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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Strzygowski, Josef: Das orientalische Italien
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0036

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Monatshefte für Kunstwissenschaft


Abb. 9. Die koptische Truhe zu Terracina: Schmalseite links

dekorativ verarbeitet sind und Motive aufgenommen haben, die anderen Bedeutungs-
kreisen entstammen. So erscheinen gerade auf der Vorderseite Dinge zusammen-
gestellt, die eine einheitliche Deutung kaum zulassen. In den oberen Eckfeldern stehen
sich zwei Kentauren ähnlich gegenüber wie auf dem Elfenbeinhorn von Jasz-Bereny,1)
das überhaupt die zahlreichsten Vergleichspunkte für unseren Kasten bietet. Wenn
ihnen hier Tiere untergeschoben sind, so geht das wohl lediglich auf das Bedürfnis
zurück, den Raum zu füllen. Das Tier (Pferd?) links zeugt allein durch seine Anord-
nung für diese formale Deutung und das Rind rechts wird nicht von dem Kentaurn,
sondern von einem anderen Tiere überfallen, so daß der Kentaur außerhalb des sym-
bolischen Bezuges auf den Kampf von Gut und Böse bleibt.
Ähnlich verhält es sich mit den vier Darstellungen neben Adam und Eva. Der
Jäger im linken Felde, der seinen Bogen gegen den Rachen eines Wildschweines richtet,
kehrt mit demselben kurzen Rock auf dem Elfenbeinhorn in Ungarn wieder, 2) nur wird
dort das Wild durch einen Hirsch vertreten. Dieselbe Figur auch auf dem Deckel des

9 Hampel, Altertümer des früheren Mittelalters in Ungarn II, S. 896. Die Zuteilung der
Hörner an Byzanz ist schwerlich richtig. Sie stammen aus dem Nordkreise der mesopotamischen Kunst.

2) Hampel, S. 894, Fig. 14.
 
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