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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Zum Schluß bringt der Text zuverlässige Ver-
zeichnisse der Medaillen nach Personen, Orten,
Inhalt, dann aber auch ein Verzeidinis der Me-
dailleure mit biographischen Angaben, soweit
solche nicht bereits der Text selbst enthielt,
und endlich ein Verzeichnis der öfter benutzten,
umfangreichen Literatur, alles eine sehr will-
kommene Zugabe für den Benutzer des Buches.
Einige besondere Bemerkungen möchte ich
hier anschließen. Daß die Medaillen 79—101 und
716 wirklich Peter Flötner, wie Domanig schon
1893 ausgeführt hat, angehören, wird jetzt von
neuem bestritten und erscheint auch mir vor-
läufig wenigstens nicht bewiesen; Nr. 100 z. B.
gehört mit einem Buchsmodell des Braun-
schweiger Museums zusammen, das mit Flötner
nichts zu schaffen hat; auch sonst sind in diesen
Gruppen sicher mehrere Hände zu unterscheiden.
Auffallenderweise ist Domanig sodann geneigt,
die mit einem Monogramm aus P und V ver-
sehenen Medaillen 297—299, 664 und 703, die
nicht bloß durch ihre Bezeichnung, sondern auch
durch ihren sehr charakteristischen Stil sich als
Werke eines Meisters erweisen, an zwei
Künstler zu geben und in dem einen den Hof-
goldsdimied Paul von Vianen zu erkennen. Es
scheint, als wenn dem Verfasser meine Aus-
führungen in Numism. Literaturblatt 1896 S. 838 f.
entgangen sind, in denen ich jene bis 1614 da-
tierten Medaillen dem genannten Künstler ab-
gesprochen habe, weil er bereits 1613, nicht erst
1614 gestorben ist; ihm gehört vielmehr nur
Nr. 456 an, die eine ganz andere Hand zeigt.
Zu Nr. 42 ferner ist der Aufsatz von W. Buchenau,
Blätter für Münzfreunde 1901, 164 ff. nachzu-
tragen. Die Modelle zu Nr. 96 und 154 be-
finden sich im Herzogl. Museum zu Gotha, die
Rückseite der in Wien einseitigen Medaille
Nr. 355 in dem zu Braunschweig. Nr. 304 scheint
mir niederländisch zu sein. Selbstverständlich
sollen diese wenigen Bemerkungen dem Ver-
dienst des Verfassers und der Güte seines Buches
keinerlei Eintrag tun. — Der Preis des Werkes
ist jn Anbetracht der Ausstattung sehr niedrig.
P. J. Meier.
Richard Hoffmann. Die Kunstalter-
tümer im erzbischöflichen Knabensemi-
nar zu Freising.
Seit die „Beiträge zur Geschichte, Topographie
und Statistik des Erzbistums München und Frei-
sing" in „Neuer Folge" erscheinen, bringen sie
nicht wenige Artikel über kunsthistorische Fragen,
die nicht nur zur Verbreitung des Kunstinteresses
in der Geistlichkeit beitragen, sondern auch
selbständige, abgeschlossene Forschungsresultate
darbieten. Im eben erschienenen IX. Bande sind
die Kunstdenkmäler des Klerikalseminars in Frei-
sing beschrieben. Die dort befindliche kleine
Kunstsammlung genießt in Kennerkreisen eine
nicht unbedeutende Wertschätzung; denn sie
gibt einen guten Überblick über die Entwicklung
der oberbayerisdien Plastik vom 12. bis zum
16. Jahrhundert und enthält eine Sammlung von
Tafelbildern aus Tirol, welche deren Mittel-
stellung zwischen italienischer und bayrischer
Malerei trefflich charakterisieren.
Die Werke der figürlichen Plastik hat
größtenteils noch Sighart zusammengebracht,
dessen „Geschichte der bildenden Künste im König-
reich Bayern" heute noch trotz aller inzwischen
erschienenen Detailarbeiten ihre grundlegende
Bedeutung für das Mittelalter behält. Sie be-
ginnen in dem vorliegenden Inventar von Rich.
