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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 1. Halbband, Heft 1 - 6.1908

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Heft 1/2
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https://doi.org/10.11588/diglit.70400#0097

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Literatur

89

Beurteilung der Denkmäler eine meist sidiere
Grundlage boten, sind überall angezogen worden.
So ist die Sammlung erst durch die vorliegende
Publikation R. Hoffmanns in vollem Umfang
fruchtbringend gemacht worden. Höchstens über
die Auswahl der typischen Abbildungen, auf
welche der Verfasser wahrscheinlich keinen Ein-
fluß gehabt hat, wäre vielleicht manch ab-
weichender Wunsch zu äußern. —
Dr. W. M. Schmid-München.
Ganz, Dr. Paul und Major, Dr. E. Die
Entstehung des Amerbach'schen Kunst-
kabinets und die Amerbach'schen Inven-
tare. Basel 1907. Verlag von Carl Beck, Leipzig.
68 Seiten. M. 2.50.
Wer kennt nicht das schöne Bild von Holbein
in der Basler Galerie, welches den Humanisten
Bonifazius Amerbach darstellt? Wieviele haben
nicht diese Persönlichkeit mit der berühmten
Amerbach'schen Hinterlassenschaft in Verbindung
gebracht, die den wertvollen Grundstock der
öffentlichen Kunstsammlung und des Histori-
schen Museums zu Basel bildet. In feiner psycho-
logischer Untersuchung, welche durch die Nach-
laßinventare unterstützt wird, legen die Ver-
fasser überzeugend dar, daß wohl Bonifazius
Amerbach sich mit einer Reihe bedeutender
Kunstwerke zu umgeben wußte, daß er aber
durchaus nicht der Sammler war, der die fast
10 000 Stücke des Kunstkabinetts zusammenge-
bracht hat. Dieses war vielmehr sein Sohn
Basilius Amerbach (J- 1591). Aus welchen Quellen
ihm der kostbare Besitz zufloß, ist durch Einzel-
beispiele in einer Art nachgewiesen, welche auf
das Sammlerwesen des 16. Jahrhunderts ein
interessantes Licht wirft.
Die Verfasser haben sich bemüht, die Ge-
mälde und Kupferstiche, die bald in einem, bald
in mehreren Inventaren erwähnt sind, bis in die
jetzigen Bestände der öffentlichen Sammlungen
zu verfolgen. Für die Goldschmiedearbeiten sind
Untersuchungen nach dieser Richtung nicht vorge-
nommen, obgleich es sehr interessant gewesen
wäre, zu wissen, ob beispielsweise von den
Ringen und Bechern (darunter einer auf eng-
lische Manier gemacht), die noch von Erasmus
herstammen, ob etwas von den Modellen von
Peter Flötner in Nürnberg oder Jakob Hoffmann
in Basel erhalten ist. Des letzteren Risse meint
man unter den Goldschmiedezeichnungen des
Basler Kabinetts wieder zu erkennen.
In sechs Goldschmiedeladen befand sich eine
große Sammlung von Goldschmiedewerkzeugen,
die aber, wie mir die Verwaltung des Historischen

Museums in Basel mitteilt, heute nicht mehr vor-
handen sind. Lehrreichist es im Inventar von 1586
zu lesen, daß man einen Ohrlöffel „orengrübel"
nannte, daß ein Sattelbogen und der hintere
Teil eines Sattels, beide (?) in einem Gipsabguß
vom Sattel Kaiser Maximilians I., eine Arbeit
Wenzel Jamnitzers, vorhanden waren, daß eine
in S Iber gestochene Arbeit von Martin Schon-
gauer existiert hat. Es war die Kapsel zu einem
Agnus Dei, wahrscheinlich eine ähnliche Arbeit
wie die Basler Siegelkapsel, das einzige er-
haltene Silberstück von Schongauer.
Sehr dankenswert ist es, daß sämtliche vor-
handenen Inventare auf den Seiten 31—68 im
Originaltext abgedruckt sind.
Marc Rosenberg.
Marie Schütte. Der schwäbische S chnitz-
altar. Mit 82 Lichtdrucktafeln in Mappe. 91. Heft
der Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Straß-
burg. J. H. Ed. Heitz. 1907.
Mehr als irgend ein anderes Gebiet deutscher
Kunst bedarf die Geschichte deutscher Plastik
zu einem gesunden Aufbau grundlegender Einzel-
forschungen, sei es in Form von Studien über
einzelne Meister und Lokalschulen, sei es in
Gestalt systematischer Behandlung und Unter-
suchung bestimmter Gruppen und Materien.
Werden jene für die Geschichte im engeren
Sinne, d. h. für die Entwicklung und Ausbreitung
einer Bewegung oder eines Stiles in erster L nie
in Betracht kommen, so werden systematische
Abhandlungen schon deshalb nicht zu umgehen
sein, da das uns überkommene Material an
Bildwerken nicht nur überaus zahlreich, sondern
auch weit verbreitet und deshalb in gewissem
Sinne schwer zugänglich ist. Das gilt ganz be-
sonders von den Schnitzwerken der Spätgotik.
Schon unter diesen Gesichtspunkten wird man
den „Schwäbischen Schnitz&ltar“ von Marie
Schütte als eine höchst verdienstvolle Arbeit
anerkennen müssen. Ziehen wir aber noch in
Betracht, daß das weit verstreute Material meist
erst auf langen Wanderungen gewonnen sein
wollte, so werden wir das Verdienst der Ver-
fasserin um so höher einzuschätzen haben. Man
wird dessen eingedenk sein müssen an Stellen,
wo sich Wünsche nach einem Mehr geltend
machen wollen.
In der Einleitung ist die Absicht des Buches
gekennzeichnet als „ein Versuch an der Hand
der in Schwaben erhaltenen Altäre die Ent-
wicklung des schwäbischen Schnitzaltars darzu-
stellen". Dies setzt zunächst eine streng syste-
matische Gliederung und Verarbeitung des reichen
 
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