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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Studien und Forschungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0069

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Studien und Forschungen

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spiel von Rubens, dem Münchener Bacchanal?
Das Reiterbild des Philipp gibt ein Recht, an
solcher Interpretierung zu zweifeln. Und wir
glauben, gezeigt zu haben, daß die Ellbogen-
freiheit, die Stevenson rühmt, nicht unbedingt
als ein Vorzug anzusprechen ist, daß gerade
durch sie die Wirkung der Hilanderas empfind-
lich beeinträchtigt wird.
Das letzte Wort in der Frage ist mit dieser
Erkenntnis gewiß noch nicht gesprochen. Die
eigentlichen Gründe der Entscheidung liegen
tiefer, sie rühren an die allgemeine, stilgeschicht-
liche Stellung des Meisters, den eine einseitige
Anschauungsweise gern als den Vorläufer unse-
rer eigenen Zeit preist. Der Zweck dieser
Zeilen ist es aber vor allem, ein — gleichgültig
durch wessen Schuld — um seine beste Wir-
kung gebrachtes Meisterwerk in seiner Urform
und in ursprünglicher Schönheit wieder erstehen
zu lassen.

Dr. Curt Glaser.

BEITRAGE
ZUM CEUVRE BEKANNTER MALER1)
Von Wilhelm Suida
Konrad Witz r=======^^
In der Sammlung Cook in Richmond fand
ich als „altspanisch unter dem Einflüsse des
Hubert van Eyck" ein Gemälde, offenbar Bruch-
stück eines größeren Ganzen, das auf der jetzigen
Vorderseite einen auf einem Steinpostament
stehenden grüngewandeten Mann, auf der Rück-
seite die knieende Maria Magdelena (Hälfte des
Noli me tangere) darstellt. Meine Bestimmung
auf Konrad Witz glaube ich durch die nahe
Beziehung zu den Tafeln in Basel begründen
zu können. Ob hier wieder ein Bruchstück des
in seiner Gesamtform noch fraglichen Baseler
Altars aufgetaucht sei, wird erst eine weitere
Untersuchung ergeben.

Hans Sdiüdilin -■ .= 1 -^ -=
Nicht mehr als der Tiefenbronner Altar von
1469 war bisher von diesem Meister bekannt.
Ein Tafelbild der Stuttgarter Galerie, die Verkün-
digung an Zacharias im Tempel, das schon ältere
Inventare dem Sdiüdilin zuschreiben, hat Konrad
Lange von neuem unter seinem Namen aus-

9 In der Form kurzer Notizen teile ich beifolgende
Beobachtungen den Fachgenossen mit, da mir zu einer
breiteren Ausführung gegenwärtig die Zeit fehlt. Idi
hoffe jedoch bald auf die hier erwähnten Kunstwerke
zurückzukommen und dann durch Illustration und ge-
nauere Angaben meine Zuschreibungen ausführlich zu
begründen.

gestellt und dies scheint mir durchaus berechtigt,
ebenso Langes Annahme, das Bild sei noch vor
1469 gemalt (vielleicht auch nicht ganz eigen-
händig). Aus der Zeit des Tiefenbronner Altars
kann ich nun noch eine Enthauptung der hl. Bar-
bara im Besitze des Fürsten Waldstein in Dux
in Böhmen (in der dortigen Kirche befindlich),
aus etwas späterer Zeit eine Geiselung Christi
im Louvre namhaft machen. Beide Werke bis-
her nirgends erwähnt, sind formell wie kolo-
ristisch untrüglich Werke Schüchlins.
Friedrich Herlin ==========
Ein außerordentlich bedeutendes Tafelbild
dieses Meisters, die hl. Anna in dunkelkarmin-
rotem Gewände mit der kleinen Maria und dem
Christkinde auf ihren Knien, befindet sich auf
Schloß Kreuzenstein im Besitz Seiner Excellenz
des Grafen Hans Wilczek, ein kleineres Bild
des hl. Georg und Florian besitzt Herr Gaston
von Mallmann (Berlin).
Michael Pacher =============
Man sollte kaum glauben, daß ein verhält-
nismäßig leicht zugängliches Werk der Tiroler
Kunst, das mir des großen Namens Pachers durch-
aus würdig scheint, bisher völlig übersehen zu
sein scheint: es ist ein Glasfenster in der Mar-
garetenkapelle am St. Peters Friedhof zu Salz-
burg, darstellend die Madonna und die hl. Katha-
rina, offenbar aus der Zeit von Pachers Tätigkeit
in Salzburg für den Altar der Franziskanerkirche.
Im Anschlusse daran möchte ich eines Porträts
des Kaisers Maximilian Erwähnung tun, das
aus dem Besitze des Baron Schickler in Paris
auf der Brügger Ausstellung 1907 (Catalogue de
l'Exposition de la Toison d'orNr.27) zu sehen war,
sicher tirolische Arbeit vielleicht von Friedrich
Pacher, der zusammen mit Marx Reichlich für
Kaiser Max um 1508 tätig war. Ein unbe-
achtetes Tafelbild dieses letzteren Künstlers,
Christus am Ölberg, befindet sich auf Schloß
Kreuzenstein.
Albrecht Altdorfer ==============
In der Sammlung des historischen Vereins
in Regensburg fiel mir in dem kleinen Raume,
der den aus Altdorfers Schule herrührenden Altar
von 1517 beherbergt, ein Porträt auf, das als
„Kopie nach Feselen" bezeichnet und dement-
sprechend hochgehängt war. Eine nähere Unter-
suchung dieses Porträts eines Abtes brachte
mich aber zu der Überzeugung, daß ich ein eigen-
händiges Werk Altdorfers vor mir habe, das
in malerischer Durchführung, in der Art der
Modellierung des Kopfes und der Hände, in
 
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