364 Monatshefte für Kunstwissenschaft
Jahrhundert, wie z. B. Korin, Seppo, Toyotomi,
Genki u. dgl. mehr. — Unter den Lackarbeiten
aus China sind besonders die Stücke aus rot-
geschnitztem Tiaotsi-Lack hervorzuheben. Von
China seien erwähnt: Porzellane, manche Blanc
de Chine und Sang de boeuf; seltene Opfer-
gefäße aus Lapislazuli, eins davon ganz alt mit
Inschrift; außerordentlich gut erhaltene antike
Tempelpanneau, davon eins aus rotem Atlas
mit reicher Goldstickerei. Vieles weitere aus
Cochinchina, Borneo, Java, Birma. Siam ist
meist mit Silber- und Goldarbeiten vertreten,
darunter zwei Stück 70 cm hohe Räuchergefäße.
Eine zweite solche Sammlung wieder zusammen-
zubringen, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit
sein. Es ist sehr zu bedauern, daß diese Kol-
lektion, ein Museum im wahren Sinne des
Wortes, nicht zusammenbleiben wird, wie es
wohl der Wunsch des verstorbenen Sammlers
gewesen sein wird. Br.
DER KUNSTMARKT
BERLIN ========^==^^
Ein Ereignis ersten Ranges war die Ver-
steigerung von radierten Werken Max Klingers
und anderer moderner Graphiker bei Amsler
und Ruthardt am 23. und 24. März. Es handelte
sich zum größten Teil um vorzügliche Probe-
drucke der Zyklen Klingers und einzelner Blätter
daraus, und die erzielten Preise legten von der
außergewöhnlichen Schätzung der Kunstblätter
deutlichstes Zeugnis ab. Das Handexemplar des
Künstlers von Opus VIII „Ein Leben", erste
Ausgabe von der unverstählten Platte, stieg
bis auf 6700 M.; einzelne Blätter aus dieser
Folge wurden nicht im Verhältnis hoch bezahlt;
sie bewegten sich zwischen 200 M. (Bl. 9 u. 12.j
und 360 M. (Bl. 13) und 380 M. (Bl. 15). Das
ursprünglich für diese Folge radierte Blatt „Chri-
stus und die Samariterin", das aber nicht in sie
aufgenommen wurde, errang 1070 M. Fast
ebenso hoch geschätzt (4500 M.) wurde Opus XIII,
„Vom Tode, Zweiter Teil" (Exemplar Nr. 1 der
ersten nummerierten Ausgabe, die nur bis 100
geht); Einzelblätter wurden hodi bewertet:
„Und doch!" 1050 M., „An die Schönheit" 1750
M., „Mutter und Kind" 910 M., „Versuchung"
750 M., „Der Herrscher" 990 M., andere im Ver-
hältnis geringer. Den dritten Rang nahm Opus X,
„Eine Liebe", mit 3100 M. ein. (Einzelblätter
gingen entsprechend in der Höhe von 250—300
M.); den vierten Opus XII, „Brahms-Phantasie",
2660 M., Einzelblätter 230—615 M.; ein später
verworfenes und daher seltenes Blatt, „Unter-
welt", 1200 M. Die übrigen Folgen: Opus I,
„Radierte Skizzen" (von 1879) 2100 M.; Opus II,
„Rettungen Ovidischer Opfer", 2050 M. (Einzel-
blätter 60—85 M., nur „Anrufung" 210 M. und
Titelblatt 225 M.); Opus III, „Eva und die Zu-
kunft", 900 M. (Einzelblätter relativ hoch, 170
und 180 M.); Opus IV, „Intermezzi", 590 M.
(daraus „Bergsturz" 200 M., „Psyche mit der
Büchse der Pandora" — nicht in die Folge auf-
genommen und nur in zwei Exemplaren be-
kannt — 495 M.); Opus VI, „Ein Handschuh",
1650 M.; Opus IX, „Dramen", 1550 M.; Opus
XI, „Vom Tode, Erster Teil", 2100 M.
Von den Einzelblättern Klingers erregte be-
greiflicherweise der Halbakt eines jungen Mäd-
chens mit sehnsüchtigem Aufblick das größte Inter-
esse (Kat.-Nr. 197). Dieses Blatt war bekanntlich
von dem Direktor des Leipziger Museums als
Unikum seinerzeit mit 4500 M. bezahlt worden.
