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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 9.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.69938#0349

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Tode des Kurfürsten (1716) übersiedelte er zunächst
im Gefolge der verwitweten Kurfürstin Anna Loisia
de’ Medici an den Hof ihres Vaters, Cosimo III.
De Backers im Jahre 1721 in Rom gemaltes Selbst-
portait erhielt in der Sonderabteilung des Maler-
bildnisse der Florentiner Uffizien einen Ehren-
platz 1 2 3 4).
Nicht lange nachher berief ihn Johann Wilhelms
Bruder, der kunstverständige Fürstbischof von Bres-
lau, Franz Ludwig von Pfalz Neuburg, nach Breslau.
Hier ist des Malers Tochter bereits im Jahre 1724
nachweisbar2). Johann Franz de Backer scheint
hier zunächst mit Porträtaufträgen von Seiten der
Breslauer Honoratioren bedacht worden zu sein.
So malte er unter anderem im Jahre 1725 ein Bildnis
des kaiserlichen Rates Daniel Riemer von Riem-
berg, das in einem Stich von Bartholomäus Stra-
howsky vervielfältigt wurde8).
In den Jahren 1725/26 stellte der Künstler zwei
große Ölgemälde für die Ceslauskapelle der Bres-
lauer Dominikanerkirche fertig. Das eine stellt
den Titularheiligen dar, wie er einen tartarischen
Knaben tauft; das zweite, wie er einen andern vom
Tode auferweckt. Der Künstler erhielt aus der
Kirchbaukasse und vom Prinzen Constantin So-
biesky für jedes dieser Bilder 257 Fl. 30 kr. aus-
gezahlt4). Ebenfalls im Jahre 1726 vollendete der
Meister, was bisher nicht feststand, für die von
seinem Gönner Franz Ludwig in den Jahren
1715—24 erbaute kurfürstliche Kapelle die beiden
großen das letzte Abendmai und das Opfer des
Melchisedek darstellenden Wandgemälde, wie aus
J. G. Steinbergers Breslauischem Tagebuch5) her-
vorgeht: „Anno 1726. Hat Herr Franciscus de
Backer, berühmter Kunstmahler von Antwerpen ge-
bürtig, in des Curfürsten von Trier neu erbaute
Capelle an der Johannes Kirchen aufm Dohm, die
2. Haupt Gemählde mit grossem Fleiss gemahlet,
und recht kunstreich verfertiget. Wesshalben Ihro
Durchlaucht Ihn zu Dero Hoff Mahler ernennet,
und mit einer goldenen Gnadenkette, undMadaille
beschencket.“ — Aus derselben Quelle6) wird uns
ein anderes, bisher unbekanntes und im Jahre 1727
entstandenes Werk de Backers bekannt: „Anno
1727, d. ai. Mertz. Dieser Tagen hat Herr Frantz
De Backer Curfürstl: Trierischer Cammer- und
Hoff-Mahler ein schönes Altar Blat vor die Capelle
(1) Vgl. U. Thieme u. Becker, a. a. O. Seite 324.
(2) Breslau, Taufmatrikel der Dompfarrei, Anno 1724, ig. Ja-
nuar: als Patin Jungfer Maria Elisabetha Bakerin.
(3) Vgl. A. Schultz, a, a. O. Seite 17.
(4) Ebenda.
(5) Band I (1601—1738), Breslau, Univ.-Bibliothek, Schles.
Gesch. Hs. IV. fol. 9. 2 a. Seite 2556.
(6) Ebenda, Seite 2569.

des Hohen Teutschen Ordens zu Freudenthal ver-
fertiget, nebst dem Bild, so oben im ged: Altar
gehöret: Es repraesentiret Unseren SterbendenHey-
land am Creutz; gleichwie nun solches Gemälde
sehr natürlich, mit einer großen Keckheit ausge-
arbeitet ist, also hat man diese neu verfertigte
Gemälde, in dem grossen Saal des allhiesigen
Bischoff-Hoffes, indessen auffgemachet, allwo sie
von allen Kennern admiriret worden.“ Im Kapi-
telssaal des Freudenthaler Schlosses hängt überdies
ein prachtvolles, lebensgroßes Porträt des Bres-
lauer Fürstbischofs Franz Ludwig, das diesen als
Hoch- und Deutschmeister (1694—1724) darstellt,
und das zweifellos von der Hand des fürstbischöf-
lichen Hofmalers de Backer und aus derselben
Zeit stammt. — Mit der Jahreszahl 1727 bezeichnet
ist das Gemälde der „Immaculuta Conceptio“; das
sich früher in der St. Mauritiuskirche zu Breslau
befand, und auf dem sich der Künstler als „Prin-
cipis palatini et Electoris Trevirensis Pictor“ be-
zeichnet hat1). Derselben Entstehungszeit gehören
zwei andere, aus derselben Kirche stammende Ge-
mälde, nämlich eine Himmelfahrt Mariens und
die Darstellung des guten Schächers Dismas, an,
welche der Erzpriester und Pfarrer von St. Mau-
ritius, Franz Dismas Tichy, zusammen mit der
vorher erwähnten „Unbefleckten Empfängnis“ bei
dem Künstler bestellt hatte2). — Im Jahre 1728
entstand ein weiteres großes Altarbild de Backers,
dessen Urheberschaft bisher nicht authenisch be-
legt war, und um die noch Hans Lutsch3) die beiden
Maler de Backer und Peter Brandei aus Prag sich
streiten ließ. Der „Schlesische Nouvellen-Courier“
Breslau 1728, eine in kunsthistorischer Beziehung
bisher wenig, oder gar nicht ausgenutzte wichtige
Quelle, berichtet hierüber folgendermaßen: „Bress-
lau, den 26. Julii. Demnach Ihro Hochwürden,
der Herr Prälat des berühmten Stifts Braunau zur
Ehre der heil. Hedwigis, unseres Landes grosser
Schutz-Patronin, eine schöne Kirche zu Wahl-
stadt erbauen lässet; so ist selbter auch besorget
gewesen, sothane Kirche mit einem schönen Ge-
mälde zum Altar-Blatte zu ziehren: Dannenhero
ist die Verfertigung dieses so grossen Werckes dem
Herrn Francisco de Backer, von Antwerpen ge-
bürtig, Sr. Chur.-Fürstl. Durchl. von Trier Cammer-
Mahlern anvertrauet worden, dessen künstliche Aus-
führungen sich nicht allein schon hier auf dem
Thum in der Chur.-Fürstl., prächtigen Capellen,
sondern auch in Italien, Portugal, Engel-
(1) Vgl. A. Schultz, a. a. O. Seite 17.
(2) Diese drei Gemälde befinden sich jetzt im fürstbischöf-
lichen Diözesanmuseum zu Breslau.
(3) H. Lutsch: Kunstdenkmäler Schlesiens. III., Seite 282.
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