Hoffmann mit vier Figuren aus dem 12. Jahr-
hundert; ihnen reihen sich die Arbeiten aus
Holz, Stein und Ton bis zum Ende des 15. Jahr-
hunderts an, welche meist charakteristische Typen
der Münchener, Mühldorfer und Salzburger
Schule bieten. Es sind aber auch Arbeiten über
dem Mittelmaß darunter, wie Nr. 129 Madonna
mit Kind, welche neben Werke von Riemen-
schneider gestellt werden darf. Unter den Ar-
beiten der Frührenaissance sind bemerkenswert
mehrere Stücke des neuerdings festgelegten
Hans Leinberger von Landshut. Die Gemälde
vom Schluß des 14. Jahrhunderts an umfassen
eine reichliche Anzahl von wichtigen Tafelbildern
der Brixener Schule, dann vielfach datierte
aus der Gegend von Mühldorf und Salzburg
stammend. Neben einzelnen schwäbischen Ar-
beiten ist auch die spätgotische Münchener
Schule charakteristisch vertreten. Unter den
kunstgewerblichen Objekten sind besonders
einige kirchliche Geräte des frühen Mittelalters
interessant.
Von dieser kurz skizzierten, fast 500 Nummern
umfassenden Freisinger Sammlung, an der kein
Forscher vorübergehen darf, hat Rich. Hoff-
mann ein Inventar hergestellt. Die Beschreibung
der Objekte ist knapp, aber ausreichend, die
Charakteristik präzis und meist treffend; ob-
wohl nicht selten die Provenienz der Stücke
unbekannt ist, scheint die Schulzuteilung fast
immer richtig zu sein. Nur macht sich die Tendenz
geltend etwas zu früh zu datieren. Für manchen
Hinweis auf nicht in der Freisinger Sammlung
befindliche Denkmäler wird man dankbar sein;
auch die mehrfachen ikonographischen Selten-
heiten sind gewürdigt worden. Die einschlägigen
literarischen Arbeiten von Semper, Riehl,
Stiaßny u. a., welche für die kunstgeschichtliche
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Zum Schluß bringt der Text zuverlässige Ver-
zeichnisse der Medaillen nach Personen, Orten,
Inhalt, dann aber auch ein Verzeidinis der Me-
dailleure mit biographischen Angaben, soweit
solche nicht bereits der Text selbst enthielt,
und endlich ein Verzeichnis der öfter benutzten,
umfangreichen Literatur, alles eine sehr will-
kommene Zugabe für den Benutzer des Buches.
Einige besondere Bemerkungen möchte ich
hier anschließen. Daß die Medaillen 79—101 und
716 wirklich Peter Flötner, wie Domanig schon
1893 ausgeführt hat, angehören, wird jetzt von
neuem bestritten und erscheint auch mir vor-
läufig wenigstens nicht bewiesen; Nr. 100 z. B.
gehört mit einem Buchsmodell des Braun-
schweiger Museums zusammen, das mit Flötner
nichts zu schaffen hat; auch sonst sind in diesen
Gruppen sicher mehrere Hände zu unterscheiden.
Auffallenderweise ist Domanig sodann geneigt,
die mit einem Monogramm aus P und V ver-
sehenen Medaillen 297—299, 664 und 703, die
nicht bloß durch ihre Bezeichnung, sondern auch
durch ihren sehr charakteristischen Stil sich als
Werke eines Meisters erweisen, an zwei
Künstler zu geben und in dem einen den Hof-
goldsdimied Paul von Vianen zu erkennen. Es
scheint, als wenn dem Verfasser meine Aus-
führungen in Numism. Literaturblatt 1896 S. 838 f.
entgangen sind, in denen ich jene bis 1614 da-
tierten Medaillen dem genannten Künstler ab-
gesprochen habe, weil er bereits 1613, nicht erst
1614 gestorben ist; ihm gehört vielmehr nur
Nr. 456 an, die eine ganz andere Hand zeigt.
