92
Münchner kunsttechnische Blätter
Nr. 16
Sie stellen Normen dar, d. h. es ist erwünscht,
dass wenn irgend möglich, nur diese Far-
ben gebraucht werden unter Vermeidung
aller Zwischenfarben. So bewältigen wir die
Gesamtheit aller unterscheidbaren Grau-
stufen durch 8 bis io Normen.
Die Normen sind gleichabständig gewählt,
damit sie das Gebiet regelmässig überdecken.
Dadurch haben sie die hochwichtige Eigen-
schaft gewonnen, dass sie harmonisch zu ein-
ander stehen. Stellt man ein Muster aus drei ver-
schiedenen Grau willkürlich zusammen, so wirkt
es zusammenhanglos oder unharmonisch. Nimmt
man 3 (oder mehr) aufeinanderfolgende Normen,
z. B. c, e, g, so wirkt es harmonisch. Natürlich
kann man auch e, g, i nehmen, oder c, g, 1 neh-
men, denn die Abstände können klein oder gross
sein, wenn sie nur gleich sind.
Also löst die sachgemässe Normung gleich-
zeitig die Aufgabe der Harmonie. Das ist eine
grundlegende Tatsache, von der später wichtige
Anwendungen gemacht werden sollen.
Wir wenden uns nun zu den bunten Farben.
Hier ist die Aufgabe viel verwickelter, weil die
Buntfarben eine dreifache Mannigfaltigkeit bilden
und nicht eine einfache, wie die grauen Farben
oder die Töne. Buntfarben können sich nach
dem Farbton ändern, aber auch nach ihrem
Gehalt an Weiss und Schwarz, und jedesmal
entsteht etwas anderes. Früher war die Bedeu-
tung des Weiss- und Schwarzgehaltes nicht be-
kannt und deshalb versagten alle Versuche, die
Farben mittels der falschen, von Helmholtz an-
gegebenen Grössen Reinheit und Helligkeit
zu ordnen. MitdemWeiss-undSchwarzgehalt(neben
dem Farbton) gelingt dagegen die Ordnung restlos.
Die Abwandlung nach dem Farbton führt uns
durch den Farbkreis von Gelb durch Kress,
Rot, Veil, Ublau, Eisblau, Seegrün, Laubgrün zu
Gelb zurück. Seine natürliche Einteilung ergibt
die genannten 8 Farben und nicht 6, wie bisher
meist angenommen. Das rötliche Ublau und das
grünliche Eisblau sind voneinander nicht weniger
verschieden, als etwa Gelb und Kress, und das-
selbe gilt von dem kalten Seegrün und dem war-
men Laubgrün.
Eine Einteilung nur in diese 8 Farben würde
indessen den Bedürfnissen nicht genügen: sie
muss verfeinert werden. Die Erfahrung ergibt,
dass jede dieser 8 Hauptfarben noch in drei
Stufen einzuteilen ist, damit der Ausgleich zwischen
den entgegengesetzten Bedürfnissen der Einfachh-
heit und Mannigfaltigkeit erreicht wird. Dies ergibt
24 Normen für die Farbtöne, die wir als erstes,
zweites, drittes Gelb, Kress, Rot usw. bezeichnen.
Nun ist der Farbkreis ursprünglich in 100
Farbtöne geteilt worden, die bereits etwas schwer
zu unterscheiden sind. Die Normen liegen also
um rund 4 solcher Punkte auseinander. Da aber
24 in IOO nicht ohne Rest aufgeht, entstehen
Brüche, die nach den üblichen Regeln abgerundet
werden. Dies
ergibt
folgende
Bezifferung
Normen:
Erstes Zweites Drittes
Gelb
00
04
08
Kress
13
17
21
Rot
25
29
33
Veil
38
42
46
Ublau
50
54
58
Eisblau
63
67
7i
Seegrün
75
79
83
Laubgrün
88
92
96
Damit ist der Farbton normiert. Um das
Gleiche für den Weiss- und Schwarzgehalt aus-
zuführen, braucht man nur die Normierung zu
übernehmen, welche für den Weiss- und Schwarz-
gehalt der grauen Farben durchgeführt wurde.
