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Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

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Nr. 7
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Tempera-Bindemittel, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36587#0040

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Münchner kunsttechnische Blätter

härten vollständig wasserunlöslich werden. Auch
die Haltbarkeit der Emulsionen — ohne Konser-
vierungsmittel — ist gut, was vom reinen Kasein
nicht zu sagen ist. Dass bei den geschilderten
Vorzügen die Verwendbarkeit dieses Materiales
eine sehr grosse ist, leuchtet ein. Es würde zu
weit führen, die verschiedenen Möglichkeiten von
der Malerei bis zum wetterfesten Anstrich, dem
Spachtelkitt, dem Ersatz für Oelfarbe usw. hier
anzuführen; es ist nur jedem Fachmann zu raten,
mit diesen Kaseinpräparaten Versuche zu machen.
In den Handel kommen die hierher gehörigen
Bindemittel für Malerei meist unter den Namen
von flüssigem Kasein (Malkasein usw.). Es sind
dies meist Emulsionen mit geringerem Oelgehalt
Ich benützte lange Zeit mit Vorliebe die guten
Präparate der Firma Richard in Düsseldorf. Neuer-
dings kam ein Fabrikat in den Handel, das den
Lesern der Deutschen Malerzeitung Die Mappe
bereits bekannt ist, das Fondin. Dasselbe besteht
aus Kasein als Grundstoff, mit welchem Leinöl
— nach eigenem Verfahren verseift — emulgiert
ist und einem Füllstoff. Der Preis ist ein sehr
mässiger, was bei seiner weitgehenden Verwend-
barkeit von grossem Nutzen ist. Die Empfehlungen
(Prospekte) versprechen nicht mehr, als mit dem
Material wirklich zu erzielen ist.

5. Kleberemulsionen.

Diese auf die sogenannten Kleber gegründeten
Bindemittel stellen das billigste zu den Emulsions-
bindemitteln gehörige Material dar. Die Kleber
sind ein Bestandteil unserer Getreidefrüchte, ln
besonderer Menge sind sie im Korn des Weizens
und des Roggens vertreten; in neuerer Zeit wird
Kleber als Nebenprodukt bei der Fabrikation der
Weizenstärke gewonnen.
Da die Leser der Deutschen Malerzeitung Die
Mappe im Lixoglutin bereits eine Art solchen
Kleberbindemittels kennen, so will ich mich darauf
beschränken, noch einiges Wissenswerte über
dieses Material zu sagen und von der Besprechung
weiterer derartiger Bindemittel absehen.
Die bei der Bereitung des Lixoglutins haupt-
sächlich zur Wirkung kommenden Stoffe des
Roggenmehles sind das Stärkemehl und der Kleber.
Durch das Kochen des Mehlbreies wird das Stärke-
mehl zu Kleister. — Es ist dabei eine Eigenschaft
des Stärkekleisters in Erinnerung zu bringen, die
darin besteht, dass derselbe durch längeres
Kochen die Neigung zum Abblättern be-
kommt. (Reinen Stärkekleister brüht man deshalb
bloss an.)
Nachdem der Kleister fertig ist, wird durch
den Zusatz von Lauge der Kleber (der in Alkalien
und Säuren löslich ist) zur Lösung gebracht.*)

, P,as schwarze Roggenmehl ist oft mit Welse
kornmehl (Mais-) oder anderen vermischt. Infolge c

Kr. 7

Man hat also zunächst ein Bindemittel vor sich,
das aus Stärkekleister und gelöstem Kleber besteht.
In der Vorschrift zur Herstellung des Lixoglutins
wird dann weiter ein Zusatz von Oel und Seife
vorgeschrieben, um dadurch die Sprödigkeit des
Materiales zu bekämpfen.
Infolgedessen ist das Resultat schon ein Emul-
sionsbindemittel. Wir brauchen, um dasselbe
unseren grösseren Anforderungen dienlich zu
machen, nur den Oel- oder Firniszusatz zu steigern.
In bezug auf das letztere möchte ich bemerken,
dass ich es nicht für praktisch halte, das Oel oder
den Firnis mit Schmierseife zu verseifen. Es wird
wohl immer überschüssige Lauge in der Leim-
lösung vorhanden sein, welche das Oel sehr schön
verseift und die dadurch zugleich unschädlich
gemacht wird. Man kann übrigens jedesmal durch
eine kleine Massprobe feststellen, wie viel an Oel
verseift wird; wenn die Quantität nicht genügt,
so kann das noch Fehlende verseift zugesetzt
werden. Auch diese Lixoglutinemulsionen ge-
statten eine reiche Verwendung, besonders zu
gröberen Arbeiten als Grundmaterial, Spachtel-
kitt usw. Bei höherem Oelgehalt werden die
Farben wasserunlöslich und geben mit einem Lack-
überzug einen sehr schönen transparenten An-
strich. Bei Farben, die ohne Lackierung stehen
bleiben, kann man statt irgendeinem teueren Weiss
die billige Kreide verwenden.
Wenn es sich auch nicht darum handeln kann,
derartige Anstriche für teuere Oelfarbenanstriche
auszugeben und zu verrechnen, so gibt es doch
in der Praxis des Malers genug Fälle, wo er sich
solcher Hilfsmittel mit Vorteil bedienen kann.
Im allgemeinen ist über die Emulsionsfarben
noch zu erwähnen, dass sie ziemlich rasch trocknen;
zum vollständigen Erhärten brauchen sie jedoch
je nach ihrem Gehalt an Oel oder Firnis kürzere
oder längere Zeit; durchschnittlich zwölf Stunden.
Es kann jedoch vor dem völligen Erhärten auf
die erste Farbe gestrichen oder gemalt werden,
ohne dass Reissen oder andere Nachteile zu be-
fürchten sind.
Der Grund für Temperamalereien.
Es wird von mancher Seite geraten, zu Tem-
peramalereien einen saugenden Grund zu benützen;
das ist widersinnig. Das Bindemittel enthält nur
soviel Oel als es braucht und kann infolgedessen
nichts davon an den Grund abgeben. Wenn man
eine Emulsion (deren Oel nicht verseift ist) auf
ein saugendes Papier aufstreicht, so wird man
geringeren Klebergehaltes erhält man in diesem Falle
nicht den durchsichtigen Leim wie beim reinen Roggen-
mehl. Der Anfänger kommt dadurch leicht zum Glauben,
es fehle noch Aetznatron und übersättigt dann die
Mischung mit Lauge, ohne dass sich das Aussehen des
Leimes ändert.

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