Der Kunstsammler
367
und Vollständigkeit. Die zweite Sammlung,
aus dem Besitze des Herrn Fritz Rumpf in
Potsdam, umfaßt vorwiegend Porträts aus dem
17. Jahrhundert, und zwar die besten Arbeiten
der bedeutenden Porträtstecher wie Drevet,
Edelinck, Masson, Nanteuil, Schmidt,
Van Schuppen, Visscher, Wille u. a. in
Exemplaren, wie sie im Handel nur äußerst
selten vorkommen. Sehr schön sind auch die
Sittenschilderer der Rokokozeit, Fragonard,
Freudeberg, Greuze, Lancret, Lavreince,
Watteau vertreten. Dazu kommt noch eine
Anzahl früher Blätter der altdeutschen und alt-
italienischen Schule (Meister E. S. von 1466,
Meister des Amsterdamer Kabinets u. a.),
die teils nur in wenigen Exemplaren bekannt,
teils Unika sind, ferner bedeutende Blätter von
Israel van Meckenem, Schongauer, Wen-
zel von Olmütz usw., und in der zweiten
Abteilung eine kleine Sammlung von histo-
rischen Darstellungen, Trachtenbildern
und alten Städteansichten, besonders aus
der Schweiz. — Der Katalog der Auktion, die
wohl eine der bedeutendsten sein wird, die
seit einer Reihe von Jahren in Deutschland
stattgefunden haben, umfaßt insgesamt 1914
Nummern und ist sowohl in einfacher Gestalt
(Preis 50 Pf.) wie in einer reich mit Licht-
drucktafeln ausgestatteten Ausgabe (M. 3.—)
erschienen.
WIEN ^-" =" ==
Die Versteigerung niederländischer Bilder
aus der Sammlung Adolf Edler von Maien-
zeller f bei Pisko in Wien am 11. März er-
zielte durchwegs mäßige Preise. Ein David
Teniers d. Ä. brachte 440 K.; Teniers d. J.
600 K.; Cornelis Bega: Interieur mit zwei Frauen
840 K.; Bauernfamilie 1120 K.; Dusart: Zech-
gesellschaft 780 K.; eine Grablegung Christi von
Bernaert Fabritius erreichte (wohl wegen der
Rembrandtischen Elemente darin) 1160 K.; eine
Verkündigung Mariä von Du Jardin, 1000 K.;
auch Goyen ging relativ gut mit 1000 und
1440 K. (Schloß an einem Fluß). Allegorie von
Abr. Janssens im Geschmack von Rubens 720 K.;
R. Saverys Tierstück nur 350 K.; Corn, de
Vos, Familienporträt, 840 K. Ein minutiöses
Schmetterlingsstück der Rachel Ruijsch errang
bezeichnenderweise einen der höchsten Preise,
1500 K.; den höchsten eine Flußlandschaft des
Ruysdaelschülers C. Gerritsz Decker, 2400 K.
(eine zweite Landschaft von ihm 500 K.); den
zweithöchsten eine Marine von Ludolf Back-
huyzen, 1760 K.; eine andere Marine von
Backhuyzen 1080 K. Dann G. Metsu, Mulattin
im Fenster, 1640 K.; J. M. Molenaer, Kuppel-
szene, 800 K.; D. de Heem, Stilleben, 800 K.;
S. Koninck, Satyr bei den Bauern, 760 K. Der
einzige Italiener, eine Flußlandschaft von Guardi,
erzielte 800 K.
AMSTERDAM ^^^^^^^^^^
Versteigerung Hoogendijk u. A. bei Fred.
