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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 5
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Stiassny, Robert: Die Donaumalerei im sechzehnten Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0433

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Stiassny. Die Donaumalerei im sechzehnten Jahrhundert

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Abb. 3. Bildschnitzer HUBER: Anna Selbdritt
und die beiden Johannes □
Altarschrein (Oberteil und Umrahmung barock), dazu
Predella, Abb. 1. — Pfarrkirche in Puch bei Hallein.
□ (Aufnahme von Fr. Pörnbacher in Salzburg.) □

als Hubers Name weist aber seine künstlerische Art, die im schwäbisch-alamanischen
Vorarlberg vollkommen isoliert stünde, nach Bayern. Da Voss Gestalt und Entwicklung
des Mannes, ohne auf sein Milieu in Feldkirch wie in Passau zu achten, einfach in
die Luft gezeichnet hatte, mußte ihm das Wagnis vollends mißglücken, andere
Künstler an ihn anzuknüpfen. So reiht er zwar richtig Melchior Feselen unter seine
Gefolgsleute ein, wirft ihn aber mit dem ausgezeichneten Maler der Holzschuher-
Bildnisse, wahrscheinlich einem in Frankfurt tätig gewesenen Dürerschüler, zusammen,
ein in einem Nachworte nur unvollständig berichtigter Irrtum. Ebenso schnell erledigt
er den hervorragenden Mitarbeiter Altdorfers an dem großen Altäre in St. Florian
vom Jahre 1518. Als ich das Werk 1891 in die Fachliteratur einführte (Zeitschr. f.
bild. Kunst N. F., II,
256 ff. und 296 ff.),
wies ich ihm seine
Stelle zwischen Alt-
dorfer und Huber an,
wobei die vier kleine-
ren Tafeln auf Grund
der Originalstudie zu
einer derselben im
Staedelschen Institute
(vormals in der Wiener
Sammlung Klinkosch)
bereits ausdrücklich
Altdorfer selbst zuge-
sprochen wurden.Eine
Arbeit der nämlichen
Hand, welche die Bil-
der der Passion, der
Florians- und Sebasti-
anslegende in St. Flo-
rian geschaffen hat,
bewahrt die Prälatur
des Petersstiftes in

Salzburg. Es ist eine
1522 datierte Grab-
legung, die zu den
glänzendsten maleri-
schenlnspirationen des
Donaustiles gehört.
Wie wenig bekannt
dieser noch immer ist,
geht daraus hervor,
daß die schöne Tafel
kürzlich von anderer
Seite als ein Werk
aus der „Schule Zeit-
bloms" veröffentlicht
werden konnte (Kunst-
geschichtlich. Jahrbuch
der K. K. Zentral-
Kommission, 1907,
2. Heft).
Wichtiger als die
Würdigung einzelner
Meister und ihrer
Leistungen wäre frei-

lich das Begreifen des Stiles als Ganzen, seines geistigen Gehaltes und seiner
inneren Geschichte. Auf die unausgereifte Hubermonographie1) läßt Voss daher
zwei weitere Abschnitte folgen, in denen die Bewegung aus der älteren oberdeutschen
Kunst abzuleiten und im Zusammenhänge zu erfassen gesucht wird. Die Linie von
Pfenning über Furtmayr und Frueauf zu Altdorfer, die er hier konstruiert, findet sich
schon in meiner Studie über Altsalzburger Tafelbilder (Jahrbuch der kunsthist. Samm-

9 Von den sechs bisher bekannt gewordenen Gemälden des Künstlers sind darin zwei
erst nachträglich, „der Vollständigkeit halber", in einer Anmerkung aufgeführt (das eine unter
Angabe eines falschen Standortes), während auf dem dritten das Datum und auf dem vierten die
Wappen, die über das Bild mehr wie ein Monogramm aussagen, ignoriert werden.

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