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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abteilung der alten Kunstmedaillen umfassen
und gerade hier tritt charakteristisch die Vor-
liebe Erbsteins für seine engere sächsische
Heimat zutage. Den Katalog eröffnet eine
Rubrik italienischer Medaillen, darunter als Nr. 1
ein Selbstporträt Vittore Pisanos. Als 2. Haupt-
teil folgen dann deutsche und niederländische
Medaillen, die fast eine vollständige Geschichte
der deutschen Kaiser und Könige, sowie die
Bilder aller hervorragenden Privatpersonen ver-
mitteln. Ein 3. Hauptteil vereinigt endlich Me-
daillen mit religiösen Darstellungen, hauptsäch-
lich von Joachimsthaler Künstlern. Endlich mögen
noch eine kleine Rubrik Medaillen-Modelle von
Tobias Wolff, sowie einige Modelle bekannter
Künstler genannt sein. Im einzelnen wird der
fachmännische Blick schnell dieses oder jenes
besonders wertvolle Stück entdecken.
MÜNCHEN =============
Der wichtigste Verkauf des vergangenen
Monats war die „Arlesienne" van Goghs, die für
15000 M. aus dem Besitz der Münchener Kunst-
handlung Zimmermann in Berliner Privatbesitz
überging. An wichtigen Auktionen fand im März
bei Helbing allein eine Versteigerung von Werken
altbayrischer Kunst aus Ayinger Privatbesitz
statt, die ursprünglich für ein dort geplantes
Museum gesammelt waren. Dafür gab es im April
sogleich, ebenfalls bei Helbing, drei aufeinander
folgende bedeutende Auktionen. Für den Verkauf
der Sammlung F. Kalister aus Triest war
die gegenwärtige Zeit und ihre Wünsche und
Anforderungen in Kunstdingen nicht gerade die
günstigste. Der verstorbene Besitzer wird für
die Zusammenbringung seiner Galerie sicherlich
bedeutend mehr gezahlt haben als die Erben
erzielen konnten. Weitaus das interessanteste
Bild war Munkacsys „vor der Schule" (1871),
aus der schwarzen Periode des Künstlers, aus
welcher die „nächtlichen Vagabunden" am be-
kanntesten sein dürften. Trotz des schadhaften
Zustandes steigerte die Nadifrage den Preis auf
9300 M., wofür es die Galerie Knorr in München
erwarb. Überhaupt hatte Herr Knorr Gelegen-
heit, seiner Sammlung wertvolle Stücke zu ge-
winnen wie Lenbachs „Rumänin" (M.7100), und am
Nachmittag bei einer weiteren Versteigerung
bei Helbing, Eduard Schleichs Erntebild (M. 1000)
und einen feinen kleinen Spitzweg „Gebirgstal"
(M. 410). Als eifriger Käufer trat Herr Justizrat
Rütkens (Aachen) auf, welcher Leibls Studienkopf
eines jungen Mannes, auf grünem Grund gemait,
aus frühester Zeit stammend, für 8120 M. an sich
brachte. Aus der Versteigerung Kalister sei noch
genannt: Benlliure, Weinprobe (M. 10200, Chem-
nitz, Privatbesitz),Favretto „Tauben von Venedig"
(M. 2800), Gaißer „Beim Goldschmiede" (M. 4150),
desselben „Kriegsnachrichten" (M. 2560), ten
Kate „Werbung" (M. 2000), F. A. Kaulbach „Zwei
Schwestern" (M. 7400) Kowalski „Postschlitten"
(M. 3000), Verboekhoven „Schafstall" (M. 2500).
— Die Perle der Versteigerung des Nachmittags,
Spitzwegs „Alchimist" erstand für M.3000 Artaria
in Wien. Weiterhin erreichten : Klombeck, „Laub-
wald" (1844) M. 330, Lier, „Berglandschaft"
M. 4900, Schleich „Strandbild" M. 6400 (!!), kleine
Arbeiten Spitzwegs bis zu M. 970, eine Wieder-
holung des bekannten Gutsherrn M. 1500, Zum-
busch „Märchen" M. 2100.
