsten zerstreuten Aufsätze über einzelne Per-
sönlichkeiten der spanischen Kunstgeschichte
vereinigt. Und sie geben in dieser Zusammen-
stellung doch etwas geschlosseneres, als man an
sich erwarten könnte.
Vielleicht wird es noch lange so bleiben, daß
Steinchen zu Steinchen und Quader zu Quader
gehäuft wird, bis einst der Wissende kommt,
der alles zusammenfügt zu geschlossenem Bau.
Schade ist es, daß gerade Justi nicht den Ver-
such machen zu wollen scheint, wenigstens in
kleinerem Umfange ein Gesamtbild — oder ein
größeres Stück des Gesamtbildes — zu geben.
Wie sehr er der Mann dazu wäre, beweisen
die hier zu vereinigenden 24 Aufsätze, von
denen er nun im 1. Band 11, bereits fast die
Hälfte, gibt. Und zwar diejenigen, die die Zeit
etwa von 1450—1550 umfassen, hier und da die
Grenzen überspringend. —
Ich muß gestehen, daß es mir immer aufs
neue erstaunlich ist, nicht nur was Justi alles