Die maßlose Überschätzung sowohl Klingers als
des Seltenheitswertes von Kunstwerken, die sich
darin kundgab, wurde durch das Erscheinen des
zweiten Exemplars und durch den Preis, den
es nun erzielte (1020 M.) ad absurdum geführt.
Dieser Preis ist ja, obwohl noch immer hoch,
dennodi hinter den für drei einzelne Blätter auf
der Auktion erzielten Preisen zurückgeblieben.
— Eine wenig bekannte Radierung, Mephisto
in Fausts Studierzimmer, brachte 325 M.; ein
Künstler (Klinger selbst) vor seiner Staffelei
530 M.; ein Seidenspitz, auf Atlas gedruckt,
420 M.; Aquatintablatt, Brustbild eines Spaniers,
405 M.; selbst für (seltene) Exlibris von Klingers
Hand wurden noch 60—330 M. bezahlt. Hand-
zeichnungen in der Art seiner Radierungen
stiegen natürlich hoch: Orientalischer Herrscher
960 M., In der Sommerfrische 1900 M., Amor,
Tod und Jenseits 920 M., Amors Schandtaten
600 M.
Die anderen zum Verkauf gelangenden Blätter
waren viel weniger begehrt. Die feinen Ra-
dierungen Leibls gingen im Höchstmaß bis
305 M., M. Liebermann nur bis 60 M. (höhere
Preise erreichten Handzeichnungnungen, bis 180
M.k Menzel 69 M.; selbst Stauffer-Bern
errang nur 385 M. (A. v. Menzel) und 430 M.
(G. Freytag); der liegende weibliche Akt 310 M.
(gute frühe Abdrücke, z. T. mit Grat); ebenso
E. M. Geyger: Darwinismus 260 und 370 M.;
Otto Greiner: Inferno, erster Abzug, 360 M.,
Entführung Ganymeds 260 M., Studie zum In-
ferno 470 M. Ausländer gingen verhältnismäßig
höher: Seymour Haden bis 700 M., Her-
komer (Dame in Weiß) 620 M., J. F. Millet
425 M. (Le depart pour le travail); A. Zorn
bis 270 M.; Whistler wurde hoch bezahlt, bis
1000 M. (Long Venice; Salute: Dawn. Venice
Jahrhundert, wie z. B. Korin, Seppo, Toyotomi,
Genki u. dgl. mehr. — Unter den Lackarbeiten
aus China sind besonders die Stücke aus rot-
geschnitztem Tiaotsi-Lack hervorzuheben. Von
China seien erwähnt: Porzellane, manche Blanc
de Chine und Sang de boeuf; seltene Opfer-
gefäße aus Lapislazuli, eins davon ganz alt mit
Inschrift; außerordentlich gut erhaltene antike
Tempelpanneau, davon eins aus rotem Atlas
mit reicher Goldstickerei. Vieles weitere aus
Cochinchina, Borneo, Java, Birma. Siam ist
meist mit Silber- und Goldarbeiten vertreten,
darunter zwei Stück 70 cm hohe Räuchergefäße.
Eine zweite solche Sammlung wieder zusammen-
zubringen, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit
sein. Es ist sehr zu bedauern, daß diese Kol-
lektion, ein Museum im wahren Sinne des
Wortes, nicht zusammenbleiben wird, wie es
wohl der Wunsch des verstorbenen Sammlers
gewesen sein wird. Br.
