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Monatshefte für Kunstwissenschaft
in Twickenham" vertreten. Interessant ist der
Vergleich dieser Vorläufer des modernen Natur-
empfindens mit der älteren aus Rubens hervor-
gegangenen Kunst der Landschaftsschilderung,
wie sie sich in den zwei schönen Landschaften
von Gainsborough offenbart. Auch die eng-
lischen Porträtisten bilden eine glänzende Reihe,
von Reynolds machtvollem Bildnis Garricks:
über Romneys Lady Hamilton zu Raeburns,
Lawrence und Höppners weiblichen Bild-
nissen. Von der Schule der Genremaler steht
ein köstlicher Morland, „die Zigeuner", einem
etwas harten Landseer, „Mutter und Kind",
gegenüber. Von Bonington, dem Bindeglied
zwischen Engländern undFranzosen, zwei Werke,
darunter eine Ansicht von Paris.
Den Kern der Sammlung Cheramy bilden
die französischen Romantiker. Ihr Vorläufer
Gros leitet mit einem wuchtigen Porträt der
Mlle. Mezeray die Reihe ein. Die 17 Werke
von Gericault geben ein Gesamtbild vom
Schaffen dieses Künstlers, da neben dem, einst in
Delacroix Besitz befindlichen, großen „lancier
rouge" neben das vollendete Porträt von Geri-
caults Freund Jamar eine Reihe Skizzen und
Studien treten: so die zu dem Chasseuroffizier
DELACROIX (Eugene): Chef arabe
□ No. 294 du Catalogue (pastel) □
Die englischen Bilder der Sammlung Cheramy
geben ein charakteristisches Gesamtbild gerade
des Zweiges der englischen Kunst, der in den
zwanziger Jahren so außerordentlich stark auf
die französische romantische Malerei eingewirkt
hatte: 1820—22 hatte Gericault in London ge-
lebt. Bonington hatte Delacroix und Gericault
mit der Kunst seiner Heimat bekannt gemacht,
auf dem Salon von 1824 machten die Werke
Constables auf Delacroix den tiefsten Eindruck,
neben denen auf diesem Salon noch Werke
von Bonington, Copley Fielding und Lawrence
zu sehen waren. Bei Cheramy finden wir zu-
nächst die glänzende Reihe der 34 Constables,
unter denen zu erwähnen sind: die Häuser in
East Bergholt, Frecton Tower near Ipswich,
die zwei in ihrer schwermütigen Melancholie
an Ruysdael gemahnenden Landschaften mit
der Kirche von Stoke, der Heuwagen, die breiten
Linien von Hampstead Heath, die frische Im-
pression der „Fischerboote", Malvern Hall, War-
wickshire, der Frühling, der Park von Salisbury
mit Mrs. Constable und Mrs. Fisher im Vorder-
gründe, die berühmte Jubelfeier von Waterloo
in East Bergholt und der „Sonnenuntergang",
in dem die Luftmalerei unserer heutigen Größten
schon fertig zu sein scheint. Turner ist mit
nur zwei Werken, darunter „des Künstlers Haus
GOYA: Lola Ximenez
Monatshefte für Kunstwissenschaft
in Twickenham" vertreten. Interessant ist der
Vergleich dieser Vorläufer des modernen Natur-
empfindens mit der älteren aus Rubens hervor-
gegangenen Kunst der Landschaftsschilderung,
wie sie sich in den zwei schönen Landschaften
von Gainsborough offenbart. Auch die eng-
lischen Porträtisten bilden eine glänzende Reihe,
von Reynolds machtvollem Bildnis Garricks:
über Romneys Lady Hamilton zu Raeburns,
Lawrence und Höppners weiblichen Bild-
nissen. Von der Schule der Genremaler steht
ein köstlicher Morland, „die Zigeuner", einem
etwas harten Landseer, „Mutter und Kind",
gegenüber. Von Bonington, dem Bindeglied
zwischen Engländern undFranzosen, zwei Werke,
darunter eine Ansicht von Paris.
Den Kern der Sammlung Cheramy bilden
die französischen Romantiker. Ihr Vorläufer
Gros leitet mit einem wuchtigen Porträt der
Mlle. Mezeray die Reihe ein. Die 17 Werke
von Gericault geben ein Gesamtbild vom
Schaffen dieses Künstlers, da neben dem, einst in
Delacroix Besitz befindlichen, großen „lancier
rouge" neben das vollendete Porträt von Geri-
caults Freund Jamar eine Reihe Skizzen und
Studien treten: so die zu dem Chasseuroffizier
DELACROIX (Eugene): Chef arabe
□ No. 294 du Catalogue (pastel) □
Die englischen Bilder der Sammlung Cheramy
geben ein charakteristisches Gesamtbild gerade
des Zweiges der englischen Kunst, der in den
zwanziger Jahren so außerordentlich stark auf
die französische romantische Malerei eingewirkt
hatte: 1820—22 hatte Gericault in London ge-
lebt. Bonington hatte Delacroix und Gericault
mit der Kunst seiner Heimat bekannt gemacht,
auf dem Salon von 1824 machten die Werke
Constables auf Delacroix den tiefsten Eindruck,
neben denen auf diesem Salon noch Werke
von Bonington, Copley Fielding und Lawrence
zu sehen waren. Bei Cheramy finden wir zu-
nächst die glänzende Reihe der 34 Constables,
unter denen zu erwähnen sind: die Häuser in
East Bergholt, Frecton Tower near Ipswich,
die zwei in ihrer schwermütigen Melancholie
an Ruysdael gemahnenden Landschaften mit
der Kirche von Stoke, der Heuwagen, die breiten
Linien von Hampstead Heath, die frische Im-
pression der „Fischerboote", Malvern Hall, War-
wickshire, der Frühling, der Park von Salisbury
mit Mrs. Constable und Mrs. Fisher im Vorder-
gründe, die berühmte Jubelfeier von Waterloo
in East Bergholt und der „Sonnenuntergang",
in dem die Luftmalerei unserer heutigen Größten
schon fertig zu sein scheint. Turner ist mit
nur zwei Werken, darunter „des Künstlers Haus
GOYA: Lola Ximenez