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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 5
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Rundschau
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^^ RUNDSCHAU

BERLIN =========-
Unter den Neuerwerbungen der Königl. Mu-
seen erregen das größte Interesse einige Gemälde
des Kaiser Friedrich-Museums: ein Brust-
bild eines venezianischen Edlen von Tintoretto;
eine leichte und geistreiche Skizze Tiepolos,
Armidens Zaubergarten, nach dem 16. Gesang
des „Befreiten Jerusalem" (nach der Vermutung^
Friedländers — im Maiheft der „Amtlichen Be-
richte aus den Kgl. Kunstsammlungen" — woh
eine variierte Studie zu den Fresken Tiepolos
in Villa Valmarana, 1737); und ein Porträt des
Dr. Hanson von Johann Zoffany, diesem ge-
borenen Regensburger, der 1758 nach London
kam und dort als ein beliebter Porträtist fast
ganz zum Engländer wurde. Das Porträt des
alten Herrn ist von ihm, die Landschaft aber
von Richard Wilson (nach Friedländer); vor
1782. — Das Museum für Völkerkunde er-
hielt .durch die Bäßlersche Stiftung vierzehn
siamesische Goldschmiedearbeiten in Niello-
technik, die sehr gesucht und selten sind und
künstlerisch auf ziemlicher Höhe stehen; chine-
sischer Einfluß ist nicht zu verkennen. — Die
Nationalgalerie hat eine Anzahl von Pla-
stiken Gottfried Schadows aufgestellt, die erst
1906 auf Betreiben der Direktion nach den Gips-
originalen in Bronze gegossen sind; eine früh
zu datierende Büste von Schadows erster
Gemahlin (nach Käsbach, im Maiheft der „Amt-
lichen Berichte", vor 1795), dekorative Reliefs
und drei Aktstudien in Relief, die unmittelbar
nach dem Modell gearbeitet sind und die ganze
Frische erster künstlerischer Konzeption an sich
tragen, jene reizvolle Natürlichkeit und Anmut,
welche Schadows Skizzen künstlerisch so hoch
bewerten lassen.
Das Kunstgewerbe - Museum hatte zum Ge-
dächtnis Lessings während des Aprils das
Tafelwerk über die Gewebesammlung im Licht-
hof ausgestellt; an 300 Aufnahmen, die zum
größten Teil farbig und von technischer Voll-
endung in der Nachbildung der verschiedenen
Stoffcharaktere und Farbenwirkungen sind. Les-
sing hatte sich selber im Museum die Kopisten
herangezogen, die die mühselige Technik, Stoffe
in Aquarell täuschend nachzubilden, zur Meister-
schaft entwickelten. Die Vollendung der großen

Publikation hat der neue Direktor von Falke
übernommen.
g
Unter den Ausstellungen des April erfreute
die dem Gedächtnis von Karl Steffeck ge-
weihte bei Schulte als eine liebenswürdige
Nachlese und Ergänzung zur Jahrhundertaus-
stellung. Steffeck (1818—1890) war ein Schüler
von Krüger und ein Berliner in dem guten Sinne,
wie sein Lehrer und wie Fontane es waren.
Er setzte Krügers Werk fort und hatte Lieber-
mann in dessen Jugend zum Schüler; wie so
oft in der Entwicklung der deutschen Kunst des
19. Jahrhundert ist es ein verborgener Zusam-
menhang, der Generationen verbindet, von
wenigen gekannt, und der zur allgemeinen
Überraschung bei solchen Gelegenheiten ans
Licht kommt. Steffeck hat es verdient, das
Bindeglied zwischen Krüger und Liebermann zu
sein. „Er war ein ganzer Mensch und ein
echter Künstler, der sein Handwerk ehrte, und
darum sollte auch ihn das Handwerk ehren."
Das schrieb Liebermann in diesen Tagen von
ihm; und man versteht, was den großen Maler
an Steffeck angezogen hat: die Klarheit des
Blicks, seine Präzision in den Mitteln, seine
Phrasenlosigkeit und der künstlerische Ernst
und Wahrheitssinn seiner Beobachtung, die sich
in vorzüglicher Zeichnung und einem beschei-
denen Maß von malerischem Schick, voller An-
mut kundtaten. Es tut wohl, diese sachlichen
und handwerklich tadellosen Porträts von Men-
schen und Pferden zu betrachten; sie sind
immer geistreich, kaum jemals trocken, und oft
schon ganz locker in der Behandlung der Materie.
Darüber hinaus bieten sie freilich nicht viel; und
seine Hundebilder streifen manchmal sogar ans
Sentimentale. Aber wer Fontane zu lieben ver-
steht und Krüger, wird auch die schlichten Bilder
Steffecks lieben.
Das Werk eines jüngeren Toten war im
April bei Cassirer ausgestellt, des jüngst ver-
storbenen Philipp Klein. Er war erst spät zur
Malerei gelangt; aber wer sein Werk in den
Sezessionsausstellungen, namentlich Münchens,
von Jahr zu Jahr verfolgt hat, wird in seinem
Tod einen herben Verlust für die Kunst be-
trauern. Was bei Cassirer zusammengekommen
 
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