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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Effekt zu erproben, stellte man das Modell auf
einige Zeit auf. Als Ganzes machte das Denk-
mal nun einen imposanten, trotz des anklingen-
den Barock (des Domes wegen) ruhigen und
vornehmen Eindruck. Jedoch war die Beleuch-
tung so schwadi, daß von dem Reiterstandbild
nicht allzuviel zu erkennen war. Aber schon
in seiner Anpassung an seine Umgebung ist
dieses Werk ein Muster und hierorts eine stete
Warnung, wo man die herrliche Westminster-
Abtei mit zahllosen Geschmacklosigkeiten innen
wahrhaft „verschandelt" hat. — Die s. Z. auf
Befehl Karls I. von Rubens gemalte Decke der
berühmten Banketthalle in Whitehall, die jetzt
zum Armeemuseum gehört, ist nunmehr endlich
und zwar gründlich restauriert worden. Trotz
vorhergehender zweimaliger Restaurierung hatte
sich das Deckengemälde in einem bedauerns-
werten Zustande der Vernachlässigung befunden.
— Aus der Provinz ist zu melden, daß man
nun endlich — allerdings nur für Schottland —
den ersten Schritt zu einer Registrierung der
nationalen Kunstdenkmale getan hat. Eine
kgl. Kommission ist beauftragt worden „ein In-
ventar der alten und historischen Monumente
und Konstruktionen, die in einem Zusammen-
hang stehen mit der jeweiligen Kultur, der
Zivilisation und den Lebensbedingungen des
schottischen Volkes oder diese illustrieren und
zwar von den frühesten Zeiten bis zum Jahre
1707 (Datum der Union Schottlands und Eng-
lands) vorzunehmen und diejenigen besonders
anzuführen, die der Erhaltung wert erscheinen".
Der Kommission gehören u. a. an: Kunst-
professor C. Baldwin Brown (Edinburger Uni-
versität) und Thomas Ross, Verfasser einiger
Bücher, die schottische Architektur behandeln.
Als Sekretär fungiert A. 0. Curle, Sekretär der
Society of Antiquaries of Scotland. Man hofft,
daß dieser erster Schritt bedeutet, daß die Re-
gierung für die Erhaltung der so besonders an-
geführten „Monumente und Konstruktionen"
(letzterer Ausdruck soll ermöglichen Erdwerke,
Pfahlbautenüberreste usw. miteinzuschließen)
nunmehr auch Vorkehrungen treffen wird. Natür-
lich wünscht man nun auch eine gleiche Inven-
tarisation für England und Wales. Daß man
damit hier so lange gezögert, wird man in
Deutschland mit all seinen bereits ausgeführten
Inventarisationen der Kunstwerke kaum be-
greifen. — In Dublin ist soeben eine neue
moderne Gemäldegalerie eröffnet worden, die
freilich zunächst in einem alten Hause in Har-
courtstreet untergebracht ist, bis das städtische
Galeriegebäude selber gebaut sein wird. Diese
Galerie kann London eigentlich als gutes Bei-
spiel dienen, denn sie begnügt sich nicht wie die
Londoner Tate Gallery mit englisdier Kunst,
sondern besitzt bereits zwei große Säle voll
ausländischer Kunstwerke. Im Skulpturensaal
steht Rodins: Bronzezeitalter. Unter den Eng-
ländern befinden sich Meister von Constable bis
zu Wilson Steer, Clausen usw. Natürlich sind
die neuen Iren: I. I. Shannon, Mark Fisher
Lavery, Hone, I. B. Yeats, W. Orpen usw.