DER KUNSTMARKT
BERLIN ========^==^^
Ein Ereignis ersten Ranges war die Ver-
steigerung von radierten Werken Max Klingers
und anderer moderner Graphiker bei Amsler
und Ruthardt am 23. und 24. März. Es handelte
sich zum größten Teil um vorzügliche Probe-
drucke der Zyklen Klingers und einzelner Blätter
daraus, und die erzielten Preise legten von der
außergewöhnlichen Schätzung der Kunstblätter
deutlichstes Zeugnis ab. Das Handexemplar des
Künstlers von Opus VIII „Ein Leben", erste
Ausgabe von der unverstählten Platte, stieg
bis auf 6700 M.; einzelne Blätter aus dieser
Folge wurden nicht im Verhältnis hoch bezahlt;
sie bewegten sich zwischen 200 M. (Bl. 9 u. 12.j
und 360 M. (Bl. 13) und 380 M. (Bl. 15). Das
ursprünglich für diese Folge radierte Blatt „Chri-
stus und die Samariterin", das aber nicht in sie
aufgenommen wurde, errang 1070 M. Fast
ebenso hoch geschätzt (4500 M.) wurde Opus XIII,
„Vom Tode, Zweiter Teil" (Exemplar Nr. 1 der
ersten nummerierten Ausgabe, die nur bis 100
geht); Einzelblätter wurden hodi bewertet:
„Und doch!" 1050 M., „An die Schönheit" 1750
M., „Mutter und Kind" 910 M., „Versuchung"
750 M., „Der Herrscher" 990 M., andere im Ver-
hältnis geringer. Den dritten Rang nahm Opus X,
„Eine Liebe", mit 3100 M. ein. (Einzelblätter
gingen entsprechend in der Höhe von 250—300
M.); den vierten Opus XII, „Brahms-Phantasie",
2660 M., Einzelblätter 230—615 M.; ein später
verworfenes und daher seltenes Blatt, „Unter-
welt", 1200 M. Die übrigen Folgen: Opus I,
„Radierte Skizzen" (von 1879) 2100 M.; Opus II,
„Rettungen Ovidischer Opfer", 2050 M. (Einzel-
blätter 60—85 M., nur „Anrufung" 210 M. und
Titelblatt 225 M.); Opus III, „Eva und die Zu-
kunft", 900 M. (Einzelblätter relativ hoch, 170
und 180 M.); Opus IV, „Intermezzi", 590 M.
(daraus „Bergsturz" 200 M., „Psyche mit der
Büchse der Pandora" — nicht in die Folge auf-
genommen und nur in zwei Exemplaren be-
kannt — 495 M.); Opus VI, „Ein Handschuh",
1650 M.; Opus IX, „Dramen", 1550 M.; Opus
XI, „Vom Tode, Erster Teil", 2100 M.
Von den Einzelblättern Klingers erregte be-
greiflicherweise der Halbakt eines jungen Mäd-
chens mit sehnsüchtigem Aufblick das größte Inter-
esse (Kat.-Nr. 197). Dieses Blatt war bekanntlich
von dem Direktor des Leipziger Museums als
Unikum seinerzeit mit 4500 M. bezahlt worden.
Die maßlose Überschätzung sowohl Klingers als
des Seltenheitswertes von Kunstwerken, die sich
darin kundgab, wurde durch das Erscheinen des
zweiten Exemplars und durch den Preis, den
es nun erzielte (1020 M.) ad absurdum geführt.
Dieser Preis ist ja, obwohl noch immer hoch,
dennodi hinter den für drei einzelne Blätter auf
der Auktion erzielten Preisen zurückgeblieben.
— Eine wenig bekannte Radierung, Mephisto
in Fausts Studierzimmer, brachte 325 M.; ein
Künstler (Klinger selbst) vor seiner Staffelei
530 M.; ein Seidenspitz, auf Atlas gedruckt,
420 M.; Aquatintablatt, Brustbild eines Spaniers,
405 M.; selbst für (seltene) Exlibris von Klingers
Hand wurden noch 60—330 M. bezahlt. Hand-
zeichnungen in der Art seiner Radierungen
stiegen natürlich hoch: Orientalischer Herrscher
960 M., In der Sommerfrische 1900 M., Amor,
Tod und Jenseits 920 M., Amors Schandtaten
600 M.
Die anderen zum Verkauf gelangenden Blätter
waren viel weniger begehrt. Die feinen Ra-
dierungen Leibls gingen im Höchstmaß bis
305 M., M. Liebermann nur bis 60 M. (höhere
Preise erreichten Handzeichnungnungen, bis 180
M.k Menzel 69 M.; selbst Stauffer-Bern
errang nur 385 M. (A. v. Menzel) und 430 M.
(G. Freytag); der liegende weibliche Akt 310 M.
(gute frühe Abdrücke, z. T. mit Grat); ebenso
E. M. Geyger: Darwinismus 260 und 370 M.;
Otto Greiner: Inferno, erster Abzug, 360 M.,
Entführung Ganymeds 260 M., Studie zum In-
ferno 470 M. Ausländer gingen verhältnismäßig
höher: Seymour Haden bis 700 M., Her-
komer (Dame in Weiß) 620 M., J. F. Millet
425 M. (Le depart pour le travail); A. Zorn
bis 270 M.; Whistler wurde hoch bezahlt, bis
1000 M. (Long Venice; Salute: Dawn. Venice