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Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

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Nr. 7
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Aus alten Malerbüchern, [3]
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42

Münchner kansttechnische Blätter

Nr. 7

unerkannte Künstler eines seiner kleinen Gemälde.
Der arme Mann erlöste beim Verkauf 800 fl.
daraus.
So berichten auch die Malerbücher des 16. und
17. Jahrhunderts manches von Sonderlingen. Das so
lange zurückgehaltene Anrecht des Einzelnen auf die
Entwicklung seiner persönlichen Absonderlichkeiten
macht sich nun gewaltsam Luft. Die verrücktesten
Grillen und Launen werden mit einem Maie Mode.
Ein italienischer Maler verrennt sich in den Eigensinn,
die Schatten mit der rechten, die Lichter mit der lin-
ken Hand zu malen. Arnold Gelder trägt die Farben
auf seine Gemälde appetitlicherweise mit dem Finger
statt dem Pinsel auf. Cornelius Kettel befleissigte
sich des Kunststücks, mit Händen und Füssen die
grössten Gemälde zu verfertigen. Este van March
rührte immer erst die Trommel zu einem Sturmmarsch,
bevor er an seinen Schlachtenbildern malte. Jeden-
falls tat er das, um erst in die rechte Stimmung zu
gelangen. Nicolo Cassana war ein solch komischer
Kauz, dass, wenn ihm eine Arbeit nicht gelang, er sich
am Boden wälzte und wie ein Besessener schrie. Der
Geschichtsmaler Deodat Delmont war bei seinem
Malerberuf von einer unglückseligen Dilettantenpassion
für die Verfertigung von Orgeln, Klavieren, Violinen,
Wand- und Taschenuhren geplagt. Dessen Tochter,
Anna van Deyster, war ebenfalls in der Malerei ge-
schickt, besass aber den Wahn, ihre Blätter nur mit
der Nähnadel zu radieren. Nicolas Colombel spielte
den Einsiedler und wollte weder von einem Weibe,
noch von Schülern oder Dienern etwas wissen. Sein
Grundsatz war: „Der Mensch müsse keines andern
Hilfe bedürfen!“
Dem Baglioni sagt man nach, dass er in seinem
Atelier zu Parma einst plötzlich von der Stalfelei auf-
gesprungen und in Pantoffeln und Kappe im Laufschritt
nach Rom gelaufen sei, um dort eine Säule zu kopieren,
die er in einem begonnenen Werk anbringen wollte.
Als eine ganz anders geartete Klasse von Malern
sind diejenigen zu nennen, die durch die Zersplitterung
ihres Gewerbes sehr vielseitig betätigt, also Tüncher,
Maler, Lackierer, Holzschneider usw. waren. Nehmen
wir unsern „Lukas Maler“ heraus, der sich mit Ver-
goldung, Lackierung, Oelfarbenanstrich, Tapetenmalerei,
Wappenmalerei, Porträtmalerei, überhaupt mit Maler-
kunst jeglicher Art befasste. Dazu war er auch ver-
antwortlicher Meister von etlichen Dutzend,, Maler-
knechten, privilegierter Inhaber einer Apotheke, Bürger-
meister von Wittenberg und nicht zuletzt Hofmaler.
So wie ihm die höchsten Ehren zuteil wurden, erging
es noch seinen Kollegen Caracci, Carings, Gebour und
Fouquieres.
Lucas Cranach blieb aber trotz dieser Würde und
Ehrung in seinem Wesen und Umgang schlicht, be-
scheiden und wohlgefällig. Andere dagegen wie z. B.
Fouquier wurde durch die Ehrungen, die ihm zuteil
wurden, stolz und hochmütig. Franceschini dagegen
schlug aus Bescheidenheit und Achtung gegen seinen
Freund und Kollegen Cignani den ihm aus Anlass
seiner Verdienste in der Malerei vom Papst Clemens XI.
verliehenen Christusorden ab. Ebenso lehnte Gebour
diese Würde ab. Zum Schlüsse darf nicht unerwähnt
bleiben, dass das ewig „Weibliche“ im Leben der
grossen Altmeister eine bedeutende Rolle spielte und
die alten Malerbücher wissen genug davon zu berichten,
wie dieser oder jene Künstler unter der Herrschaft"
den Tücken und Eifersucht seines Weibes zu leiden
hatte.
Von Albrecht Dürer sagt Georg Wolfgang Knorr
in seiner 1759 zu Nürnberg herausgegebenen „All-
gemeine Kuenstler-Historie oder beruehmter Kuenst-
lere Leben, Werke . . .“ dass, so glücklich dieser
Künstler wegen seiner von der gütigen Natur beige-

legten schönen Eigenschaften auch war, so unglücklich
er hingegen mit seiner Heirat war, welche anno 1494
geschah. Er heiratete die Tochter von Hans Frey*
mit welcher er 200 fl. Heiratsgut, aber auch zugleich
eine Xantippe bekam, die ihm seine ganze Lebenszeit
nichts als eitel Verdruss verursachte, so dass ihm end-
lich von seinen damaligen besten Freunden, besonders
von Willibald Pirkheimer angeraten wurde, er solle
sich auf eine Zeitlang ohne seines Weibes Wissen von
ihr entfernen. Dürer Hess sich auch diesen Rat ge-
fallen und dürfte wahrscheinlich dieses die Veran-
lassung zu der damals recht schwierigen zweiten Nieder-
landreise gewesen sein, die etwa 1523 oder 1524 ge-
schah. Aus seinem Reisejournal von seiner zweiten
niederländischen Reise 1520 und 1521 geht hervor,
dass er seine garstige, störrische, geizige und keifende
Frau mit sich genommen und nicht in Nürnberg zu-
rückgelassen hat.
Dürer sagt: Am Pfingsttag nach Chillianj hab ich,,
Albrecht Dürer, vff mein verkost vnd ausgeben mich
mit meinem Weib von Nuernberg hinweg in das
Niederland gemacht, und do wir desselben tags aus-
zogen durch Erlang, do behausseten wir zu nachts zu
Baiersdorff, vnd verzehren daselbst 3 fl. minder
6 Wsspfg.
Molyn lebte mit seiner Frau so unglücklich, dass
er auf seiner Reise über Venedig und Mailand ver-
dächtigt wurde, Anstifter beim Morde seiner Frau ge-
wesen zu sein. M.

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