gut vertreten. — In Birmingham, der Stadt,
aus der einst Burne Jones kam, fand vor einiger
Zeit eine Ausstellung der „Maler der Birming-
hamer Schule" statt. In ihrem Katalog nennen
sich diese Künstler — Southall, Gore, Maxwell
Armfield usw. — Nadifolger der italienischen
Präraphaeliten und versichern, daß sie in ihrer
Kunst nicht bloß darauf ausgingen, die Natur
nadizuahmen, sondern auch die verloren ge-
gangene Verbindung von Malerei und Archi-
tektur wieder herzustellen. So stellt ihre Kunst
eine eigentümliche Mischung von realistischen
und dekorativen Elementen dar, die sich nicht
immer zu einer Einheit verbinden wollen, zu-
mal diesen Künstlern der heilige Feuerbrand
zu fehlen scheint, der in den Seelen jener Früh-
italiener lohte und sie zu immer neuen Erobe-
rungen trieb. — Von Persönlichem ist zu melden,
daß der Malerveteran W. P. Frith, der älteste
lebende Akademiker, der die englischen Prära-
phaeliten kommen und gehen sah, vom König
durch den Victoriaorden ausgezeichnet wurde. —
Soeben hat sich in London eine neue Künstler-
gruppe gebildet, die zu den vielen bestehenden
nun noch eine weitere hinzufügt. Es ist die
„New Association of Artists". Ihre Gründer
sind W. J. Laidlay, Tom Robertson und T. F.
H. Sheard. Laidlay brachte seinerzeit die erste
Ausstellung des New English Art Club zuwege,
der in der Geschichte der neuesten englischen
Kunst eine bedeutende Rolle spielt. Die New
Association wird im Februar in der Goupil
Gallery ihre erste Ausstellung abhalten. F.
PARIS =======^^
Es gehört in der Pariser Presse zum guten
Ton, über die Untätigkeit und Sorglosigkeit der
Verwaltung des Louvre herzufallen, nachdem
vor einigen Monaten einige Bilder von frev-
lerischer Hand beschädigt worden waren, wo-
gegen sich auch die beste Administration nicht
schützen kann. Aufs neue hat der Lärm be-
gonnen, als man eines Morgens entdeckte, daß
ein Unbekannter im Schutze der Dunkelheit ver-
sucht hatte im Louvre einzusteigen, natürlich um
den großen Diamanten in der Galerie d'Apollon
zu stehlen, wie die Presse einmütig schrieb.
Dieser Einbrudisversuch sieht etwas Operetten-
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Effekt zu erproben, stellte man das Modell auf
einige Zeit auf. Als Ganzes machte das Denk-
mal nun einen imposanten, trotz des anklingen-
den Barock (des Domes wegen) ruhigen und
vornehmen Eindruck. Jedoch war die Beleuch-
tung so schwadi, daß von dem Reiterstandbild
nicht allzuviel zu erkennen war. Aber schon
in seiner Anpassung an seine Umgebung ist
dieses Werk ein Muster und hierorts eine stete
Warnung, wo man die herrliche Westminster-
Abtei mit zahllosen Geschmacklosigkeiten innen
wahrhaft „verschandelt" hat. — Die s. Z. auf
Befehl Karls I. von Rubens gemalte Decke der
berühmten Banketthalle in Whitehall, die jetzt
zum Armeemuseum gehört, ist nunmehr endlich
und zwar gründlich restauriert worden. Trotz
vorhergehender zweimaliger Restaurierung hatte
sich das Deckengemälde in einem bedauerns-
werten Zustande der Vernachlässigung befunden.
— Aus der Provinz ist zu melden, daß man
nun endlich — allerdings nur für Schottland —
den ersten Schritt zu einer Registrierung der
nationalen Kunstdenkmale getan hat. Eine
kgl. Kommission ist beauftragt worden „ein In-
ventar der alten und historischen Monumente
und Konstruktionen, die in einem Zusammen-
hang stehen mit der jeweiligen Kultur, der
Zivilisation und den Lebensbedingungen des
schottischen Volkes oder diese illustrieren und
zwar von den frühesten Zeiten bis zum Jahre
1707 (Datum der Union Schottlands und Eng-
lands) vorzunehmen und diejenigen besonders
anzuführen, die der Erhaltung wert erscheinen".
Der Kommission gehören u. a. an: Kunst-
professor C. Baldwin Brown (Edinburger Uni-
versität) und Thomas Ross, Verfasser einiger
Bücher, die schottische Architektur behandeln.