Mutter & Co. am 28. und 29. April. Der soeben
in der gewohnten vornehmen Ausstattung er-
schienene Katalog verzeichnet 371 Gemälde, die
zum großen Teil aus der bekannten Haager
Sammlung Hoogendijk stammen. Die Liebhaber
holländischer Landschaftsbilder werden auf
dieser Auktion ihre besondere Freude an der
Kollektion van Goyens haben, deren nicht
weniger als neun Stück unter den Hammer
kommen. Darunter ist Nr. 41, „heftige Brise
auf der Zuidersee", mit prächtigem Wolken-
himmel, auch dem Format nach ein impor-
tantes Gemälde. Es trägt das Monogramm
van Goyens und die Jahreszahl 1655, wurde
mithin ein Jahr vor des Künstlers Tode ge-
malt. Nr. 42 stellt eine „Ansicht von Leiden"
dar, Nr. 43 eine „Marine" bei stiller See,
Nr. 44 eine Windmühle inmitten einer flachen
Landschaft. „Die Wälle von Delft" (Nr. 45) er-
innern in der geistreichen Technik wie im Aufbau
auffallend an Jacob Maris. Diese Bilder rühren
alle aus der späten Periode des Meisters her;
seinen früheren Stil repräsentiert Nr. 198, „die
Hütte", die 1631 datiert ist. Nicht weniger gut
scheinen — nach den Abbildungen zu urteilen —
die Gemälde von Salomon van Ruysdael
(Nrn. 113, 114 und 301) zu sein, ebenso die
beiden Marinen von S. de Vlieger (Nr. 138
und Nr. 140). Unter den Bildern mit figürlichen
Darstellungen verdienen in erster Linie die
beiden in ganzer Figur gegebenen jungen
Trinker von Judith Leyster (Nr. 70) hervor-
gehoben zu werden. Im Oeuvre dieser talent-
vollen Schülerin des Frans Hals dürfte es ein
wichtiges Stück sein: Einmal wegen der lustig-
graziösen Haltung, insbesondere des rechts
stehenden jungen Mannes, aus der man
eine spezifisch weibliche Note herauszufühlen
versucht ist. Dann aber auch wegen der
Art der Beleuchtung durch eine kleine, auf
einem runden Tischciien stehende Kerze, deren
Licht die Gesichter der Beiden von unten
trifft. Die Annahme, daß Judith Leyster von
Einflüssen der Utrechter Schule nicht freige-
blieben ist, gewinnt durch dies Gemälde noch
an Wahrscheinlichkeit. Brekelenkam,Dusart
367
und Vollständigkeit. Die zweite Sammlung,
aus dem Besitze des Herrn Fritz Rumpf in
Potsdam, umfaßt vorwiegend Porträts aus dem
17. Jahrhundert, und zwar die besten Arbeiten
der bedeutenden Porträtstecher wie Drevet,
Edelinck, Masson, Nanteuil, Schmidt,
Van Schuppen, Visscher, Wille u. a. in
Exemplaren, wie sie im Handel nur äußerst
selten vorkommen. Sehr schön sind auch die
Sittenschilderer der Rokokozeit, Fragonard,
Freudeberg, Greuze, Lancret, Lavreince,
Watteau vertreten. Dazu kommt noch eine
Anzahl früher Blätter der altdeutschen und alt-
italienischen Schule (Meister E. S. von 1466,
Meister des Amsterdamer Kabinets u. a.),
die teils nur in wenigen Exemplaren bekannt,
teils Unika sind, ferner bedeutende Blätter von
Israel van Meckenem, Schongauer, Wen-
zel von Olmütz usw., und in der zweiten
Abteilung eine kleine Sammlung von histo-
rischen Darstellungen, Trachtenbildern
und alten Städteansichten, besonders aus
der Schweiz. — Der Katalog der Auktion, die
wohl eine der bedeutendsten sein wird, die
seit einer Reihe von Jahren in Deutschland
stattgefunden haben, umfaßt insgesamt 1914
Nummern und ist sowohl in einfacher Gestalt
(Preis 50 Pf.) wie in einer reich mit Licht-
drucktafeln ausgestatteten Ausgabe (M. 3.—)
erschienen.
WIEN ^-" =" ==
Die Versteigerung niederländischer Bilder
aus der Sammlung Adolf Edler von Maien-
zeller f bei Pisko in Wien am 11. März er-
zielte durchwegs mäßige Preise. Ein David
Teniers d. Ä. brachte 440 K.; Teniers d. J.
