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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0579

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571

KLEINE ANZEIGEN
Das neueste Heft der Münchner „süddeut-
schen Monatshefte" zeigt in erfreulichster
Weise, durch Veröffentlichung eines Briefes über
„Die Verbindung für historische Kunst"
von A. W. Heymel, daß diese Zeitschrift ge-
sonnen ist, nunmehr in kunstpolitischen Fragen
ebenfalls ein gewichtiges und bestimmtes Wort
mitzusprechen. Unsere kunstwissenschaft-
lichen Monatshefte haben nun nicht die Ab-
sicht, so aktuell wie möglich ihr Inhalt auch sein
soll, nach dieser oder jener Seite hin prinzipiellen
Standpunkt einzunehmen. Wenn es schon un-
ausbleiblich ist, daß in rein wissenschaftlichen
Fragen Gegensätze betont werden und die Geister
in friedlicher, nur streng sachlicher Polemik auf-
einander platzen — hoffentlich sogar recht häufig,
denn aus gegenseitiger Aussprache und An-
regung erwächst allein Wissen und Fortsdiritt—,
in Fragen der Kunstpolitik streben wir danach,
tunlichste Zurückhaltung zu wahren und so ob-
jektive Urteile wie nur möglich abzugeben.
Selbstverständlich ist es aber bei der Zusammen-
schließung und Fällung von Urteilen, daß uns
persönliche Interessen, Rücksichtnahme auf die
Wünsche bestimmter Cliquen, partikularistisdie
Motive nie und nimmer zu leiten haben. Allein
die Wahrung künstlerischer Absichten im Sinne
der kulturellen Förderung ist Aufgabe unserer
Monatshefte. Und gerade aus diesem für uns
ausschließlich maßgebenden Grunde fühlen wir
die Verpflichtung, zu den trotz aller Sachlichkeit
stark subjektiven Äußerungen Heymels Stellung
zu nehmen, da seine Worte weiterhin durch
ihren Abdruck in der führenden süddeutschen
Monatsschrift erst ihre besondere Bedeutung
erhalten. Wie die Mitglieder der Verbindung
für historische Kunst in Bremen gestimmt haben,
daß sie hohe Summen zwecklos hinauswarfen
für unbedeutende Bilder, die mitgeteilte Ignoranz
des Leiters einer bekannten Münchener „Bilder-
sammlung", das alles ließe sich mit der gleichen
schmerzlichen Resignation hinnehmen, die wir
leider weit übleren und gefährlichen Anfein-
dungen echten künstlerischen Wesens gegenüber
in Deutschland zur Schau tragen müssen. Seit
Jahrzehnten und wohl länger noch ist „historisch"
gesündigt worden. Das kleine Häuflein der Auf-
rechten, das zu widerstehen etwa wagen wollte,
sah sich vergebens nach einem Ort der Aus-
sprache um, bis es sein eigenes subjektives
Organ erhielt. Und nun erlebten wir, daß der

vorzügliche Leiter einer öffentlichen Sammlung,
dem seine Vaterstadt den Ankauf eines herr-
lichen Monet verdankt, sich zum Sprecher des
fortschrittlich gesinnten Kreises begeisterungs-
freudiger jüngerer Kunstfreunde macht und sich
mannhaft der von Staatswegen reaktionären
Doctrin widersetzt. Wir erleben weiter, daß
ein Mitglied des genannten Kreises jenen Wor-
ten den nötigen Nachhalt jetzt gibt, indem er
sie drucken läßt in einer den akademischen
Kreisen nahestehenden Zeitschrift, die noch dazu
in München erscheint. Diese Tatsache, daß
„kühn Kräfte sich regen", veranlaßt uns, Hey-
mels Aufsatz in den süddeutschen Monatsheften
hier zu nennen, wenn wir auch im einzelnen
hier und da an einigen mehr aus impulsiver Er-
regung über die Wichtigkeit des Gegenstands
als aus persönlicher Reizbarkeit diktierten schar-
fen Wendungen Anstoß nehmen müssen.
Uhde-Bernays.
Der Verlag von F. Bruckmann, Ä.-G. in
München hat soeben in farbiger Wiedergabe
den Isenheimer Altar von Mathias Grüne-
wald veröffentlicht, herausgegeben von Max
J. Friedländer (in Leinenmappe 120 Mark).
Der Eindruck dieser Bilder ist erstaunlich. Wie
der Verlag sehr richtig betont, war diese Voll-
kommenheit nur mit Hilfe der neuesten
Fortschritte der photographischen Technik zu
erreichen. Sie beruht auf direkter Aufnahme
der Originale durch Farbfilter und so ist auch
in der Reproduktion nichts von den Farben-
gluten und der bezwingenden Gewalt der neun
Stücke des Originals verloren gegangen. Es
braucht nicht gesagt zu werden, daß wir mit
besonderer Genugtuung gerade diese Publi-
kation begrüßen. B.
Unter dem Titel „Die Meister der Malerei und
ihre Werke" erscheint im Verlag von Wilhelm Weicher
Max Rooses Geschichte der Malerei in einer wohl-
gelungenen Ausstattung. Uns liegen bisher die ersten
drei Lieferungen vor, die ein endgiltiges Urteil noch nicht
gestatten, weshalb wir uns für heute auf diesen kurzen
Hinweis beschränken.
Bei F. Bruckmann, A.-G. in München hat Wölfflins
ausgezeichneter Albrecht Dürer kürzlich die zweite
vermehrte Auflage erlebt, von der noch zu sprechen ist.
Der dritte Band von Springers Kunstgeschichte
ist kürzlich in achter Auflage erschienen. Er behandelt
die Renaissance in Italien, bearbeitet von Adolf Philippi.
Der Verlag E. A. Seemann hat durch neuerliche Ver-
wendung von Kunstdruckpapier die Ausstattung bedeutend
verbessert, wenn auch zunächst der Eindruck des farbigen
Titelbildes mit Leonardos Felsgrottenmadonna unser ästhe-
tisches Empfinden nicht wenig verletzt. Denn dieser Druck
ist besten Falles eine Karikatur des Originals.
 
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