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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 5
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Stiassny, Robert: Die Donaumalerei im sechzehnten Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0432

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

einer Aufzeichnung über den nicht mehr vorhandenen Originalvertrag weiß man
nämlich, daß „Meister Wolfgang Hueber von Veldkürch, jetzt wohnhaft zue
Passaw" gemeinsam mit zwei Brüdern, einem Schreiner und einem Bildhauer, im
Jahre 1515 von der dortigen Annabruderschaft einen Altar für die Nikolauspfarrkirche
im Auftrag erhalten hat. Die Hinterwand dieses 1521 vollendeten Schreines bildete
eben die vorerwähnte Beweinung. Von seinem übrigen Bestände hat sich nur die
Predella, ein Sippenrelief, und vielleicht dessen einstige Rückseite in einem nicht von
Huber gemalten Veronikatuche erhalten. Das Relief, ohne Frage eine Arbeit des
Schnitzers Huber, wird von Voss mit den Türen der Stiftskirche in Altötting und einer
größeren Gruppe altbayerischer Holzskulpturen in Verbindung gebracht, die Ph. M. Halm
als Werke eines Meisters Mathaeus Kreniß angesprochen hat. (Die christliche Kunst I,
München 1905, S. 121 ff.) In der Tat gehören die besseren Stücke der Reihe eher
dem Bruder Wolfgangs, dem ferner einige Holzbildnereien im Salzburgischen zuzu-
schreiben sind, vor allen Dingen, nach der Ähnlichkeit mit der Neuöttinger Sippe,
eine Selbstdrittgruppe zwischen den beiden Johannes und abermals ein Sippenrelief
an einem verzopften Seitenaltare der Kirche des Dorfes Puch bei Hallein (Abb. 3 u. 1).
Das Selbdritt gewährt vielleicht eine Vorstellung von dem verlorenen Mittelteile des Feld-
kircher Altares. Um dessen Schnitzer in seine Rechte als eine der führenden Persönlichkeiten
der bayerischen Plastik von 1510—1530 wieder einzusetzen, bedürfte es aber noch einer
strengen Auslese unter der großen Zahl der von Halm angeführten Werke. Geht doch
deren Verwandtschaft untereinander hauptsächlich auf die regionalen Überlieferungen
einer zwischen Donau, Inn und Salzach von jeher stark betriebenen Kunstübung zurück.
In Feldkirch selbst hat Voss unterlassen, sich nach anderen Leistungen des Bruders
Wolf Hubers umzusehen. Die Holzfiguren an der schmiedeeisernen, 1509 datierten
Kanzel der Pfarrkirche, die früher ein Tabernakel war, das nach der Ortstradition
W. Huber entworfen haben soll, sowie einzelne alte Statuen in einem neuen Altare
der Kirche hätten indeß eine Untersuchung schon verlohnt. Hingegen fehlt jede stilkritische
Veranlassung, die Vorzeichnungen zu dem Holzschnittwerke der „Wunder von Maria-
zell", die W. Schmidt dem Wolf Huber zugeteilt hatte, dessen Bruder zu geben.
Die von G. Hirth neu herausgegebene Folge hat Manches gemein mit einem Madonnen-
bilde von 1511 in der Liechtensteingalerie, dessen bisher ungelöste Signatur früher
auf Altdorfer bezogen wurde, während die Tafel sicher österreichischen Ursprunges
ist. Es ist daher nicht abzusehen, warum nicht auch das Mirakelbuch ein Landes-
produkt sein sollte, zumal ein wenig spätere Triptychon aus Mariazell im Grazer
Joanneum z. T. bereits dessen Holzschnitte als Vorlagen benützt.
Der Künstlerfamilie Huber wäre aber hauptsächlich in Passau nachzugehen, wohin
alle ihre Spuren leiten. Denn der Feldkircher war schon vom Vorgänger Bischof
Wolfgangs, dem bayerischen Prinzen und Bistumsverweser Ernst (1517—1540) zum
Hofmaler ernannt worden und hatte daselbst mutmaßlich Verwandte. Ein Steinbau-
meister Stefan Huber kommt nach Sighart 1471 in Passau als verstorben vor und ein
Bildschnitzer Jörg Huber von Passau nennt sich 1492 als Gehilfe des Veit Stoss an
dem Grabmale des Königs Kasimir IV. Jagello im Dom zu Krakau und wird 1494
dort zünftig, dieser übrigens kaum identisch mit unserem Bildhauer. Noch deutlicher
 
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