Der Unterschied besteht nur darin, dass beim
Grau die Summe von Weiss und Schwarz immer
IOO ist (wenn man beide Anteile in Hundertsteln
ausdrückt), bei den bunten Farben dagegen klei-
ner. Deshalb genügt beim Grau ein Buchstabe,
während die Buntfarben zwei brauchen, einen für
Weiss und einen (kleineren) für Schwarz. Wir
geben den Weissbuchstaben zuerst an.
So entstehen aus den Zeichen für Farbton,
Weiss und Schwarz die Farbzeichen, wie z. B.
17 1 g. Dies bedeutet ein zweites Kress mit
ebensoviel Weiss, wie das graue 1, und ebenso-
viel Schwarz, wie das graue g.
Der Weissgehalt kann von c bis p abnehmen,
der Schwarzgehalt von a bis n zunehmen. Be-
achtet man, dass der zweite Buchstabe immer
kleiner sein muss, als der erste, so findet man
28 Verbindungen der Buchstaben a bis p, also
28 Abkömmlinge jedes Farbtons, die sich alle
durch Verschiedenheiten im Weiss- und Schwarz-
gehalt unterscheiden. Bei grossem Weissgehalt,
also bei c und e sind die Farben blass; sie wer-
den um so tiefer, je mehr der Weissgehalt ab-
nimmt. Bei geringem Schwarzgehalt a oder c
erscheinen die Farben klar oder rein; sie wer-
den um so trüber, je mehr der Schwarzgehalt zu-
nimmt. Man kann zur Veranschaulichung dieser
Beziehungen alle Abkömmlinge eines Farbtons
in ein Dreieck ordnen, in dessen Ecken reine
oder Vollfarbe, Weiss und Schwarz stehen, und
das durch Parallelen zu den beiden Seiten v w
in Felder geteilt ist. Deren Zahl ist 36, näm-
lich die eben beschriebenen 28 bunte Felder
und dazu 8 unbunte an der Seite ws. Die Reihen,
nach denen hier die Farben geordnet sind, heissen
die Weissgleichen, die Schwarzgleichen und die
Reingleichen oder Schattenreihen. Die letzten
sind die wichtigsten; sie stellen die Farben dar,
die auseinander durch Beschaffung oder Auf-
hellung entstehen; sie lösen also allgemein die
Aufgabe der Schattierung.
Münchner kunsttechnische Blätter
Nr. 16
Sie stellen Normen dar, d. h. es ist erwünscht,
dass wenn irgend möglich, nur diese Far-
ben gebraucht werden unter Vermeidung
aller Zwischenfarben. So bewältigen wir die
Gesamtheit aller unterscheidbaren Grau-
stufen durch 8 bis io Normen.
Die Normen sind gleichabständig gewählt,
damit sie das Gebiet regelmässig überdecken.
Dadurch haben sie die hochwichtige Eigen-
schaft gewonnen, dass sie harmonisch zu ein-
ander stehen. Stellt man ein Muster aus drei ver-
schiedenen Grau willkürlich zusammen, so wirkt
es zusammenhanglos oder unharmonisch. Nimmt
man 3 (oder mehr) aufeinanderfolgende Normen,
z. B. c, e, g, so wirkt es harmonisch. Natürlich
kann man auch e, g, i nehmen, oder c, g, 1 neh-
men, denn die Abstände können klein oder gross
sein, wenn sie nur gleich sind.
Also löst die sachgemässe Normung gleich-
zeitig die Aufgabe der Harmonie. Das ist eine
grundlegende Tatsache, von der später wichtige
Anwendungen gemacht werden sollen.
Wir wenden uns nun zu den bunten Farben.
Hier ist die Aufgabe viel verwickelter, weil die
Buntfarben eine dreifache Mannigfaltigkeit bilden
und nicht eine einfache, wie die grauen Farben
oder die Töne. Buntfarben können sich nach
dem Farbton ändern, aber auch nach ihrem
Gehalt an Weiss und Schwarz, und jedesmal
entsteht etwas anderes. Früher war die Bedeu-
tung des Weiss- und Schwarzgehaltes nicht be-
kannt und deshalb versagten alle Versuche, die
Farben mittels der falschen, von Helmholtz an-
gegebenen Grössen Reinheit und Helligkeit
zu ordnen. MitdemWeiss-undSchwarzgehalt(neben
dem Farbton) gelingt dagegen die Ordnung restlos.
