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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 6
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Der Kunstsammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0597

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Der Kunstsammler

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Verkauf gekommenen Kunstwerke bildeten die
Sammlungen J. F. A. Lindsen (Utrecht) und
J. K. (Amsterdam), umfassend rund dreieinhalb
Hundert Gemälde und Aquarelle moderner hol-
ländischer Meister von meist bester Qualität.
Das geht auch deutlidi aus den zum Teil sehr
ansehnlichen Preisen, die bezahlt wurden, her-
vor: David Bles, Nr. 118, Die unterbrochene
Lektion, 500 fl.; Th. de Bock, Nr. 120, Spät-
herbst, 1600 fl.; F. J. Du Chattel, Nr. 129,
Flußlandschaft, 525 fl.; G. W. Dijsselhof,
Nr. 133, Aquarium, 1500 fl.; 0. Eerelman,
Nr. 134, Englische Doggen, 500 fl.; M. J. de
Haan, Nr. 150, Talmudische Kontroverse, 1000 fl.;
Jozef Israels, Nr. 162, Mütterliche Fürsorge,
3575 fl.; J. C. K. Klinkenberg, Nr. 170, Son-
niger Kanal in einer holländischen Stadt, 925 fl.;
Nr. 171, Ansicht von Haarlem, 960 fl.; Jacob
Maris, Nr. 179, Sein Bruder Matthijs Maris im
Freien malend, 600 fl.; Willem Maris, Nr. 182,
Kühe auf der Weide, 3100 fl., Nr. 183, Feuchtes
Wetter, 705 fl.; A. Mauve, Nr. 185, Vieh am
Flußufer, 1500 fl., Nr. 186, Hirtin mit Kuh in den
Dünen, 1575 fl., Nr. 187, Karre mit Pferd und
Bauer, 1500 fl., Nr. 188, Winterlandschaft (Früh-
bild), 790 fl.; A. Neuhuys, Nr. 197, Vater und
Mutter, 5250 fl.; J. H. Weißenbrudi, Nr. 248,
Kanal bei Dämmerung (Aquarell), 2450 fl. —
Der andere Teil der Versteigerung bestand aus
einer Kollektion von 100 Originalen für eine
illustrierte Bibelausgabe, in ziemlich großem For-
mat und meist in Sdiwarzweißausführung. So
interessant und schön sehr viele der einzelnen
Arbeiten an sich und im Vergleich zueinander
sind: als Ganzes kann man dieser bildlichen
Interpretation der Heiligen Sclirift große Einheit-
lichkeit nicht nadirühmen. Man stelle sich vor,
daß 26 verschiedene Künstler aus aller Herren
Länder an dieser Bibelillustrierung beteiligt
waren, darunter: E. A. Abbey, AlmaTadema,
V. de Brozik, Puvis de Chavannes, J. J.
Benjamin Constant, Walter Crane, Albert
Edelfelt, J. L. Gerome, Jozef Israels,
Arthur Kampf, M. Liebermann, Domenico
Morelli, Ilja Repin, G. Rodiegrosse,
Sascha Schneider, Giovanni Segantini,
John M. Swan, James Tissot, F. v. Uhde,
jose Villegas u. a. Eine internationale Zu-
sammenstellung, wie man sie auf holländischen
Ausstellungen in dieser Buntheit zu sehen nicht
gewohnt ist. Besonders gefiel dem Publikum
schon an den Besichtigungstagen Giovanni
Segantini, dessen ergreifende Darstellung
(Kreidezeidinung) der vom Lager ausgeschlosse-
nen aussätzigen Mirjam (4. Mose 12, 15) denn
auch mit 1350 fl. bezahlt wurde. Auch die bei-
den anderen Blätter von Segantini erzielten

hohe Preise: Nr. 73 790 fl. und Nr. 75 740 fl.
Diese beiden letzten Preise wurden noch von
Nr. 32 übertroffen, einer Grisaillemalerei von
dem Schweden A. Edelfelt, Jesus seinen Jün-
gern die Füße waschend, die 840 fl. brachte.
Den höchsten Preis erreichte aber doch Jozef
Israels' Aquarell David vor Saul Harfe spielend;
das Bild ist noch dadurch interessant, daß es
wohl eine Vorstudie zu seinem großen Gemälde
im Städtischen Museum in Amsterdam ist.
Arthur Kampfs virtuos gezeichneten Grisaille-
malereien kamen den Holländern etwas zu
akademisch glatt vor. Beide Nummern, 41,
Josuah den Stein unter der Eiche beim Heilig-
tum des Herrn aufriditend, und 42, Christi Ein-
zug in Jerusalem, wurden mit je 400 fl. bezahlt.
Auch die Preise der Arbeiten von Fritz v. Uhde
bewegten sich in dieser Höhe: Nr. 85, Gott er-
scheint Abraham, 400 fl., Nr. 86, Vertreibung der
Hagar, 430 fl., Nr. 87, Opfer Abrahams, 500 fl.
und Nr. 88, jakob und Rahel, 360 fl. Alma
Tadema, Nr. 8, Tod der Erstgeburten, 500 fl.;
Puvis de Chavannes, Nr. 15, Geißelung
Christi, 600 fl.; Benjamin Constant, Nr. 17,
Jesus unter den Schriftgelehrten, 600 fl.; A. Edel-
felt, Nr. 30, Verkündigung an die Hirten, 350 fl.,
Nr. 31, Anbetung der Könige, 600 fl.; Dome-
nico Morelli, Nr. 59, Herodias empfängt von
Salome das Haupt des Johannes, 560 fl.; John
M. Swan, Nr. 78, Daniel in der Löwengrube,
500 fl.
Die ursprünglich auf den 11.—14. Mai ange-
setzte Versteigerung der Kunstbibliothek P.van
Eeghen ff) bei R. W. P. de Vries in Amster-
dam fand erst am 1.—3. Juni statt.
Audi die große Handzeichnungenauktion bei
Fred. Müller & Co. erfolgte später als ur-
sprünglich in Aussicht genommen war, am 15.
bis 18. Juni. Die hier unter den Hammer ge-
kommenen Handzeichnungen stammten in der
Hauptsache aus den Sammlungen Jhr. Alfred
Boreel, Jacobi und H. C. Du Bois im Haag,
C. G. V. Sdiöffer, Amsterdam, S. S., Paris
und A. Coster, Brüssel. Von den nicht weniger
als 704 Katalognummern alles Wichtige und
Schöne besonders hervorzuheben, ist unmöglich.
Im Mittelpunkt des Interesses dürfte aber ohne
Frage Rembrandt stehen, der mit 14 Blättern
vertreten ist, während 9 andere seiner Schule
zugeschrieben werden. Es ist hier nicht der
geeignete Ort, so viele Zeichnungen kritisch
exakt durchzugehen. Für eine große Anzahl
dürfte die Echtheit aber schon dadurch garantiert
sein, daß sie von Hofstede de Groot in seinem
Katalog der Rembrandthandzeichnungen be-
schrieben wurden. So Nr. 480 des Versteige-
rungsverzeichnisses, Esau verkauft sein Erst-
 
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