Rundschau
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Studien), sollen photographische Aufnahmen der
in Privatbesitz übergegangenen und unzugäng-
liehen Werke des Altmeisters (etwa 120 Stück)
und ferner seine sämtlichen Arbeiten aus
den ersten Jahrgängen der „Fliegenden Blätter"
gezeigt werden, welche letztere der Verlag
von Braun & Schneider bereits zur Ver-
fügung stellte. Bei der Auswahl der weiterhin
aufzunehmenden Bilder ist der Gedanke maß-
gebend, sich möglichst auf solche Werke zu
beschränken, die weder auf der Jahrhundert-
ausstellung, noch auf der Münchener Retro-
spektiven zu sehen waren. Der Münchener
Kunstverein hat daher an eine große Reihe von
Privatsammlungen, die im Besitze Spitzwegscher
Bilder sind, die Bitte um Überlassung gestellt,
wenn er sich auch klar war, daß leider bei der
Häufigkeit solcher Veranstaltungen sein Ersuchen
vielfachen Ablehnungen begegnen werde. Für
die Kenntnis, wohin die Originale des Meisters
verkauft wurden, konnte die erfreuliche, hier
zum erstenmal mitgeteilte Tatsache trefflich ge-
nutzt werden, daß ein genauer Oeuvre-
katalog Spitzwegs auf Grund der eigenen
Aufzeichnungen des Meisters von einem Neffen
ausgearbeitet worden ist, der an 500 Nummern
umfaßt. Dieser Katalog wird die neuerdings
häufiger auftretenden Fälschungen wirksam
zurückweisen.
Es besteht die Absicht, im Anschluß an die
Spitzweg-Ausstellung eine größere Monographie
über den Meister und sein Werk erscheinen zu
lassen. Damit wird einer Ehrenpflicht genügt,
die München bisher seinem liebenswürdigsten
Meister versagte. Uhde-Bernays.
g
STUTTGART ============
Wichtige Neuerwerbungen des Jahres
1907. I. Gemäldesammlung: Burgkmair, Chri-
stus am Ölberg, Geißelung Christi. Regens-
burger Schule, Martyrium des Apostels Ja-
kobus. Der Künstler des aus dem Magazin
wieder eingereihten „Zacharias im Tempel" ist
nicht, wie Lange (Katalog S. 57) und Suida
(Monatshefte für Kunstwissenschaft I., S. 61)
annehmen, Schüchlin, sondern der Hallische
Meister des in der Staatssammlung befind-
lichen Riedener Altärcheus. Faure, Arena
Goldoni, Porta Romana, Blumenstück. L. v.
Hofmann, Badende Frauen. Breyer, Inte-
rieur. Feuerbach, Weibliches Bildnis. Uhde,
Bauernkinder.
II. Staatssammlung vaterländischer Alter-
tümer. Sammlung alexandrinischer Funde, von
Geh. Rat Dr. Sieglin geschenkt, die bedeutendste
Sammlung dieser Art in Europa. Grabmonu-
mente vom römischen Friedhof in Kannstatt.
Minervarelief vom Weißenhof bei Stuttgart.
S. Veit, Statuette fränkisch. Johannes und
Maria, Holzstatuen aus Ingerkingen. S. Ottilia
aus Altshausen. Chorstuhlwangen (16. Jhdt.)
aus Beutelsbach. Bronzenes Vortragekreuz,
schwäbisch, 13. Jhdt. Altarflügel aus Beuren
mit Heiligenfiguren, um 1450. Guibal (?), Abend-
mahl, 1781. Scheibe aus dem Hirsauer Kreuz-
gang, um 1500. Vier Schweizerscheiben, 16. Jhdt.
Konrad Schott, Orgelgehäuse aus der Kirche
in Freudenstadt, Anfang 17. Jhdt. Wertvolle
Stücke Ludwigsburger Porzellans aus der Samm-
lung Kaulla.
III. Landesgewerbemuseum. Italienische Ma-
joliken. Leihgabe aus dem Besitze des Königs.
Schrank von 1678. Italien. Faltenstuhl, 17. Jhdt.