Als Sekretär fungiert A. 0. Curle, Sekretär der
Society of Antiquaries of Scotland. Man hofft,
daß dieser erster Schritt bedeutet, daß die Re-
gierung für die Erhaltung der so besonders an-
geführten „Monumente und Konstruktionen"
(letzterer Ausdruck soll ermöglichen Erdwerke,
Pfahlbautenüberreste usw. miteinzuschließen)
nunmehr auch Vorkehrungen treffen wird. Natür-
lich wünscht man nun auch eine gleiche Inven-
tarisation für England und Wales. Daß man
damit hier so lange gezögert, wird man in
Deutschland mit all seinen bereits ausgeführten
Inventarisationen der Kunstwerke kaum be-
greifen. — In Dublin ist soeben eine neue
moderne Gemäldegalerie eröffnet worden, die
freilich zunächst in einem alten Hause in Har-
courtstreet untergebracht ist, bis das städtische
Galeriegebäude selber gebaut sein wird. Diese
Galerie kann London eigentlich als gutes Bei-
spiel dienen, denn sie begnügt sich nicht wie die
Londoner Tate Gallery mit englisdier Kunst,
sondern besitzt bereits zwei große Säle voll
ausländischer Kunstwerke. Im Skulpturensaal
steht Rodins: Bronzezeitalter. Unter den Eng-
ländern befinden sich Meister von Constable bis
zu Wilson Steer, Clausen usw. Natürlich sind
die neuen Iren: I. I. Shannon, Mark Fisher
Lavery, Hone, I. B. Yeats, W. Orpen usw.
gut vertreten. — In Birmingham, der Stadt,
aus der einst Burne Jones kam, fand vor einiger
Zeit eine Ausstellung der „Maler der Birming-
hamer Schule" statt. In ihrem Katalog nennen
sich diese Künstler — Southall, Gore, Maxwell
Armfield usw. — Nadifolger der italienischen
Präraphaeliten und versichern, daß sie in ihrer
Kunst nicht bloß darauf ausgingen, die Natur
nadizuahmen, sondern auch die verloren ge-
gangene Verbindung von Malerei und Archi-
tektur wieder herzustellen. So stellt ihre Kunst
eine eigentümliche Mischung von realistischen
und dekorativen Elementen dar, die sich nicht
immer zu einer Einheit verbinden wollen, zu-
mal diesen Künstlern der heilige Feuerbrand
zu fehlen scheint, der in den Seelen jener Früh-
italiener lohte und sie zu immer neuen Erobe-
rungen trieb. — Von Persönlichem ist zu melden,
daß der Malerveteran W. P. Frith, der älteste
lebende Akademiker, der die englischen Prära-
phaeliten kommen und gehen sah, vom König
durch den Victoriaorden ausgezeichnet wurde. —
Soeben hat sich in London eine neue Künstler-
gruppe gebildet, die zu den vielen bestehenden
nun noch eine weitere hinzufügt. Es ist die
„New Association of Artists". Ihre Gründer
sind W. J. Laidlay, Tom Robertson und T. F.
H. Sheard. Laidlay brachte seinerzeit die erste
Ausstellung des New English Art Club zuwege,
der in der Geschichte der neuesten englischen
Kunst eine bedeutende Rolle spielt. Die New
Association wird im Februar in der Goupil
Gallery ihre erste Ausstellung abhalten. F.
PARIS =======^^
Es gehört in der Pariser Presse zum guten
Ton, über die Untätigkeit und Sorglosigkeit der
Verwaltung des Louvre herzufallen, nachdem
vor einigen Monaten einige Bilder von frev-
lerischer Hand beschädigt worden waren, wo-
gegen sich auch die beste Administration nicht
schützen kann. Aufs neue hat der Lärm be-
gonnen, als man eines Morgens entdeckte, daß
ein Unbekannter im Schutze der Dunkelheit ver-
sucht hatte im Louvre einzusteigen, natürlich um
den großen Diamanten in der Galerie d'Apollon
zu stehlen, wie die Presse einmütig schrieb.
Dieser Einbrudisversuch sieht etwas Operetten-