Zu Nr. 42 ferner ist der Aufsatz von W. Buchenau,
Blätter für Münzfreunde 1901, 164 ff. nachzu-
tragen. Die Modelle zu Nr. 96 und 154 be-
finden sich im Herzogl. Museum zu Gotha, die
Rückseite der in Wien einseitigen Medaille
Nr. 355 in dem zu Braunschweig. Nr. 304 scheint
mir niederländisch zu sein. Selbstverständlich
sollen diese wenigen Bemerkungen dem Ver-
dienst des Verfassers und der Güte seines Buches
keinerlei Eintrag tun. — Der Preis des Werkes
ist jn Anbetracht der Ausstattung sehr niedrig.
P. J. Meier.
Richard Hoffmann. Die Kunstalter-
tümer im erzbischöflichen Knabensemi-
nar zu Freising.
Seit die „Beiträge zur Geschichte, Topographie
und Statistik des Erzbistums München und Frei-
sing" in „Neuer Folge" erscheinen, bringen sie
nicht wenige Artikel über kunsthistorische Fragen,
die nicht nur zur Verbreitung des Kunstinteresses
in der Geistlichkeit beitragen, sondern auch
selbständige, abgeschlossene Forschungsresultate
darbieten. Im eben erschienenen IX. Bande sind
die Kunstdenkmäler des Klerikalseminars in Frei-
sing beschrieben. Die dort befindliche kleine
Kunstsammlung genießt in Kennerkreisen eine
nicht unbedeutende Wertschätzung; denn sie
gibt einen guten Überblick über die Entwicklung
der oberbayerisdien Plastik vom 12. bis zum
16. Jahrhundert und enthält eine Sammlung von
Tafelbildern aus Tirol, welche deren Mittel-
stellung zwischen italienischer und bayrischer
Malerei trefflich charakterisieren.
Die Werke der figürlichen Plastik hat
größtenteils noch Sighart zusammengebracht,
dessen „Geschichte der bildenden Künste im König-
reich Bayern" heute noch trotz aller inzwischen
erschienenen Detailarbeiten ihre grundlegende
Bedeutung für das Mittelalter behält. Sie be-
ginnen in dem vorliegenden Inventar von Rich.
Hoffmann mit vier Figuren aus dem 12. Jahr-
hundert; ihnen reihen sich die Arbeiten aus
Holz, Stein und Ton bis zum Ende des 15. Jahr-
hunderts an, welche meist charakteristische Typen
der Münchener, Mühldorfer und Salzburger
Schule bieten. Es sind aber auch Arbeiten über
dem Mittelmaß darunter, wie Nr. 129 Madonna
mit Kind, welche neben Werke von Riemen-
schneider gestellt werden darf. Unter den Ar-
beiten der Frührenaissance sind bemerkenswert
mehrere Stücke des neuerdings festgelegten
Hans Leinberger von Landshut. Die Gemälde
vom Schluß des 14. Jahrhunderts an umfassen
eine reichliche Anzahl von wichtigen Tafelbildern
der Brixener Schule, dann vielfach datierte
aus der Gegend von Mühldorf und Salzburg
stammend. Neben einzelnen schwäbischen Ar-
beiten ist auch die spätgotische Münchener
Schule charakteristisch vertreten. Unter den
kunstgewerblichen Objekten sind besonders
einige kirchliche Geräte des frühen Mittelalters
interessant.
Von dieser kurz skizzierten, fast 500 Nummern
umfassenden Freisinger Sammlung, an der kein
Forscher vorübergehen darf, hat Rich. Hoff-
mann ein Inventar hergestellt. Die Beschreibung
der Objekte ist knapp, aber ausreichend, die
Charakteristik präzis und meist treffend; ob-
wohl nicht selten die Provenienz der Stücke
unbekannt ist, scheint die Schulzuteilung fast
immer richtig zu sein. Nur macht sich die Tendenz
geltend etwas zu früh zu datieren. Für manchen
Hinweis auf nicht in der Freisinger Sammlung
befindliche Denkmäler wird man dankbar sein;
auch die mehrfachen ikonographischen Selten-
heiten sind gewürdigt worden. Die einschlägigen
literarischen Arbeiten von Semper, Riehl,
Stiaßny u. a., welche für die kunstgeschichtliche