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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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Rundschau

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Astrolabium von Georg Hartmann, Nürnberg,
1548, unter den, Goldschmiedearbeiten ein mäch-
tiger Weinhumpen aus dem Anfänge des 18. Jahr-
hunderts, u. a. mit der getriebenen Darstellung
des Heidelberger Riesenfasses, und das vor-
trefflich gearbeitete silbervergoldete Monile eines
Osnabrücker Domherrn aus dem Geschlechte der
Hatzfeld, Kölner Arbeit um 1630, ein wahres
Prachtstück, besonders hervorgehoben. Die Be-
stände des Kupferstichkabinetts erfuhren durch
Ankäufe von Blättern Israel von Meckenems
(Bartsch 28), Dürers (B. 66: die drei Genien,
und das Holzschnittbildnis Kaiser Maximilians
vom Jahre 1519, B. 153), Burgkmairs, Aldgrevers,
Cranachs, Brosamers, Daniel Hopfers, Hieronymus
Bangs, Paul Flindts, H. S. Lautensacks, Virgil
Solis' Wenzel Hollars u. a. m. wichtige Er-
gänzungen, während für die Bibliothek u. a.
ein vollständiges Exemplar des seltenen Werkes
„Der Türckische Schau-Platz... Hamburg, gedruckt
und verlegt durch Thomas von Wiering... 1685"
mit nahezu dem gesamten Holzschnittwerke
des Melchior Lorch (1527—1586) in allerdings
späten Abdrücken erworben werden konnte.
Gegen den Schluß des Jahres hatte sich die
Bibliothek übrigens noch der sehr willkommenen
Schenkung ausgewählter Bestände einer Privat-
bibliothek (Beckh-Ratsberg bei Erlangen) zu er-
freuen, die, im ganzen an 1600 Bände, worunter
viele Sammelbände, vor allem freilich der literar-
historischen, philosophischen und lokalgeschicht-
lichen Abteilung der Bibliothek zugute gekommen
ist. Erwähnt sei hier, daß aus der gleichen
Privatbibliothek eine weit über hundert Blätter
umfassende Sammlung von Handzeichnungen
aus dem Besitze des Architekten und Kupfer-
stechers Paul Decker (1677—1713), des Erbauers
des Erlanger Schlosses, von den bisherigen Be-
sitzern der Universitätsbibliothek zu Erlangen
als Geschenk überwiesen worden ist. Die meisten
dieser Blätter rühren von Deckers eigener Hand her.
Wie das Germanische Museum den natür-
lichen Mittelpunkt der kunst- und kulturgeschicht-
lichen Studien in Nürnberg bildet, so gehen die
hauptsächlichsten und wirkungsvollsten künst-
lerischen Bestrebungen mit dem Nachdruck auf
das von Alters her in Nürnberg blühende
Kunstgewerbe vom Bayerischen Gewerbe-
museum und der Königl. Kunstgewerbe-
schule aus. Die letztere hatte zwar in den
letzten Jahren durch den Tod des Professors
Wilhelm Behrens (f 1904) und den Rücktritt
und Fortzug des um die Kunstentwicklung in
Nürnberg so verdienten Prof. Friedrich Wan-
derer schwere Verluste zu beklagen, aber neue
wertvolle Kräfte: Hermann Bek-Gran, Max Heil-
maier, Otto Lohr, sind mit jugendlichem Feuer

in die entstandene Bresche gesprungen. Das
Bayerische Gewerbemuseum wirkt nach wie vor
in weiteste Kreise namentlich durch belehrende
Vorträge aller Art und durch die seit 1901 regel-
mäßig abgehaltenen kunstgewerblichen Meister-
kurse, die im letzten Jahre unter der Leitung Paul
Hausteins aus Stuttgart standen. Gegenwärtig
ist überdies eben die Gründung einer Zweig-
niederlassung des Museums in Landshut im
Werke, gewiß ein Zeichen für den Anklang,
den die Bestrebungen der Anstalt fortgesetzt
finden, für die Beliebtheit, deren sie sich er-
freut und der sie zum guten Teil ihre Erfolge
zu verdanken hat. Auf die rein private Gründung
der „Noris-Werkstätten" für angewandte
Kunst durch den Architekten Jakob Schmeißner und
den Kunstmaler Hermann Schwabe zu Ausgang
des Jahres 1906 soll gleichfalls an dieser Stelle
hinzuweisen nicht unterlassen werden. Ist doch
aus diesen Werkstätten in der kurzen Zeit ihres
Bestehens schon eine beträchtliche Zahl hand-
werklich schöner Einzelstücke, wie ganzer
Zimmer- und Hauseinrichtungen, die den Ge-
schmack zu bilden und zu verfeinern geeignet
sind, hervorgegangen.
Auch der engere Zusammenschluß der Künst-
lerschaft Nürnbergs zur „Nürnberger Kunst-
genossenschaft" ist erst in jüngster Ver-
gangenheit erfolgt. Die erste Frucht der neuen
Organisation war die Dürerbund-Ausstellung, die
vom 29. September bis zum 31. Oktober 1907
im Hörsaal des Bayerischen Gewerbemuseums
stattfand und von dem redlichen und ernsten
Streben unserer Künstler, deren Senior, den
Architekturmaler Professor Paul Ritter, leider
der Tod am 27. November aus der Reihe der
Schaffenden abgerufen hat, beredtes Zeugnis
ablegte. Insbesondere war Professor Bek-Gran
dabei durch eine Sonderausstellung seiner Werke
namentlich aus zeichnerischem Gebiete vortreff-
lich vertreten.
So steht zu hoffen, daß sich das noch zarte
Pflänzlein der neueren Nürnberger Kunst in
Zukunft noch zu wahrerKraft und immer reicherer
Fülle entwickeln werde. Gewiß wird dazu auch das
neue Künstlerhaus am Königstor beitragen,
das der freien Künstlerschaft gewissermaßen
einen Mittelpunkt und eine Heimstätte gewähren
soll und nunmehr seiner Vollendung entgegen-
geht. Der Entwurf zu demselben rührt von
Professor Konradin Walther her, die Innenein-
richtung, für die am 8. Januar ein prächtig ver-
laufenes Künstlerfest weitere Mittel flüssig ge-
macht hat, wurde den bewährten Händen des
Bauamtsassessors Ludwig Ullmann anvertraut.
Auch der Albrecht Dürerverein wird viel-
leicht nach Übersiedlung aus den lange inne-
 
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