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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0478

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

Hauptwerk über den spanischen Künstler ver-
öffentlicht hat, seinen Studien über denselben
engere Grenzen gezogen. Er publizierte im
Vorjahre mit Hilfe der Reichsdruckerei die sel-
tensten graphischen Arbeiten des Meisters und
er gibt uns neuerdings eine Auswahl von Zeich-
nungen desselben, welche die Wiener Gesell-
schaft für vervielfältigende Kunst mustergiltig
reproduziert hat. Es handelt sich um 21 Zeich-
nungen, die den Kabinetten zu Berlin, Hamburg
und Madrid entnommen, außerordentlich charak-
teristisch für die Art sind, in der Goya bei der
Fixierung seiner Ideen Pinsel, Feder, Stift, Sepia,
Röthel, Kreide oder Tusche handhabte. Dem
Stoffe nach sind es Entwürfe zu den Caprichos,
darunter mehrere nicht im Stich ausgeführte,
zur Tauromaquia, den Desastres de la guerra
und den Proverbios, also ausnahmslos Skizzen
zu graphischen Arbeiten, solche zu Gemälden
Goyas sind, wie Loga ausführt, ja nicht bekannt.
Zu dem kurzen Text, in dem der Verfasser den
Schicksalen von Goyas Handzeichnungen nach-
geht, sie klassifiziert und ihre Technik beschreibt,
wäre nur zu erwähnen, daß Goya nicht nur im
Alter in Bordeaux, sondern schon 1785 in Spanien
Luftschiffer sehen konnte, die Inquisition hatte
diesen, nachdem sie einen Revers ausgestellt
hatten, daß dabei alles mit natürlichen Dingen
zugehe, das Aufsteigen erlaubt.
M. v. Boehn.

E. Serrano Fatigati, Portadas artisticas
de monumentos espafioles, desde el siglo
XII hasta nuestros di'as. Madrid, o. J. 20 pes.
Man wird eine Arbeit über ein so un-
erforschtes Gebiet, wie es die spanische Portal-
plastik darstellt, ohne weiteres freudig begrüßen,
selbst wenn, wie in der vorliegenden, die Resul-
tate den Erwartungen nicht entsprechen sollten.
Immerhin kann sie eine Grundlage für ein-
gehendere Studien bilden.
Die völlige Abhängigkeit des spanischen
Kirchenschmucks von der romanischen und
gotischen Skulptur Frankreichs ist schon lange
bekannt. Es hätte sich nun, da wir über die
französischen Schulen genügende Klarheit er-
langt haben, gelohnt, ihren Anteil in Spanien
genauer zu lokalisieren. Bei einigen Portal-
arbeiten, z. B. den sehr interessanten an
gotischen Kirchen Navarras (Estella, Tudela,
Pamplona) und Kataloniens, wäre es sicher ver-
hältnismäßig leicht gewesen, die direkten Vor-
bilder in Languedoc oder Gascogne nadizu-
weisen, da auch das ikonographische Programm
fast völlig identisch ist. Der Verfasser be-

schränkt sich da aber leider meist auf Zitate
aus Andre Michels neuer Kunstgeschichte.
Ebenso führt er die nicht unerheblichen Ein-
flüsse des romanischen Italien auf Katalonien
nicht näher aus. Dagegen bemüht er sich,
stellenweise autochthone Elemente (besonders
in Asturien) festzustellen, kommt aber selbst
bezüglich des prächtigen Ruhmesportikus von
Santiago zu keinem positiven Ergebnis.
Dankenswert sind die Hinweise auf orienta-
lische Einschläge, die bisher nie genügend ge-
würdigt wurden. An zahlreichen romanischen
Kapitälen (in Sepülveda, Silos usw.) finden sich
Darstellungen von Raubvögeln, Tierkämpfen,
Jagden, exotischen Tiermenschen u. a. m., die
der Verfasser der Berührung mit der arabischen
Kunst zuschreibt, wenn sie auch oft mit dieser
nur die Quelle gemeinsam haben werden. Die
islamische Provenienz ist übrigens zum Teil
notorisch, da an manchen Orten maurische Ge-
fangene erwiesenermaßen gezwungen wurden,
für die Kirchendekoration zu arbeiten, und da
Beziehungen zu den bekannten Ablutionswannen
von Medinat-az-Zahira, Granada und Jätiba
sowie zu Schnitzarbeiten aus der Zeit des
Kalifats unverkennbar sind. In dieselbe Richtung
scheint die häufige Portalform des Zacken-
bogens, das Sägezahnmotiv und der eigenartig
orientalische Charakter der ganzen sogenannten
Arte Alfonsi (unter Alfons X.) zu gehören.
Eine Einwirkung der mohammedanischen auf
die christliche Kunst steht ja durch die geschicht-
lichen Ereignisse oft, z. B. für Toledo und
Valencia, außer Frage.
Beziehungen zu England, die der Verfasser
bisweilen konstatiert, scheinen nur vorüber-
gehend, wenn nicht zufällig, bestanden zu
haben.
Über den stilistischen Ursprung der Glanz-
portale an den großen kastilischen Kathedralen
(Toledo, Burgos, Leon) erfahren wir nichts
Neues.
Die an sich schon recht unübersichtliche Dar-
stellung hätte durch ein Ortsregister oder
wenigstens Hervorhebung aller Ortsnamen in
Kursiv- oder Sperrdruck gewiß gewonnen. In
seiner gegenwärtigen Gestalt können wir das
Buch nur wegen der zahlreichen, großenteils
bislang unpublizierten Abbildungen empfehlen.
Der letzte Abschnitt nötigt uns einen ernsten
Tadel ab, den wir gern umgangen hätten, da
man angesichts der Anfänge, in denen die
spanische Kunstforschung steckt, mit ihren zahl-
reichen Mängeln nicht allzuscharf ins Gericht
gehen darf. Es sollen zum Schluß die Portale
„von 1500 bis auf unsere Zeit" durchgejagt
werden. Natürlich werden die bedeutenden
 
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