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Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

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Nr. 12
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Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos, [8]: Hermeneia des Dionysios
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https://doi.org/10.11588/diglit.36587#0068

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Münchner kunsttechnischc Blätter


haus (S. 57) hält die ältesten Gemäldezyklen, die
er auf dem Athos gesehen: in der Klosterkirche
zu Watopedi, dem Protaton zu Karyes und der
Nikolauskapelle zu Lawra, sämtlich für nicht älter
als das XIV. Jh.; am ältesten scheint ihm der Zyk-
lus im Protaton zu sein*). Von Panselinos, der
im XII. Jh. gelebt und gewirkt haben soll, kön-
nen diese also unmöglich sein. Von Panselinos,
dem glänzenden Stern am Firnament der byzan-
tinischen Kunst, ist uns somit nichts übrig ge-
blieben als seine Rezepte, die heute noch auf dem
Athos gelten und in hohen Ehren gehalten wer-
den**).
Eines scheint gewiss, dass Panselinos’ Ver-
dienste sich auf die Art Fleisch zu malen be-
zogen haben müssen, denn hier sehen wir seinen
Namen mehrfach genannt. Der „Proplasmus“
des Panselinos (§ 16) und die weiteren Angaben
„von demselben“ (§ 17) „über das Skizzieren der
Augen, der Augenbrauen und anderer Teile,
welche man an den Bildern mit Fleischfarben
darstellt“, die weiteren Angaben (§ 18 und 19)
Wie man Fleischfarben machen muss, die Be-
reitung des „Glykasmus“ (yXvxao/xög) und (§ 22)
„über die Art und Weise Fleisch zu malen“ sind
direkt seine Rezepte, nach denen die Mönche
sich richteten. Der Grundgedanke, resp. die kolo-
ristische Seite dieser Anweisungen ist die Benützung
eines tiefen durchsichtigen Mitteltones grüner
Färbung als Unterschichte, auf welchem dann
alle deckfarbigen Töne der roten Karnation viel
weicher und natürlicher zur Wirkung gelangen.
Wir werden nicht fehlgehen, in diesem Prinzip
eine bedeutende Neuerung zu ersehen, welche
nicht nur von Giotto und seiner Schule, sondern
von allen späteren koloristischen Schulen zur An-
wendung gebracht worden ist.
Aus der gelegentlichen Angabe für Malerei
der Karnation bei Theophilus (K. III und K.
XV) haben wir geschlossen, dass das Fleisch zu-

*) Eine einzelne Figur aus diesen ältesten Male
reien des Protaton, das liegende Christuskind, inner
über die Tür gemalt, ist unter dem Titel ,,6'IVaov\
tov ITavasl^jvov“ bei Sp. Lambros im 5. Band der Zeit
schritt „ITaovaooös“ (Athen 1881) farbig abgebildet.
**) Den Schluss des ersten Buches der Hermenei.
bildet noch ein Kapitel, § 71. Wie man ein altes ver-
dorbenes Gemälde wiederherstellt und § 72 eine ge
naue Anweisung über die Goldschrift/ welche dir
Amalgamierung von Gold zu Pulver behandelt
-Nota: Für einige Worte der Hermeneia war e:
mir nicht möglich, eine Erklärung zu finden: linum
mit welchem die Zeichnung zu machen ist (§ 26), das be
H.aare" V01) Greisen über dem Proplasmus angewende
*ird (§ 4P und als, Grund für Mauerblau dienen sol
(S. r>5); fzouga, welches bei der Bereitung von Car
minlack verwendet wird (§ 42); Souligen? das de,
ST! Vf^olden ,bildet (§ 69). Bei dem letztere,
will es mir scheinen, als ob eine Etymologie aus So,
(sopra) und legno, etwa Unterlage, Assiso am eheste,
JgW-toHert nahe käme. Unten linum Quvöv) könnt«
vielleicht ein gemischtes Grau zu verstehen sein.

erst mit der allgemeinen Hautfarbe (membrana)
angelegt und dann erst zur Schattierung das
Grünschwarz (Prasinus) hinzugefügt wird. Dia.
nysios unterlegt aber zuerst alles mit dem dunk-
len Grünschwarz (Proplasmus). Das Fleisch auf
der Mauer malt der griechische Maler genau so,
„wie an den ganz guten Gesichtern von Ge-
mälden“ (§ 63), also auf einer Unterlage von
Proplasmus. Man kann dies aus den folgenden
Paragraphen ersehen.
§ 16. Ueber die Bereitung des Proplas-
mus (7tQOTtXceGfiog) des Panselinos.
„Nimm Weiss, Ocker, Grün, was für die
Mauern dient und Schwarz. Zerreibe dies
alles zusammen auf einer Marmorplatte und
sammle die Mischung in einem Töpfchen
und lege damit den Grund an, wenn du
Fleisch malen willst.“
(Cennini C. 67: „Nimm dunklen Ocker,
soviel wie eine Bohne, und hättest du keinen
dunklen, so nimm gut gemahlenen lichten;
gib ihn in dein Gefäss, nimm eine Linse
gross Schwarz, mische es mit dem Ocker;
nimm etwas Bianco-Sangiovanni (Kalkweiss),
wie das Drittel einer Bohne und eine Messer-
spitze lichtes Cinabrese, mische es mit den
vorgenannten Farben zusammen“ ...'.)
Die Fleischfarbe selbst (§ 19) besteht aus
Weiss, Ocker und Zinnober (Theophilus K. I. Blei-
weiss, gebranntes Bleiweiss und Zinnober; Cen-
nini K. 67. Weiss und Cinabrese; auf der Tafel
Weiss und Zinnober K. 147). Eine andere Fleisch-
farbe (§ 20) besteht aus Weiss und gelbrötlichem
Ocker allein, gleicht also der Cenninis vollkommen.
Zwei Teile dieser Fleischfarbe und
ein Teil oder weniger Proplasmus bilden
dann den ersten dunklen Mittelton, den Glykas-
mus (§ 21), entspricht also etwa dem Prasinus
nebst Membrana (K. I u. II) des Theophilus.
Ueber die Art und Weise Fleisch zu
malen, klärt uns § 22 auf:
„Wenn du den Grund gemacht (also mit
Proplasmus angelegt hast) und das Gesicht
oder was du sonst willst, skizziert hast (nach
§ 17 geschieht dies mit Schwarz und
Oxydviolett), so machst du zuerst das
Feisch mit dem Glykasmus, welchen wir dir
vollkommen beschrieben haben, und ver-
schwäche denselben gegen die Enden, so
dass er sich von dem Proplasmus nicht unter-
scheidet. Du tust dann Fleischfarbe auf die
vortretenden Partien, indem du dieselbe mit
dem Glykasmus allmählich verschwächst. Bei
Greisen deutest du mit der Fleischfarbe die
Runzeln, und bei jungen Leuten nur die
Augenwinkel an. Trage dann auf dieses
Fleisch Weiss mit Vorsicht an, um mehr
Licht zu geben, und lege dasselbe auf die
dunkleren Teile, denen du Licht geben willst.


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