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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abb. 9. YUSETSU KAIHOKU (1598-1677): Landschaft
Selected Relics VII, 33, 2 □
dient hervorgehoben zu werden, daß die größeren Figuren der obersten Reihe an-
gehören, denn es scheint in dieser ja leicht begreiflichen Tatsache, daß das wesentlichste
am größten und zwar oben oder mindestens in der Mitte, jedenfalls aber nicht am
Unterrande dargestellt wird, ein wich-
tiger Entwicklungskeim beschlossen zu
sein. Denn so entsteht einmal die
Niedersicht, zu der in unserem Relief
schon ein Ansatz sich findet, und in
konsequentem Ausbau der Dar-
stellungsform die umgekehrte Per-
spektive. Wann und wo der ent-
scheidende Schritt zu dieser getan
wurde, läßt sich nicht mit Sicherheit
sagen. Jedenfalls zeigen auf der
einen Seite die Darstellungen vom
steinernen Sockel eines Buddhabildes
aus dem Jahre 5249 eine reine Streifen-
komposition, der sicherlich der Sinn
für den ursprünglichen räumlichen
Zusammenhang des Ganzen verloren
gegangen ist, während auf der anderen
Seite ein dem IV. Jahrhundert ent-
stammendes Bild des Ku k'ai chih in
London 2) schon eine Anwendung des
Prinzips der umgekehrten Perspektive
zeigt, die uns unmittelbar zu den
Tosamalereien der Japaner hinüber-
führen kann.
Die Frage, ob die senkrechte
Staffelung selbst in ihrem Ursprünge
von Vorderasien aus nach China über-
tragen wurde, braucht hier nicht an-
gerührt zu werden, die Entwicklung
zur umgekehrten Perspektive scheint
jedenfalls sich unabhängig vollzogen
zu haben, nicht diese selbst fertig
importiert worden zu sein. Eine andere
Frage ist es, ob eine japanische Ent-
wicklung der chinesischen parallel läuft, oder ob die senkrechte Staffelung als schon
ausgebildete Darstellungsform oder endlich die umgekehrte Perspektive selbst nach
, Bushell. Fig. 22.
2) Oskar Münsterberg: Japanische Kunstgeschichte. III.Teil. Braunschweig 1907. Abbild. 208.
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abb. 9. YUSETSU KAIHOKU (1598-1677): Landschaft
Selected Relics VII, 33, 2 □
dient hervorgehoben zu werden, daß die größeren Figuren der obersten Reihe an-
gehören, denn es scheint in dieser ja leicht begreiflichen Tatsache, daß das wesentlichste
am größten und zwar oben oder mindestens in der Mitte, jedenfalls aber nicht am
Unterrande dargestellt wird, ein wich-
tiger Entwicklungskeim beschlossen zu
sein. Denn so entsteht einmal die
Niedersicht, zu der in unserem Relief
schon ein Ansatz sich findet, und in
konsequentem Ausbau der Dar-
stellungsform die umgekehrte Per-
spektive. Wann und wo der ent-
scheidende Schritt zu dieser getan
wurde, läßt sich nicht mit Sicherheit
sagen. Jedenfalls zeigen auf der
einen Seite die Darstellungen vom
steinernen Sockel eines Buddhabildes
aus dem Jahre 5249 eine reine Streifen-
komposition, der sicherlich der Sinn
für den ursprünglichen räumlichen
Zusammenhang des Ganzen verloren
gegangen ist, während auf der anderen
Seite ein dem IV. Jahrhundert ent-
stammendes Bild des Ku k'ai chih in
London 2) schon eine Anwendung des
Prinzips der umgekehrten Perspektive
zeigt, die uns unmittelbar zu den
Tosamalereien der Japaner hinüber-
führen kann.
Die Frage, ob die senkrechte
Staffelung selbst in ihrem Ursprünge
von Vorderasien aus nach China über-
tragen wurde, braucht hier nicht an-
gerührt zu werden, die Entwicklung
zur umgekehrten Perspektive scheint
jedenfalls sich unabhängig vollzogen
zu haben, nicht diese selbst fertig
importiert worden zu sein. Eine andere
Frage ist es, ob eine japanische Ent-
wicklung der chinesischen parallel läuft, oder ob die senkrechte Staffelung als schon
ausgebildete Darstellungsform oder endlich die umgekehrte Perspektive selbst nach
, Bushell. Fig. 22.
2) Oskar Münsterberg: Japanische Kunstgeschichte. III.Teil. Braunschweig 1907. Abbild. 208.