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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. 1. Halbband, Heft 1-6.1908

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Heft 6
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Suida, Wilhelm: Altsteirische Bilder im Landesmuseum "Johanneum" zu Graz
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0540

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532

Monatshefte für Kunstwissenschaft


Abb. 8. Steirischer Maler vom Anfänge des XVI. Jahr-
hunderts. Madonna mit den vierzehn Nothelfern
□ Landesgemäldegalerie, Graz

Diese Gruppe der Lichtmaler würde uns nun passend hinüberleiten zu den in
Steiermark befindlichen Erzeugnissen des sogennannten Donaustils. Vorher haben wir
uns aber mit einer Gruppe von Werken zu befassen, die künstlerisch höher steht, als
die Erzeugnisse des Donaustils in Steiermark und die auf ganz andere Wirkungen aus-
geht: nicht die Pflege des Landschaftlichen, dem sich die Figuren ein- und unter-
ordnen, sondern die klare, ja monumentale Anordnung großer Figuren ist das Ziel
dieser Maler. Daß wir es hier mit steirischen Künstlern des beginnenden XVI. Jahr-
hunderts zu tun haben, wird dadurch wahrscheinlich, daß Steiermark die bedeutendsten
Denkmäler die-
ses Stils zum
Teil besitzt, zum
Teil besaß. Als
das Hauptwerk
dieser Richtung
ist die pracht-
volle, laut In-
schrift von „Herr
Jörg von Rottal,
Freyherr zu Tal-
berg 1505" ge-
stiftete Altartafel
hervorzuheben,
eine besondere
Zierde der Lan-
des-Gemäldega-
lerie (No. 11), in
der das Bild den
Ehrenplatzin der
steirischenAbtei-
lung verdiente.
(Abbild. 6.) Die
Tafel stammt,
wie viele andere

von uns er-
wähnte, aus der
für die Kenntnis
der altsteirischen
Kunst eminent
wichtigen Gräf-
lich Attems'-
schen Samm-
lung, aus der sie
als Geschenk an
das Johanneum
kam. Wir sehen
die Madonna in
brokatenem Ge-
wände mit dem
bis auf ein Tuch
unbekleideten
Christkindchen.
Über Marias
Haupt schweben
zwei kleine En-
gel mit der Kro-
ne,während vier
heilige Jung-
frauen, Caterina,

Barbara, Dorothea und Magdalena, ihr Gesellschaft leisten. Bei verhältnismäßig
hochgenommenem Augenpunkte sehen wir sie im Bilde übereinander (im Raume
hintereinander gedacht) auf fliesenbelegtem und blumenbestreutem Boden sitzend. Schöne
satte Farben, die zu vollen Akkorden zusammenklingen, ebenmäßige angenehme
Gesichter, bisweilen, wie bei Dorothea, zu hoher Anmut gesteigert.

ausgestellt ist. Die Typen dieses Künstlers zeigen noch deutliche Beziehung zum Meister R. F.
(Wien, Großgmain, Regensburg, Venedig, St. Florian, Budapest). Unbeachtete Bilder des R. F.
sind, nebenbei bemerkt, zwei thronende Heilige auf Schloß Kreutzenstein (Sebastian und Florian,
wenn ich mich recht erinnere).
 
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