Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

DOI issue:
Heft 1/2
DOI article:
Steinmann, Ernst: Zur Ikonographie Michelangelos
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0060

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
52

Monatshefte für Kunstwissenschaft

Schon Milanesi hat — was Baron du Teil entgangen ist — in seiner Vasari-Aus-
gabe das Porträt der Pariser Sammlung erwähnt und, allerdings auf fremdes Urteil
sich stützend, außerordentlich hoch eingeschätzt.1) Milanesi glaubt das Gemälde mit
Bestimmtheit dem Salviati zuschreiben zu können, den er auch als Autor für die
Madonnenskizze in Anspruch nimmt, auf welcher das Porträt gemalt worden ist.
Jedenfalls gibt sich das Porträt der Sammlung Chaix d' Est-Ange als Prototypus
der meisten Ölporträts Buonarrotis zu erkennen, die wir besitzen. Am stärksten ist
von ihm das sogenannte Selbstporträt in den Uffizien beeinflußt worden und ein
weniger bekanntes Bildnis beim Earl of Wemyss, welches Symonds veröffentlicht hat.2)
Aber auch die Bildnisse in der Pinakothek des Capitols, in der Galleria Buonarroti und
in der Villa del Gallo erscheinen in starker Abhängigkeit von dem Pariser Gemälde,
das, obwohl unvollendet, ihnen allen durch die schlichte unverfälschte Charakterzeichnung
überlegen ist.
Gleichfalls dem Salviati schreibt J. P. Richter ein noch unveröffentlichtes Porträt
Michelangelos in der Sammlung von Dr. Ludwig Mond in London zu. Dank der
Güte des Besitzers kann ich auch dies Gemälde in dieser ikonographischen Studie
reproduzieren (Abb. 4). Das Bild ist auf einer schmalen Leinwand gemalt, die durch
gemalte Pilaster in fünf Flächen geteilt ist. In der Mitte erscheint Michelangelo
zwischen Giotto und Donatello zur Linken und Raffael und Brunellesco zur Rechten.
Über die Bedeutung und Herkunft dieses merkwürdigen Gemäldes wird J. P. Richter im
dem demnächst erscheinenden Katalog der Mond-Gallerie genaueres berichten.

9 A. a. 0. VII, 331.

2) The sonnets of Michael Angelo Buonarroti sec. ed. London 1904.
 
Annotationen