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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 6
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Sirén, Osvald: Die Fresken in der Cappella di S. Antonio in Le Campora
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0515

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Siren. Die Fresken in der Cappella di S. Antonio in Le Campora 507


Abb. 4. Antonius zu seinen Schülern im Kloster sprechend

Die Komposition ist streng symmetrisch. Die Greise sitzen auf einer Steinbank
vor dem Eingang zur Felsenhöhle, deren Rand einen Bogen über ihren Köpfen bildet.
Die Gruppe gewinnt noch mehr an steif feierlicher Wirkung durch die große Palme,
die mitten in der Grotte wächst, ihre grüne Regenschirmkrone über den silberhaarigen
Greisen ausbreitend, die im übrigen fast wie ein älterer und jüngerer Bruder ähneln,
wenn auch der ältere einen etwas strengeren Ausdruck erhalten hat. Dieselbe runde
Kopfform, die hohe Stirn, dieselbe kurze, gerade Nase, der verhältnismäßig kleine
Mund und die großen Ohren zeichnen sie beide aus. Die kleinen, wohlgebildeten
Hände sind auch ähnlich. Will man eine Vorstellung von der Verwandtschaft dieser
Typen mit den bei Giottino gewöhnlichsten erhalten, so stelle man S. Antonius neben
den Diakon, der in der Auferweckungsszene in der Capella Bardi in Sta. Croce hinter
S. Sylvester steht. Man wird dann finden, daß die Zeichnung von Stirn, Nase, Augen,
Mund und Ohren in der Hauptsache dieselbe ist, daß aber der Mann in dem Sylvester-
fresko mit viel größerer künstlerischer Energie gegeben, besser modelliert, kräftiger
gezeichnet und charakterisiert ist als S. Antonius im Campora-Fresko. Es herrscht,
kurz gesagt, ein großer qualitativer Unterschied zwischen diesen Figuren, der geeignet
ist, auf den ersten Blick hin den Eindruck der typologischen Ähnlichkeiten zu ver-
 
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