Aus der Versteigerung einer süddeutschen
Sammlung von Handzeichnungen und Aquarellen
hervorragendster Meister des 19. Jahrhunderts
am 8. April sind hervorzuheben: Feuerbach,
„Mädchen und Jüngling in Landschaft" (M. 690),
Pilotys „Thusnelda im Triumphzug des Ger-
manicus (M. 800) und Seni vor „Wallensteins
Leiche" (M. 400), Schwinds „Rheintöchter" (M. 600)
nnd „Elfenreigen" (M. 1360), endlich vorzügliche
Ansichten aus Alt-München. Am 9. April kamen
163 Handzeichnungen aus dem Nachlaß
Karl Spitzwegs unter den Hammer, die wieder-
um dartaten, wie der Maler Spitzweg dem
Zeichner überlegen war, wenn auch manche
Blätter, mit köstlichen persönlichen Bemerkungen
versehen, für den prachtvollen Humor des Men-
schen und des Künstlers gleichzeitig beredtes
Zeugnis gaben. Einen großen Teil erwarb zu
verhältnismäßig hohen Preisen das Münchner
Kunstantiquariat von Halle, aber auch der
Kgl. graphischen Sammlung gelang es, über ein
Dutzend charakteristische Exemplare, darunter
gute Landschaftsskizzen, anzukaufen. Höhere
Preise erzielten auch die seltenen aquarellierten
Zeichnungen (durchschnittlich (M. 150), während
Studien aus Spitzwegs frühester Zeit (1833—1837)
wenig angefragt wurden. u —
STUTTGART ..==
In der Zeit vom 18.—23. Mai kommen durch
die Kunsthandlung von H. G. Gutekunst zwei
Kupferstich - Sammlungen von hervorragender
Bedeutung zur Versteigerung. Die eine dieser
Sammlungen aus dem Besitze des bekannten
amerikanischen Sammlers Marsden J. Perry
in Providence, R. J., enthält die Werke von
Dürer und Rembrandt in seltener Schönheit
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abteilung der alten Kunstmedaillen umfassen
und gerade hier tritt charakteristisch die Vor-
liebe Erbsteins für seine engere sächsische
Heimat zutage. Den Katalog eröffnet eine
Rubrik italienischer Medaillen, darunter als Nr. 1
ein Selbstporträt Vittore Pisanos. Als 2. Haupt-
teil folgen dann deutsche und niederländische
Medaillen, die fast eine vollständige Geschichte
der deutschen Kaiser und Könige, sowie die
Bilder aller hervorragenden Privatpersonen ver-
mitteln. Ein 3. Hauptteil vereinigt endlich Me-
daillen mit religiösen Darstellungen, hauptsäch-
lich von Joachimsthaler Künstlern. Endlich mögen
noch eine kleine Rubrik Medaillen-Modelle von
Tobias Wolff, sowie einige Modelle bekannter
Künstler genannt sein. Im einzelnen wird der
fachmännische Blick schnell dieses oder jenes
besonders wertvolle Stück entdecken.