Die Abwandlung nach dem Farbton führt uns
durch den Farbkreis von Gelb durch Kress,
Rot, Veil, Ublau, Eisblau, Seegrün, Laubgrün zu
Gelb zurück. Seine natürliche Einteilung ergibt
die genannten 8 Farben und nicht 6, wie bisher
meist angenommen. Das rötliche Ublau und das
grünliche Eisblau sind voneinander nicht weniger
verschieden, als etwa Gelb und Kress, und das-
selbe gilt von dem kalten Seegrün und dem war-
men Laubgrün.
Eine Einteilung nur in diese 8 Farben würde
indessen den Bedürfnissen nicht genügen: sie
muss verfeinert werden. Die Erfahrung ergibt,
dass jede dieser 8 Hauptfarben noch in drei
Stufen einzuteilen ist, damit der Ausgleich zwischen
den entgegengesetzten Bedürfnissen der Einfachh-
heit und Mannigfaltigkeit erreicht wird. Dies ergibt
24 Normen für die Farbtöne, die wir als erstes,
zweites, drittes Gelb, Kress, Rot usw. bezeichnen.
Nun ist der Farbkreis ursprünglich in 100
Farbtöne geteilt worden, die bereits etwas schwer
zu unterscheiden sind. Die Normen liegen also
um rund 4 solcher Punkte auseinander. Da aber
24 in IOO nicht ohne Rest aufgeht, entstehen
Brüche, die nach den üblichen Regeln abgerundet
werden. Dies
ergibt
folgende
Bezifferung
Normen:
Erstes Zweites Drittes
Gelb
00
04
08
Kress
13
17
21
Rot
25
29
33
Veil
38
42
46
Ublau
50
54
58
Eisblau
63
67
7i
Seegrün
75
79
83
Laubgrün
88
92
96
Damit ist der Farbton normiert. Um das
Gleiche für den Weiss- und Schwarzgehalt aus-
zuführen, braucht man nur die Normierung zu
übernehmen, welche für den Weiss- und Schwarz-
gehalt der grauen Farben durchgeführt wurde.
Der Unterschied besteht nur darin, dass beim
Grau die Summe von Weiss und Schwarz immer
IOO ist (wenn man beide Anteile in Hundertsteln
ausdrückt), bei den bunten Farben dagegen klei-
ner. Deshalb genügt beim Grau ein Buchstabe,
während die Buntfarben zwei brauchen, einen für
Weiss und einen (kleineren) für Schwarz. Wir
geben den Weissbuchstaben zuerst an.
So entstehen aus den Zeichen für Farbton,
Weiss und Schwarz die Farbzeichen, wie z. B.
17 1 g. Dies bedeutet ein zweites Kress mit
ebensoviel Weiss, wie das graue 1, und ebenso-
viel Schwarz, wie das graue g.
Der Weissgehalt kann von c bis p abnehmen,
der Schwarzgehalt von a bis n zunehmen. Be-
achtet man, dass der zweite Buchstabe immer
kleiner sein muss, als der erste, so findet man
28 Verbindungen der Buchstaben a bis p, also
28 Abkömmlinge jedes Farbtons, die sich alle
durch Verschiedenheiten im Weiss- und Schwarz-
gehalt unterscheiden. Bei grossem Weissgehalt,
also bei c und e sind die Farben blass; sie wer-
den um so tiefer, je mehr der Weissgehalt ab-
nimmt. Bei geringem Schwarzgehalt a oder c
erscheinen die Farben klar oder rein; sie wer-
den um so trüber, je mehr der Schwarzgehalt zu-
nimmt. Man kann zur Veranschaulichung dieser
Beziehungen alle Abkömmlinge eines Farbtons
in ein Dreieck ordnen, in dessen Ecken reine
oder Vollfarbe, Weiss und Schwarz stehen, und
das durch Parallelen zu den beiden Seiten v w
in Felder geteilt ist. Deren Zahl ist 36, näm-
lich die eben beschriebenen 28 bunte Felder
und dazu 8 unbunte an der Seite ws. Die Reihen,
nach denen hier die Farben geordnet sind, heissen
die Weissgleichen, die Schwarzgleichen und die
Reingleichen oder Schattenreihen. Die letzten
sind die wichtigsten; sie stellen die Farben dar,
die auseinander durch Beschaffung oder Auf-
hellung entstehen; sie lösen also allgemein die
Aufgabe der Schattierung.