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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 9.1916

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Rosenberg, Marc: Zu Supka, das Rätsel des Goldfundes von Nagyszentmiklós
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https://doi.org/10.11588/diglit.69938#0114

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tieres hat de Linas erörtert, aber die merkwürdige Technik, in der das Band am
oberen Rand des Gefäßes gearbeitet ist, bespricht er nicht. Auch dieses scheint
mit Steinen eingelegt gewesen zu sein, und die Zellen sind wiederum nicht durch
Hochkantstege gebildet, sondern durch Treibarbeit hergestellt. Die vergrößerten
zwei Abbildungen 5 und 6 von der Vorder- und Rückseite des Ornaments zeigen es
deutlich. Hier läßt sich auch der Grund des Verfahrens erraten. Die etwas starken
Halbedelsteine sollten an ihrer Oberfläche in ebener Linie mit dem Gefäßkörper
liegen, wie es der uralte Geschmack bei jedweder Einlegearbeit verlangt. Wollte
man aber keinen besonders großen Metallaufwand machen, so mußte man, wie es
hier geschehen ist, den Raum für die Steine aus dem Gefäße selbst zurücktreiben.
Heute würde man das freilich etwas anders anpacken und das ganze Band einheit-
lich vertieft einschlagen, dann die Stege auflöten. Eine arbeitsfröhlichere Zeit aber
mit geschickteren Goldschmieden hat auch die Teilungslinien für die rhombischen
Felder durch Treibarbeit hergestellt, für uns wäre das zu mühsam gewesen. Im
Prinzip liegt hier ganz dieselbe Arbeitsweise vor, wie am Schmuck von Jenotaiewsk
und an den Gefäßen von Nagyszentmiklos, aber in der Ausführung ist sie ein-
facher und natürlicher, und daher möchte ich auch annehmen, daß das Gefäß von
Nowotscherkask früher anzusetzen ist, als die Gefäße von Nagyszentmiklos und das
Schmuckstück von Jenotaiewsk, die gleichzeitig sein mögen.
Durch diese Bemerkungen wird die von Supka erörterte Frage nach der Herkunft
des Schatzes zweifellos beleuchtet, aber eine bestimmte Antwort geben sie nicht.
Dazu müßte erst festgestellt werden, wo die Technik entstanden ist und wo ihre
Umbildung vom Nützlichen (Nowotscherkask) ins Spitzfindige (Nagyszentmiklos
und Jenotaiewsk) stattgefunden hat.

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