Glaser. Die Raumdarstellung in der japanischen Malerei
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auch die Erforschung der frühesten
Denkmäler ostasiatischer Kunst noch
sehr im Rückstände ist, so ist doch
wenigstens mit Sicherheit zu sagen,
daß die senkrechte Staffelung in China
geübt wurde. Es gibt eine ganze
Reihe von Beispielen, die sich über
einen verhältnismäßig weiten Zeit-
raum verteilen. Gravierte Steine vom
Berge Hsia T'ang Shan1) aus dem
ersten vorchristlichen Jahrhundert zei-
gen Darstellungen von Reitern und
Wagen in Reihen übereinander, in
freier Anordnung, die den Gedanken
einer räumlichen Beziehung noch un-
mittelbar nahe legt. Platten vom
Grabmal der Wu-Familie aus der
Han-Dynastie, die ins zweite nach-
christliche Jahrhundert gehören, sind
schematischer in der Anordnung, aber
aus dem Sinn der Darstellungen
ergibt sich mit Sicherheit die Absicht
der Wiedergabe eines Raumzusammen-
hanges. Am bezeichnendsten ist die
Darstellung der Auffindung des bron-
zenen Dreifußes im Ssu-Fluß2). Das
Zusammenlaufen nach oben der beiden
Linien, die den Fluß begrenzen, darf
man gewiß nicht als perspektivischen
Gedanken deuten, die Notwendigkeit,
für die beiden Kähne im unteren
Teile Platz zu gewinnen, während
oben nur für den Dreifuß Raum zu
sein brauchte, war hier maßgebend,
aber auch die Vorstellung des Unten
als Wassertiefe, aus der nach oben
der Dreifuß emporgehoben wird, mengt
sich verwirrend ein.") Immerhin ver-
9 Stephen W. Bushell: Chinese Art.
London 1904. Vol. I, Fig. 8—10.
Abb. 7. GYOKUWAN (XIV. Jahrh.) Landschaft
Kokka 49, 2 □
2) Bushell. Fig. 15.
3) Unten bezeichnen Fische das Wasser,
oben um den Dreifuß Vögel die Luft,
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auch die Erforschung der frühesten
Denkmäler ostasiatischer Kunst noch
sehr im Rückstände ist, so ist doch
wenigstens mit Sicherheit zu sagen,
daß die senkrechte Staffelung in China
geübt wurde. Es gibt eine ganze
Reihe von Beispielen, die sich über
einen verhältnismäßig weiten Zeit-
raum verteilen. Gravierte Steine vom
Berge Hsia T'ang Shan1) aus dem
ersten vorchristlichen Jahrhundert zei-
gen Darstellungen von Reitern und
Wagen in Reihen übereinander, in
freier Anordnung, die den Gedanken
einer räumlichen Beziehung noch un-
mittelbar nahe legt. Platten vom
Grabmal der Wu-Familie aus der
Han-Dynastie, die ins zweite nach-
christliche Jahrhundert gehören, sind
schematischer in der Anordnung, aber
aus dem Sinn der Darstellungen
ergibt sich mit Sicherheit die Absicht
der Wiedergabe eines Raumzusammen-
hanges. Am bezeichnendsten ist die
Darstellung der Auffindung des bron-
zenen Dreifußes im Ssu-Fluß2). Das
Zusammenlaufen nach oben der beiden
Linien, die den Fluß begrenzen, darf
man gewiß nicht als perspektivischen
Gedanken deuten, die Notwendigkeit,
für die beiden Kähne im unteren
Teile Platz zu gewinnen, während
oben nur für den Dreifuß Raum zu
sein brauchte, war hier maßgebend,
aber auch die Vorstellung des Unten
als Wassertiefe, aus der nach oben
der Dreifuß emporgehoben wird, mengt
sich verwirrend ein.") Immerhin ver-
9 Stephen W. Bushell: Chinese Art.
London 1904. Vol. I, Fig. 8—10.
Abb. 7. GYOKUWAN (XIV. Jahrh.) Landschaft
Kokka 49, 2 □
2) Bushell. Fig. 15.
3) Unten bezeichnen Fische das Wasser,
oben um den Dreifuß Vögel die Luft,