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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. 1. Halbband, Heft 1-6.1908

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0467

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Rundschau

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Gallery nicht inbegriffen sind. Für die Natio-
nal Gallery wurden mit Hilfe der angeführten
Summe erworben: Une Parade von Gabriel
Jacques de Saint Aubin (1724—1780) aus der
Baring Sammlung, in der das Bild unter dem
Namen Gillot hing und das treffliche „Selbst-
porträt" von Joseph Ducreux (1735—1802) in
der Tracht eines Abbe (um nur £ 50). Für die
verhältnismäßig sehr kleine französische Samm-
lung der Gallery ist jeder Zuwachs doppelt will-
kommen. Und sodann noch Maria Magda-
lena, Schule von Antwerpen. — Für die Tate Gallery
wurden angekauft: „Gordale Scar von James
Ward (1769—1859), eine Skizze zu seiner großen
Landschaft, die jetzt auch wie sein großes Tier-
stück in der gleichen Galerie hängt. Damit ist
dieser bedeutendste verstorbene Tiermaler Eng-
lands nun endlich einigermaßen gebührend
in der National Britischen Galerie vertreten;
33 Studienblätter des großen Bildhauers Alfred
Stevens, darunter solche zu seinem Wellington-
Monument im St. Paulsdom und zu dem be-
rühmten Kamin in Dorchester House; endlich ein
Bild des 1887 verstorbenen Frank H. Potter, ein
Interieur „ A Music Lesson". Von diesem manchmal
die Feinheit des Belgiers A. Stevens erreichenden
Meister war vor kurzem ein Bild in der Fair Women.
Exhibition der International Society zu sehen
gewesen. — An Bilder-Gaben empfing die Na-
tional Gallery u. a. einige moderne Franzosen,
ein Blumen- und ein Frachtstück von Fantin
Latour (aus den Jahren 1864 und 67) und einen
Corot (aus dem Jahre 1871) „The Marsh of Ar-
leux du Nord". Diese drei Werke hängen in
Saal XVII neben einigen anderen modernen
französischen Bildern, die der Galerie zum Lehen
übergeben sind: 4 Corots, ein Diaz und ein
Daubigny. Von anderen Gaben an die National
Gallery seien erwähnt. Hendrick v. Steenwyck
(1580—1648) „An Interior of a Gothic Church";
3 Pieter Neeffs (1577—1657), alles Kircheninte-
reurs; Niederländische Schule, 16. Jahrh. „Ulri-
cus Sirosenius, Herzog von Ostfriesland"; ein
ähnliches Porträt des gleidien Herzogs in der
Oldenburger Galerie wird von Bode dem Jacob
Cornelissen zugeschrieben. Eine andere Ver-
sion mit Dürers Monogramm und Datum 1520
befindet sich in des Herzogs von Rutland Samm-
lung; „The Water Lane" von Jan Siberechts
(1627—1703); Jacob Ochtervelt: „Dame am Spi-
nett"; Giovanni Francesco da Rimini „Madonna
und Kind" mit Datum MC. C. C. C. VI., endlich
Thomas Gainsborough „The Watering Place".
Der Tate Gallery wurden als Geschenke über-
wiesen u. a.: „Woody Landscape von James
Stark (1794—1859), einem der Kleinmeister der
sogen. Norwich School; einige Stücke vonHercules

B.Bra bazon (1821—1906); einige Studien und ein
Porträt von der Hand des Bildhauers A. Stevens;
ein Porträtkopf von A. Legros ; einige Landschafts-
stücke von James Charles (1851—1906); des
alten Prärafaelitenbruders Holman Hunt „The
Ship", eine Nachtszene auf Deck eines Dampfers,
die einige Tennysonverse illustrieren soll („Es
war klar, daß diese Gelegenheit Tennysons
Verse zn illustrieren nicht länger aufgeschoben
werden konnte. Daher machte der Künstler
Zeichnungen und Nachtstudien, und als er in
Syrien landete, malte er das Bild, während ihm
die Szenerie noch frisch vor Augen stand", so
läßt sich der Künstler selber darüber aus!); „A
Pic-nic" von Sir David Wilkie, dem wohlbe-
kannten schottischen Genremaler; und mehrere
Studien von J. F. Lewis (1805—1876), der in
Holman Hunts Spuren wandelte. — Außer den
bereits erwähnten Franzosen wurden der Na-
tional Gallery zur Ausstellung geliehen einige
Jacob Maris, Mauve, I. Bosboom, Israels; ferner
eine Kneipenszene von Adrian Brouwer; ein
Porträt der Bona von Savoyen von Ambrogio
de Predis und einiges andere. Zu den von
Mr. Drucker geliehenen modernen Niederländern
heißt es in dem Bericht: „Diese Werke, die als
ständiges Lehen der Gallery versprochen sind, tra-
gen wesentlich dazu bei, die sehr kleine Samm-
lung moderner Meister des Kontinents zu ver-
mehren, die sich im Besitz der Gallery befinden.
Sie bilden einen wertvollen Kern, zu dem, so
hofft man, sich weitere Werke hinzufinden wer-
den, sodaß allmählich eine adäquate Repräsen-
tation der besten modernen Kunst des Konti-
nents in ihren verschiedenen Phasen ermöglicht
werden dürfte, die dann für sich gesondert aufs
beste in den bald zur Verfügung stehenden
neuen Räumen gezeigt werden könnten." Die-
ser Paragraph ist sehr wichtig und zeigt, welche
Wege der neue Direktor Sir Ch. Holroyd zu
gehen gedenkt. Noch vor gar nicht langer Zeit
hieß es, daß, selbst wenn ein Mäcen Werke
moderner Kunst der Gallery anböte, es nicht
möglich sein würde, dieselben anzunehmen,
denn die National Gallery sei nur für alte, die
Tate Gallery nur für Britische Kunst da. Dieser
Beschränkung ist nun ein Ende gemacht, da die
Gallery einen Zuwachs an Sälen erhält, der,
wie es im gleichen Bericht heißt, im Bau rüstig
fortschreitet. — Ein Bild Sir J. Reynolds, eine
„Heilige Familie", das schon 30 Jahre lang aus
den Sälen der Galerie verschwunden war, sei-
nes üblen Zustandes wegen, ist nun aufs sorg-
fältigste gereinigt und restauriert worden und
hängt jetzt wieder in den Räumen der Eng-
lischen Schule der National Gallery als fast das
einzige Bild, das ein sakrales Thema in diesen
 
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