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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 9.1916

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Simon, Karl: Zu Peter Vischer
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https://doi.org/10.11588/diglit.69938#0193

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ZU PETER VISCHER
Mit vier Abbildungen auf zwei Tafeln Von KARL SIMON
I. VISCHER-DÜRER.
In Heft io des Jahrgangs VIII der „Monatshefte“ äußert sich H. Stierling über
„Dürer in der Vischerschen Werkstatt“ und macht dabei auf Zusammenhänge
aufmerksam, die die Grabplatte für den Ritter Kmita im Krakauer Dom mit den
Bannerfiguren des Paumgärtners-Altars in München verbinden. Stierling hat dabei
offenbar übersehen, daß dieser überraschende Zusammenhang von mir bereits 1906
und an nicht so gar entlegener Stelle, wenn auch kürzer, hervorgehoben worden
ist1). Ich möchte heute auf einiges Weitere, das mir damals aufgefallen war —
auch außer dem von Stierling richtig gewürdigten Zusammenhang der Vischer-
schen Plaketten mit dem Dürerschen Stich „Adam und Eva“ — bei dieser Ge-
legenheit eingehen.
In engem Zusammenhang mit der Eva der Pariser Plakette steht auch noch die
Grabplatte des Petrus Salomon in Krakau2). Im Widerspruch zu L. Justi und
Daun, die das Stück spätestens 1506 datierten, glaubte ich aus stilistischen Grün-
den es frühestens bald nach 1510 setzen zu dürfen. Das angebliche Todesdatum
(1506) glaubte ich anzweifeln und vielleicht 1516 lesen zu dürfen, und wirklich er-
gab sich später aus einer Krakauer Urkunde, daß Petrus Salomon wenigstens noch
1513 am Leben und im Amte gewesen ist3).
Noch einmal sei betont, weil es nicht genügend beachtet zu sein scheint, daß
durch meine Späterdatierung der Krakauer Platten, besonders des Petrus Salo-
mon, diese nicht als Beweis für eine bereits um 1504—1505 einsetzende Stilwand-
lung (im italienischen Sinne) des älteren Peter Vischer herangezogen werden dür-
fen4). Die neue Ornamentik, in der sie sich zeigt, ist dann später zu datieren,
und sie braucht nicht vor die Italienreise des jüngeren Peter und die ersten
Arbeiten am Sebaldusgrabe zu fallen. Damit ist die Bahn frei für die Möglich-
keit, ja Wahrscheinlichkeit, daß den Söhnen — was auch Stierling wieder hervor-
hebt — besonders Peter, ein entscheidender Anteil an dieser Stilwandlung der
Vischerschen Gießhütte zukommt.
Die Übereinstimmung in der Stellung der Pariser Eva mit der unseres Salomon,
auf die ich bereits damals flüchtig hinwies, sei doch noch mehr betont: hier wie
dort das linke Bein als Standbein charakterisiert, das rechte leicht aufgesetzt. Die
rechte Hand hält in dem einen Falle einen Schleier, im anderen das Schwert; die
linke Hand wird in beiden Fällen etwas oberhalb der Hüfte gehalten. Hier ist
sie leicht an den Leib gelegt, dort mit der Handfläche nach auswärts gewendet.
Das Gesicht dreht sich beide Male in Dreiviertelansicht nach rechts, beide Male
mit einer, wenn auch gradweise abgestuften Neigung des Kopfes abwärts.
Überall sonst in den früheren Werken Vischers folgt der Kopf der Seite des
Spielbeins; freie Werke der späteren Zeit: einige von den Apostelfiguren des
Sebaldusgrabes (besonders Paulus und Jacobus Major), der König Arthur vom
Maximiliansgrabmal in Innsbruck, die Pariser Eva und die zu ihr gehörigen Figuren
der beiden Tintenfässer in Stanmore und Oxford, wie die Frauenfigur links am
(1) Die Vischerschen Grabplatten in Krakau. Repert. für Kunstw. XXIX, S. 19—26.
(2) Daun, P. Vischer und Ad. Krafft, Abb. 14. Bielefeld und Leipzig 1905.
(3) Kunstwissenschaftliche Beiträge, August Schmarsow gewidmet, S. 169, Anm. 19. Leipzig 1907.
(4) Wie Daun, a. a. O. S. 29, will.
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