Suida. Altsteirische Bilder im Landesmuseum „Johanneum" zu Graz 533
Für eine etwas frühere Arbeit des gleichen
Meisters, wir wollen ihn kurz den Meister
des Talberg-Altars nennen, halte ich ein
Madonnenbild der Liechtensteingalerie in Wien
(No. 700), das unter dem Namen des Martin
Schaffner ausgestellt ist.1) Die Madonna in
blauem Kleide und ebensolchem Mantel hält
das mit weißem Tüchelchen dürftig bekleidete
Kindchen, welches, eine Nelke in der Hand,
mit seinem kleinen Mopsgesichtchen ähnlich
nach aufwärts schaut, wie auf dem Talberg-
Altar. Maria sitzt auf einem mit karmin-
farbigem Brokat überspannten Steinthron mit
sanft nach abwärts geschwungener Lehne, die
in zwei gotischen Postamenten endigt (von
genau gleicher Form wie der mittlere Teil des
Turmes der heiligen Barbara), auf denen zwei
kleine weißgewandete musizierende Engel mit
Harfe und anderem Saiteninstrument stehen.
Sie haben ganz ähnliche Typen, gleichgeformte
stahlblaue Flügel wie auf dem Grazer Bilde.
Ornamentierten Goldgrund in flachem Relief
finden wir hier wie dort. In der Anordnung Abb. 9. Steirischer Maler vom Anfänge
des XVI. Jahrhunderts. Frauen-
bildnis (sog. hl. Hemma) □
□ Landesgemäldegalerie, Graz
noch befangener, in den Farben schlichter,
ist die Liechtenstein-Madonna wohl eine
frühere Arbeit des gleichen Künstlers, also
etwa gegen 1500 gemalt.
Dieser Meister des Talberg-Altars,
von dem hoffentlich mit der Zeit noch
andere Werke nachzuweisen sein werden,
hat seine Schulung zweifellos außerhalb
seiner Heimat (wenn anders er überhaupt
Steirer war) erhalten, und zwar in Nürn-
berg. Dort ist es der Kreis: Hans Pleyden-
wurff, Meister des Peringsdörffer Altars,
9 Erwähnt von Dr. S. Graf Pückler-
Limpurg in seiner Schaffner -Monographie, wo
die Beziehung auf diesen Meister als irrig ab-
gelehnt, aber keine positive Meinung geäußert
wird.
Abb. 10. Österreichischer Maler um 1500. Die
Anbetung der hl. drei Könige □
□ Landesgemäldegalerie, Graz
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Für eine etwas frühere Arbeit des gleichen
Meisters, wir wollen ihn kurz den Meister
des Talberg-Altars nennen, halte ich ein
Madonnenbild der Liechtensteingalerie in Wien
(No. 700), das unter dem Namen des Martin
Schaffner ausgestellt ist.1) Die Madonna in
blauem Kleide und ebensolchem Mantel hält
das mit weißem Tüchelchen dürftig bekleidete
Kindchen, welches, eine Nelke in der Hand,
mit seinem kleinen Mopsgesichtchen ähnlich
nach aufwärts schaut, wie auf dem Talberg-
Altar. Maria sitzt auf einem mit karmin-
farbigem Brokat überspannten Steinthron mit
sanft nach abwärts geschwungener Lehne, die
in zwei gotischen Postamenten endigt (von
genau gleicher Form wie der mittlere Teil des
Turmes der heiligen Barbara), auf denen zwei
kleine weißgewandete musizierende Engel mit
Harfe und anderem Saiteninstrument stehen.
Sie haben ganz ähnliche Typen, gleichgeformte
stahlblaue Flügel wie auf dem Grazer Bilde.
Ornamentierten Goldgrund in flachem Relief
finden wir hier wie dort. In der Anordnung Abb. 9. Steirischer Maler vom Anfänge
des XVI. Jahrhunderts. Frauen-
bildnis (sog. hl. Hemma) □
□ Landesgemäldegalerie, Graz
noch befangener, in den Farben schlichter,
ist die Liechtenstein-Madonna wohl eine
frühere Arbeit des gleichen Künstlers, also
etwa gegen 1500 gemalt.
Dieser Meister des Talberg-Altars,
von dem hoffentlich mit der Zeit noch
andere Werke nachzuweisen sein werden,
hat seine Schulung zweifellos außerhalb
seiner Heimat (wenn anders er überhaupt
Steirer war) erhalten, und zwar in Nürn-
berg. Dort ist es der Kreis: Hans Pleyden-
wurff, Meister des Peringsdörffer Altars,
9 Erwähnt von Dr. S. Graf Pückler-
Limpurg in seiner Schaffner -Monographie, wo
die Beziehung auf diesen Meister als irrig ab-
gelehnt, aber keine positive Meinung geäußert
wird.
Abb. 10. Österreichischer Maler um 1500. Die
Anbetung der hl. drei Könige □
□ Landesgemäldegalerie, Graz
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