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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0466

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

wird. Das vortrefflich erhaltene Kunstwerk mißt
drei zu fünf Meter.
Von Ausstellungen ist nicht viel zu be-
richten. Sehr interessant wird eine zum Besten
des Roten Kreuzes bei Georges Petit geplante
Ausstellung von Pastellen des XVIII. Jahrhun-
derts werden, die eine wertvolle Ergänzung zu
der Chardin und Fragonard -Ausstellung von
1907 werden wird. Die von der Societe Natio-
nale geplante Ausstellung von Porträts der Zeit
um 1848, die in dem reizenden Schlößchen Ba-
gatelle stattfinden wird, wird einen besonderen
Reiz dadurch erhalten, daß die Herzöge von
Orleans und Chartres die in ihrem Besitze be-
findlichen Familienporträts zur Verfügung ge-
stellt haben. Von Ausstellungen moderner Kunst
erwähnen wir kurz: Landschaften und Idyllen
von J. Flandrin bei Druet, Blumenstücke und
Stilleben von Monet, Renoir, Sisley, Cezanne
u. a. m. bei Durand-Ruel, Pissarro bei Bern-
heim, der Neoimpressionist Theo von Ryssel-
berghe ebenda, die Degasschülerin Mary Cassatt
bei Vollard, die Gruppe „Onze", darunter einige
„prix de Rome"; bei Chaine und Simonson bei
Georges Petit der jährliche Salon der pastel-
listes und die diskrete Kunst Duhems. Im Musee
des arts decoratifs endlich eine sehr interessante,
Ausstellung, die der Kunst des Theaters gewid-
met ist. Über die großen Salons, die seit kur-
zem geöffnet sind, werden wir im nächsten
Briefe berichten. Rudolf Adelbert Meyer.
BELGIEN ========
Die neubegründete, unter dem Präsidium des
Ministers Beernaerts stehende Gesellschaft der
Freunde der Königlichen Museen hat ein für die
Geschichte der belgischen Skulptur wichtiges
Werk erworben und dem im Palais du Cin-
quantenaire befindlidien Museum für Kunst-
gewerbe und Altertümer überwiesen: es handelt
sich um ein Flachrelief das im Jahre 1890 auf
der Stelle des früheren Minoritenklosters in
Tournai entdeckt wurde, es stellt die Beerdigung
des Minoritenmönches Jehan Fiesnes dar, der
im Jahre 1425 gestorben ist.
Aller Orten tauchen jetzt die Pläne auf,
die vorhandenen Museen zu erweitern. Ein *
großes Projekt den Komplex von Museen,
Bibliotheken und Archiven auf der Montagne
de la Cour in Brüssel zu erweitern wird
augenblicklich eifrig diskutiert, da eine Partei
einen Teil der Sammlungen und Archive lieber
in die Nähe des Palais du Cinquantenaire ver-
legt sehen möchte, wo jedenfalls eine größere

Expansionsmöglichkeit gegeben ist, aber auch
eine größere Entfernung vom Zentrum der Stadt
lästig ins Gewicht fällt. Der Neubau eines
Museums in Brügge ist jetzt definitiv gesichert,
und auch in Gent trägt man sich mit dem Ge-
danken, ein Museum für ältere Kunst zu er-
richten.
Der Reigen der Ausstellungen moderner Kunst
wurde durch die Jubiläumsausstellung der von
Octave Maus geleiteten Libre Esthetique eröffnet,
die in der Entwicklung der modernen belgischen
Malerei eine so wichtige Rolle gespielt hat. In
Brüssel hat der am 2. Mai eröffnete Frühjahrs-
salon der Societe Royale des Beaux-Arts eine
wichtige Retrospektive der Werke des Tier-
malers Joseph Stevens gebracht. Der Salon de
l'Art Contemporain in Antwerpen bringt Ge-
samtausstellungen des Werks von Fantin-Latour
und Stobbaerts. Sehr interessant verspricht eine
von der Kunstgewerbeschule in Lüttich organi-
sierte Ausstellung des belgischen Kunstgewerbes
zu werden, die am 9. Mai eröffnet wird. Im
Cercle Artistique endlich hat eine Ausstellung
der von einer tiefen mystischen Empfindung
durchdrungenen Werke von Alfred Delaunois
(Löwen) und von Porträts von Detilleux großen
Beifall gefunden. *
LONDON ========
Soeben ist der Jahresbericht der National
Gallery für 1907 veröffentlicht worden, der auch
die National Gallery, British Art, (besser unter
dem Namen „Tate Gallery" bekannt) umfaßt.
Gemäß demselben wurden während des Be-
richtsjahres aus verschiedenen Fonds und
Einnahmequellen 8 Bilder käuflich erworben, dar-
unter die zwei bekannten Genueser Van Dyck-
Porträts (Marchese Giovanni Cattaneo und Mar-
chesa Cattaneo), die s. Z. auf seltsame Weise
aus Italien verschwanden und, wie man hier
schon fürchtete, fast zu diplomatischen Schritten
seitens Italiens geführt hätten. Die zwei vor-
züglichen Werke aus der Sammlung im Cattaneo-
Palast in Genua, die Van Dyck kurz nach sei-
ner Ankunft in Italien im Herbst 1621 gemalt
hat, wurden für je ^ 13500 von Messrs. Colnaghi
erstanden, die selber ^2000 zu dem Kauf bei-
trugen. Der Kaufpreis wird übrigens erst im
laufenden Jahre voll abgetragen werden. Beide
Bilder hängen nun in Saal XIII der National-
Gallery und sind sehr günstig zu sehen. Außer
diesen auf zwei Jahre verteilten 25000 £ wurden
nur noch ^ 561.17.0. für Bilderankäufe für beide
Galerien verausgabt, in denen allerdings die
Ankäufe aus dem „Chantrey Bequest" der Tate
 
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