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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 6
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0563

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Rundschau

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der Marquise de Ganay eine künstlerisch sehr
wichtige Sammlung von hundert Pastellen des
XVIII. Jahrhunderts aus Pariser Privatbesitz
den Kunstfreunden zugänglich gemacht, über
die Herr Jean Guiffrey in den Spalten unserer
Zeitschrift eine umfassende Studie veröffent-
liehen wird. Besonders überraschend wirkten
die Pastelle von Perroneau, die diesen bisher
wenig gekannten Meister in ein neues Licht
stellen und fast über den gepriesenen La Tour
erheben. Wie wir erfahren, bereitet Herr Ra-
touis de Limay eine große Veröffentlichung über
Perroneau vor, die endlich diesem bisher so
vernachlässigten Künstler die verdiente histo-
rische und künstlerische Würdigung angedeihen
lassen wird.
Die Bibliotheque Nationale endlich hat in
ihren Ausstellungsräumen eine wenn auch nicht
so originelle und so neue wissenschaftliche Re-
sultate zutage fördernde, so doch nicht minder
dankenswerte Ausstellung zusammengebracht:
alle im Besitze der Bibliothek befindlichen oder
von Amateuren erreichbaren Handzeichnungen
Rembrandts, verbunden mit einer möglichst um-
fassenden Vorführung seines graphischen Wer-
kes. Diese Ausstellung bringt natürlich kaum
Neues, sie wird aber Laien und Amateuren
zahlreiche Anregungen geben, auch ist ihr gründ-
lich gearbeiteter Katalog wertvoll als Codifizie-
rung dessen, was von den Arbeiten des großen
Holländers in den Kartons der Pariser Amateure
verborgen ist.
Zum Schlüsse ein Hinweis auf die Societe
de l'Histoire de l'Art Fran^ais, die die bedeutend-
sten französischen Kunsthistoriker umfaßt und
deren Veröffentlichungen die wertvollsten Bei-
träge zur Geschichte der französischen Kunst
geben. Wir werden über die Sitzungen dieser
Gesellschaft in Zukunft regelmäßig berichten.
In der Sitzung am 15. Juni werden u. a. fol-
gende Vorträge gehalten werden: C. Dreyfus,
Die Skulpturen aus dem XVIII. Jahrhundert am
Invalidendom, F. Benoit, Eine Darstellung der
Kreuzigung aus der Schule Bourdichons im
Museum zu Lille.
Rudolf Meyer-Riefstahl.
LONDON .. „^=
Die Kunstabteilung der großen Franko-Briti-
schen Ausstellung war bei Abfassung dieser
Zeilen noch nicht eröffnet, jedoch erfuhr man
schon wenigstens einige der Hauptstücke, die sie
enthält. Es sind zum Teil Werke, die seiner-
zeit in Berlin zu sehen gewesen sind: u. a. Gains-
boroughs berühmter „Blue Boy". Ferner ent-

hält die Abteilung Reynolds „Lady Crosbie";
verschiedene Porträts von der Hand Hogarths,
Romneys und Hoppners; Constables „Dedham
Vale"; Raeburns „Lady Stuart"; Wilkies „Penny
Wedding" (Eigentum des Königs); einen alten
Crome; Werke von Bonington, David Cox,
Holland, Roberts, Pyne usw. Auch die Prä-
rafaeliten sind zahlreich vertreten. Von Millais
sind „Autumn Leaves", „The Black Brunswicker"
und „The Huguenot" ausgestellt. Von Burne
Jones das kürzlich der Tate Gallery vermachte
„Golden Stairs"; Madox Browns „Work"; ver-
schiedene Rossettis; ein Bild von der Hand
William Morris', Watts, „Lord Tenngson" u. a.
m. Die französische Abteilung beschränkt sich
auf die zweite Hälfte des neunzehnten Jahr-
hunderts und die Gegenwart. Es finden sich
Werke von Corot, Daubigny. Jules Dupre, Dela-
croix, Millet, Meissonier, Bastien Lepage, Rosa
Bonheur, Jules Breton u. a. m. — Daß eine Aus-
stellung, die sich mit ihrer Kunstabteilung offen-
bar Mühe gemacht und diese einem ausgezeich-
neten Kenner unterstellt hat, daß sie in unserer
Zeit ein Plakat von geradezu kindischer Ab-
geschmacktheit als förmliche Blamage an allen
Ecken der Stadt anbringen kann, ist unbegreif-
lich. Dazu noch hierzulande, wo vor schon
langen Jahren Männer wie Herkomer und Crane
sich gerade um die Plakatkunst eifrig bemüht
haben! Solche Barbareien sollten doch eigent-
lich unmöglich geworden sein. Die Kunst ist
aber eben noch nicht ins Leben eingedrungen,
sie bleibt auf ihre „Abteilung" beschränkt, als
gesonderte Einzelerscheinung. — Der Kurator
der Kunstabteilung der Schottischen National-
ausstellung in Edinburg hat mir deren Katalog
zugesandt, in dem sich eine kurze interessante
Einführung in die schottische Kunst findet. Im
Herbst soll von dem Verfasser dieser Einleitung,
Mr. James L. Caw, dem Direktor der Schottischen
National-Galerie, ein größeres Werk über die
alte und neue schottische Malerei bei T. C. &
E. C. Jack erscheinen, das die gegenwärtige Aus-
stellung zum Ausgangspunkt nehmen wird. In
der Ausstellung nun hat man dem florentiner
Beispiel folgend die bedeutendsten Werke in
einem Saale vereinigt, sonst ist erfreulicherweise
in der Hauptsache die chronologische Ordnung
innegehalten worden. In diesem Ehrensaale
hängen u. a. Jamesones, des „schottischen
Vandycks" und Rubensschülers, Erskineporträt,
eines seiner besten Stücke; sodann Raeburns
„Sohn des Künstlers auf einem grauen Pony"
(Eigentum Lord Roseberys); Porträts von Allan
Ramsay, dem alten Hofmaler, und Sir David
Wilkie, den man meist nur als Genremaler kennt;
historische Bilder von Thomas Duncan usw.;
 
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