Italien. Barockkassette, Anf. 18. Jhdt. Zwei
Edelzinnschalen von Francois Briot aus Möm-
pelgard. Zinnhumpen der Nürnberger Bäcker-
zunft 1607. Pariser Golddose Louis XVI. Re-
naissancekokosnußbecher. Frühnymphenburger
Schüssel.
Landesinventarisation. Ende 1907 erschien
der erste Halbband der Kunstdenkmale des
Jagstkreises, umfassend die Oberämter Aalen,
Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn,
Gmünd und Hall, verfaßt von Landeskonser-
vater Prof. Dr. Gradmann. Nach bayerischem
Vorgang werden die Kunstdenkmäler von nun
an nach Oberämtern veröffentlicht. Es erschei-
nen in Kürze Oberamt Heidenheim vom Jagst-
und Oberamt Biberach vom Donaukreis.
Denkmalpflege. Unter Aufsicht des Konser-
vatoriums wurden hergestellt die Kirche in
Wiesensteig, die Burg Herrenzimmern, die
Wandmalereien in den Kirchen von Allmen-
dingen und Neuffen und den Kapellen in Crails-
heim und Plochingen, die Bildwerke in S. Michael
in Hall und in Denkendorf, die Altäre in Deizisan,
Ellhofen, Langenau und Stöcklenburg, freigelegt
die Wandmalereien in Großbettlingen und
Entringen. Gegenwärtig gräbt man das römische
Lager in Cannstatt aus. Die Denkmalpflege ist in-
des in Württemberg dadurch sehr erschwert, daß
es kein Gesetz gibt, das die Beseitigung bez. den
Abbruch und die Veränderung wichtiger Kunst-
denkmäler zu verhindern vermag. Die Gefahr,
die der Kapelle in Herbrechtingen und dem
Tore in Schechingen drohte, scheint fürs erste
abgewendet. Das gleiche gilt für das Schloß
Hürbel, einen prächtigen Bau des 17. und
18. Jahrhunderts, der in Gefahr stand, durch
einen großen Giebelaufbau verunstaltet zu wer-
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Studien), sollen photographische Aufnahmen der
in Privatbesitz übergegangenen und unzugäng-
liehen Werke des Altmeisters (etwa 120 Stück)
und ferner seine sämtlichen Arbeiten aus
den ersten Jahrgängen der „Fliegenden Blätter"
gezeigt werden, welche letztere der Verlag
von Braun & Schneider bereits zur Ver-
fügung stellte. Bei der Auswahl der weiterhin
aufzunehmenden Bilder ist der Gedanke maß-
gebend, sich möglichst auf solche Werke zu
beschränken, die weder auf der Jahrhundert-
ausstellung, noch auf der Münchener Retro-
spektiven zu sehen waren. Der Münchener
Kunstverein hat daher an eine große Reihe von
Privatsammlungen, die im Besitze Spitzwegscher
Bilder sind, die Bitte um Überlassung gestellt,
wenn er sich auch klar war, daß leider bei der
Häufigkeit solcher Veranstaltungen sein Ersuchen
vielfachen Ablehnungen begegnen werde. Für
die Kenntnis, wohin die Originale des Meisters
verkauft wurden, konnte die erfreuliche, hier
zum erstenmal mitgeteilte Tatsache trefflich ge-
nutzt werden, daß ein genauer Oeuvre-
katalog Spitzwegs auf Grund der eigenen
Aufzeichnungen des Meisters von einem Neffen
ausgearbeitet worden ist, der an 500 Nummern
umfaßt. Dieser Katalog wird die neuerdings
häufiger auftretenden Fälschungen wirksam
zurückweisen.
