Sdimarsow. Über die karoling. Wandmalereien zu Münster in Graubünden 391
Nordwand (Rekonstruktion von Zemp)
Konturen da und dort nachgetragen, rote Gewandmuster zuletzt aufgesetzt", so daß
man auf die nämliche Schule, wenn nicht auf denselben Meister schließen möchte,
denen jene Kuppelmalereien in Aachen (um 800) gehörten. Auch die Figuren an der
Altarwand zu Münster in Graubünden sind auf breite, volle Wirkung berechnet. Nicht
gänzliche Verschiedenheit der malerischen Schulung, sondern nur die andere Tonart
des Vortrags und die ernste Durchbildung alles Einzelnen trennt diesen Maler von
dem flotten, sorgloser pinselnden Zeitgenossen, der die alttestamentlichen Historien
ausgeführt hat. Vielleicht ist überhaupt die Mutmaßung, daß wir zwei Personen zu
erkennen haben, minder stichhaltig oder doch minder wichtig, als der Unterschied
im innern Wesen der Aufgaben und der geistigen Auffassung.
An der Altarwand bestand die Aufgabe darin, mit sakraler Feierlichkeit zu
wirken, eine große Gesamtanschauung zu gewähren, die auf beiden Seiten symmetrisch
die Werte austeilt, um so die Mitte als ruhiges Zentrum hervorzuheben, oder vielmehr,
von diesem einen festen Punkt aus die beiden korrespondierenden Flügel zu entfalten,
wie am Triumphbogen einer Basilika. In der fortlaufenden Reihe der erzählenden
Bilder herrscht dagegen, dem Verfolg der Geschichte gemäß, die Richtung von links
Nordwand (Rekonstruktion von Zemp)
Konturen da und dort nachgetragen, rote Gewandmuster zuletzt aufgesetzt", so daß
man auf die nämliche Schule, wenn nicht auf denselben Meister schließen möchte,
denen jene Kuppelmalereien in Aachen (um 800) gehörten. Auch die Figuren an der
Altarwand zu Münster in Graubünden sind auf breite, volle Wirkung berechnet. Nicht
gänzliche Verschiedenheit der malerischen Schulung, sondern nur die andere Tonart
des Vortrags und die ernste Durchbildung alles Einzelnen trennt diesen Maler von
dem flotten, sorgloser pinselnden Zeitgenossen, der die alttestamentlichen Historien
ausgeführt hat. Vielleicht ist überhaupt die Mutmaßung, daß wir zwei Personen zu
erkennen haben, minder stichhaltig oder doch minder wichtig, als der Unterschied
im innern Wesen der Aufgaben und der geistigen Auffassung.
An der Altarwand bestand die Aufgabe darin, mit sakraler Feierlichkeit zu
wirken, eine große Gesamtanschauung zu gewähren, die auf beiden Seiten symmetrisch
die Werte austeilt, um so die Mitte als ruhiges Zentrum hervorzuheben, oder vielmehr,
von diesem einen festen Punkt aus die beiden korrespondierenden Flügel zu entfalten,
wie am Triumphbogen einer Basilika. In der fortlaufenden Reihe der erzählenden
Bilder herrscht dagegen, dem Verfolg der Geschichte gemäß, die Richtung von links