MÜNCHEN =============
Der wichtigste Verkauf des vergangenen
Monats war die „Arlesienne" van Goghs, die für
15000 M. aus dem Besitz der Münchener Kunst-
handlung Zimmermann in Berliner Privatbesitz
überging. An wichtigen Auktionen fand im März
bei Helbing allein eine Versteigerung von Werken
altbayrischer Kunst aus Ayinger Privatbesitz
statt, die ursprünglich für ein dort geplantes
Museum gesammelt waren. Dafür gab es im April
sogleich, ebenfalls bei Helbing, drei aufeinander
folgende bedeutende Auktionen. Für den Verkauf
der Sammlung F. Kalister aus Triest war
die gegenwärtige Zeit und ihre Wünsche und
Anforderungen in Kunstdingen nicht gerade die
günstigste. Der verstorbene Besitzer wird für
die Zusammenbringung seiner Galerie sicherlich
bedeutend mehr gezahlt haben als die Erben
erzielen konnten. Weitaus das interessanteste
Bild war Munkacsys „vor der Schule" (1871),
aus der schwarzen Periode des Künstlers, aus
welcher die „nächtlichen Vagabunden" am be-
kanntesten sein dürften. Trotz des schadhaften
Zustandes steigerte die Nadifrage den Preis auf
9300 M., wofür es die Galerie Knorr in München
erwarb. Überhaupt hatte Herr Knorr Gelegen-
heit, seiner Sammlung wertvolle Stücke zu ge-
winnen wie Lenbachs „Rumänin" (M.7100), und am
Nachmittag bei einer weiteren Versteigerung
bei Helbing, Eduard Schleichs Erntebild (M. 1000)
und einen feinen kleinen Spitzweg „Gebirgstal"
(M. 410). Als eifriger Käufer trat Herr Justizrat
Rütkens (Aachen) auf, welcher Leibls Studienkopf
eines jungen Mannes, auf grünem Grund gemait,
aus frühester Zeit stammend, für 8120 M. an sich
brachte. Aus der Versteigerung Kalister sei noch
genannt: Benlliure, Weinprobe (M. 10200, Chem-
nitz, Privatbesitz),Favretto „Tauben von Venedig"
(M. 2800), Gaißer „Beim Goldschmiede" (M. 4150),
desselben „Kriegsnachrichten" (M. 2560), ten
Kate „Werbung" (M. 2000), F. A. Kaulbach „Zwei
Schwestern" (M. 7400) Kowalski „Postschlitten"
(M. 3000), Verboekhoven „Schafstall" (M. 2500).
— Die Perle der Versteigerung des Nachmittags,
Spitzwegs „Alchimist" erstand für M.3000 Artaria
in Wien. Weiterhin erreichten : Klombeck, „Laub-
wald" (1844) M. 330, Lier, „Berglandschaft"
M. 4900, Schleich „Strandbild" M. 6400 (!!), kleine
Arbeiten Spitzwegs bis zu M. 970, eine Wieder-
holung des bekannten Gutsherrn M. 1500, Zum-
busch „Märchen" M. 2100.
Aus der Versteigerung einer süddeutschen
Sammlung von Handzeichnungen und Aquarellen
hervorragendster Meister des 19. Jahrhunderts
am 8. April sind hervorzuheben: Feuerbach,
„Mädchen und Jüngling in Landschaft" (M. 690),
Pilotys „Thusnelda im Triumphzug des Ger-
manicus (M. 800) und Seni vor „Wallensteins
Leiche" (M. 400), Schwinds „Rheintöchter" (M. 600)
nnd „Elfenreigen" (M. 1360), endlich vorzügliche
Ansichten aus Alt-München. Am 9. April kamen
163 Handzeichnungen aus dem Nachlaß
Karl Spitzwegs unter den Hammer, die wieder-
um dartaten, wie der Maler Spitzweg dem
Zeichner überlegen war, wenn auch manche
Blätter, mit köstlichen persönlichen Bemerkungen
versehen, für den prachtvollen Humor des Men-
schen und des Künstlers gleichzeitig beredtes
Zeugnis gaben. Einen großen Teil erwarb zu
verhältnismäßig hohen Preisen das Münchner
Kunstantiquariat von Halle, aber auch der
Kgl. graphischen Sammlung gelang es, über ein
Dutzend charakteristische Exemplare, darunter
gute Landschaftsskizzen, anzukaufen. Höhere
Preise erzielten auch die seltenen aquarellierten
Zeichnungen (durchschnittlich (M. 150), während
Studien aus Spitzwegs frühester Zeit (1833—1837)
wenig angefragt wurden. u —
STUTTGART ..==
In der Zeit vom 18.—23. Mai kommen durch
die Kunsthandlung von H. G. Gutekunst zwei
Kupferstich - Sammlungen von hervorragender
Bedeutung zur Versteigerung. Die eine dieser
Sammlungen aus dem Besitze des bekannten
amerikanischen Sammlers Marsden J. Perry
in Providence, R. J., enthält die Werke von
Dürer und Rembrandt in seltener Schönheit