Es besteht die Absicht, im Anschluß an die
Spitzweg-Ausstellung eine größere Monographie
über den Meister und sein Werk erscheinen zu
lassen. Damit wird einer Ehrenpflicht genügt,
die München bisher seinem liebenswürdigsten
Meister versagte. Uhde-Bernays.
g
STUTTGART ============
Wichtige Neuerwerbungen des Jahres
1907. I. Gemäldesammlung: Burgkmair, Chri-
stus am Ölberg, Geißelung Christi. Regens-
burger Schule, Martyrium des Apostels Ja-
kobus. Der Künstler des aus dem Magazin
wieder eingereihten „Zacharias im Tempel" ist
nicht, wie Lange (Katalog S. 57) und Suida
(Monatshefte für Kunstwissenschaft I., S. 61)
annehmen, Schüchlin, sondern der Hallische
Meister des in der Staatssammlung befind-
lichen Riedener Altärcheus. Faure, Arena
Goldoni, Porta Romana, Blumenstück. L. v.
Hofmann, Badende Frauen. Breyer, Inte-
rieur. Feuerbach, Weibliches Bildnis. Uhde,
Bauernkinder.
II. Staatssammlung vaterländischer Alter-
tümer. Sammlung alexandrinischer Funde, von
Geh. Rat Dr. Sieglin geschenkt, die bedeutendste
Sammlung dieser Art in Europa. Grabmonu-
mente vom römischen Friedhof in Kannstatt.
Minervarelief vom Weißenhof bei Stuttgart.
S. Veit, Statuette fränkisch. Johannes und
Maria, Holzstatuen aus Ingerkingen. S. Ottilia
aus Altshausen. Chorstuhlwangen (16. Jhdt.)
aus Beutelsbach. Bronzenes Vortragekreuz,
schwäbisch, 13. Jhdt. Altarflügel aus Beuren
mit Heiligenfiguren, um 1450. Guibal (?), Abend-
mahl, 1781. Scheibe aus dem Hirsauer Kreuz-
gang, um 1500. Vier Schweizerscheiben, 16. Jhdt.
Konrad Schott, Orgelgehäuse aus der Kirche
in Freudenstadt, Anfang 17. Jhdt. Wertvolle
Stücke Ludwigsburger Porzellans aus der Samm-
lung Kaulla.
III. Landesgewerbemuseum. Italienische Ma-
joliken. Leihgabe aus dem Besitze des Königs.
Schrank von 1678. Italien. Faltenstuhl, 17. Jhdt.
Italien. Barockkassette, Anf. 18. Jhdt. Zwei
Edelzinnschalen von Francois Briot aus Möm-
pelgard. Zinnhumpen der Nürnberger Bäcker-
zunft 1607. Pariser Golddose Louis XVI. Re-
naissancekokosnußbecher. Frühnymphenburger
Schüssel.
Landesinventarisation. Ende 1907 erschien
der erste Halbband der Kunstdenkmale des
Jagstkreises, umfassend die Oberämter Aalen,
Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn,
Gmünd und Hall, verfaßt von Landeskonser-
vater Prof. Dr. Gradmann. Nach bayerischem
Vorgang werden die Kunstdenkmäler von nun
an nach Oberämtern veröffentlicht. Es erschei-
nen in Kürze Oberamt Heidenheim vom Jagst-
und Oberamt Biberach vom Donaukreis.
Denkmalpflege. Unter Aufsicht des Konser-
vatoriums wurden hergestellt die Kirche in
Wiesensteig, die Burg Herrenzimmern, die
Wandmalereien in den Kirchen von Allmen-
dingen und Neuffen und den Kapellen in Crails-
heim und Plochingen, die Bildwerke in S. Michael
in Hall und in Denkendorf, die Altäre in Deizisan,
Ellhofen, Langenau und Stöcklenburg, freigelegt
die Wandmalereien in Großbettlingen und
Entringen. Gegenwärtig gräbt man das römische
Lager in Cannstatt aus. Die Denkmalpflege ist in-
des in Württemberg dadurch sehr erschwert, daß
es kein Gesetz gibt, das die Beseitigung bez. den
Abbruch und die Veränderung wichtiger Kunst-
denkmäler zu verhindern vermag. Die Gefahr,
die der Kapelle in Herbrechtingen und dem
Tore in Schechingen drohte, scheint fürs erste
abgewendet. Das gleiche gilt für das Schloß
Hürbel, einen prächtigen Bau des 17. und
18. Jahrhunderts, der in Gefahr stand, durch
einen großen Giebelaufbau verunstaltet zu wer-