600 K.; Cornelis Bega: Interieur mit zwei Frauen
840 K.; Bauernfamilie 1120 K.; Dusart: Zech-
gesellschaft 780 K.; eine Grablegung Christi von
Bernaert Fabritius erreichte (wohl wegen der
Rembrandtischen Elemente darin) 1160 K.; eine
Verkündigung Mariä von Du Jardin, 1000 K.;
auch Goyen ging relativ gut mit 1000 und
1440 K. (Schloß an einem Fluß). Allegorie von
Abr. Janssens im Geschmack von Rubens 720 K.;
R. Saverys Tierstück nur 350 K.; Corn, de
Vos, Familienporträt, 840 K. Ein minutiöses
Schmetterlingsstück der Rachel Ruijsch errang
bezeichnenderweise einen der höchsten Preise,
1500 K.; den höchsten eine Flußlandschaft des
Ruysdaelschülers C. Gerritsz Decker, 2400 K.
(eine zweite Landschaft von ihm 500 K.); den
zweithöchsten eine Marine von Ludolf Back-
huyzen, 1760 K.; eine andere Marine von
Backhuyzen 1080 K. Dann G. Metsu, Mulattin
im Fenster, 1640 K.; J. M. Molenaer, Kuppel-
szene, 800 K.; D. de Heem, Stilleben, 800 K.;
S. Koninck, Satyr bei den Bauern, 760 K. Der
einzige Italiener, eine Flußlandschaft von Guardi,
erzielte 800 K.
AMSTERDAM ^^^^^^^^^^
Versteigerung Hoogendijk u. A. bei Fred.
Mutter & Co. am 28. und 29. April. Der soeben
in der gewohnten vornehmen Ausstattung er-
schienene Katalog verzeichnet 371 Gemälde, die
zum großen Teil aus der bekannten Haager
Sammlung Hoogendijk stammen. Die Liebhaber
holländischer Landschaftsbilder werden auf
dieser Auktion ihre besondere Freude an der
Kollektion van Goyens haben, deren nicht
weniger als neun Stück unter den Hammer
kommen. Darunter ist Nr. 41, „heftige Brise
auf der Zuidersee", mit prächtigem Wolken-
himmel, auch dem Format nach ein impor-
tantes Gemälde. Es trägt das Monogramm
van Goyens und die Jahreszahl 1655, wurde
mithin ein Jahr vor des Künstlers Tode ge-
malt. Nr. 42 stellt eine „Ansicht von Leiden"
dar, Nr. 43 eine „Marine" bei stiller See,
Nr. 44 eine Windmühle inmitten einer flachen
Landschaft. „Die Wälle von Delft" (Nr. 45) er-
innern in der geistreichen Technik wie im Aufbau
auffallend an Jacob Maris. Diese Bilder rühren
alle aus der späten Periode des Meisters her;
seinen früheren Stil repräsentiert Nr. 198, „die
Hütte", die 1631 datiert ist. Nicht weniger gut
scheinen — nach den Abbildungen zu urteilen —
die Gemälde von Salomon van Ruysdael
(Nrn. 113, 114 und 301) zu sein, ebenso die
beiden Marinen von S. de Vlieger (Nr. 138
und Nr. 140). Unter den Bildern mit figürlichen
Darstellungen verdienen in erster Linie die
beiden in ganzer Figur gegebenen jungen
Trinker von Judith Leyster (Nr. 70) hervor-
gehoben zu werden. Im Oeuvre dieser talent-
vollen Schülerin des Frans Hals dürfte es ein
wichtiges Stück sein: Einmal wegen der lustig-
graziösen Haltung, insbesondere des rechts
stehenden jungen Mannes, aus der man
eine spezifisch weibliche Note herauszufühlen
versucht ist. Dann aber auch wegen der
Art der Beleuchtung durch eine kleine, auf
einem runden Tischciien stehende Kerze, deren
Licht die Gesichter der Beiden von unten
trifft. Die Annahme, daß Judith Leyster von
Einflüssen der Utrechter Schule nicht freige-
blieben ist, gewinnt durch dies Gemälde noch
an Wahrscheinlichkeit. Brekelenkam,Dusart