Mr. tf
Münchner kunsttechnische Blätter
99
flacher gewölbt, und stehen nicht so steil wie beim
Manne. Die Öffnung vom grossen zum kleinen
Becken ist weiter, demzufolge auch der Tiefen-
durchmesser von vorn nach hinten grösser.
Der untere Beckenkontur (lebend) kommt um x/&€
der Gesamthöhe (= Höhe des dritten Lenden-
wirbels oder Länge des Endgliedes des Daumens)
tiefer zu stehen als beim Mann, eben des er-
wähnten Fettansatzes wegen.
Der grosse Gesässmuskel (Glutaeus maximus)
hat beim Gehen auf ebener Fläche gar keine
Funktion. Das einfache Vorwärtsbewegen ge-
schieht zum Teil durch die physikalische Kraft,,
vermittels deren die untere Gliedmasse im zweiten
Zeitabschnitt des Ganges von hinten nach vom
schwingt, in der Hauptsache aber durch Tätig-
keit der Oberschenkelmuskulatur.
Die primäre Ursache dieser besonderen Be-
weglichkeit nun liegt in der erhöhten Bewegungs-
möglichkeit innerhalb der Lenden Wirbel-
säule, die dem Weibe eigen, aber bei den ver-
schiedenen Individuen verschieden gross ist.
Wird das rechte Bein beim Gehen nach vom
bewegt, zeigt die Lendenwirbelsäule einen nach
links konkaven Bogen, und umgekehrt, wenn die
Vorwärtsbewegung des linken Beines erfolgt.
Der nächste, nicht minder ausser acht zu
lassende Grund dieser Beweglichkeit beim Gehen,
die selbst durch die Kleidung hindurch deutlich
bemerkbar ist, ist in der Verschiebung der
Glutaeen und deren Fettpolster zu suchen.
Als dritter wäre anzuführen, dass die Achse,
quer durch das Becken von Rollhügel zu Rollhügel
gedacht, einen grösseren und augenfälligeren
Ausschlag auf der bewegten Seite gibt, als beim
Mann, bei dem diese Achse
kürzer ist.
Der Bewegungsvorgang, des-
sen einzelne Abschnitte schwer
auseinanderzuhalten sind, ist etwa
folgender:
Während des Vorpendelns
z. B. des linken Beines wird der
linksseitige Gesässmuskel ge-
dehnt, der rechte und besonders
das ihn umgebende Fett wird
durch Druck der Masse der
Unterschenkelbeuger (der rechte
Oberschenkel befindet sich gegen
das Becken in Streckung) nach
oben und über die Mittellinie
hinausgedrängt, um beim Vor-
pendeln des rechten Beines durch Gegendruck
des linken Glutaeus erst in seine alte Lage ver-
wiesen zu werden, und bei der zweiten Hälfte
des Schrittes dem linken Glutaeus und seiner
Fettanhäufung Platz zu machen, die nun ihrerseits
kurz vibrierend davon Besitz ergreift.
So findet diese Volumenverdrängung beim
Gehen abwechselnd bald auf dieser bald auf je-
ner Seite statt, und nur so ist mit Inbetracht-
ziehung des Ausschlags der gedachten Achse von
Rollhügel zu Rollhügel, unterstützt durch die
grössere Bewegungsmöglichkeit der Lendenwirbel-
säule, das bewegliche Spiel in der Glutaeenregion
des Weibes zu erklären, das desto lebhafter ist,
je mehr Fett in ihr Unterkunft gefunden hat.
Nicht so sehr ist die Grösse der Muskelmasse
dafür bestimmend. Anders verhält es sich beim
Laufen und Springen, oder schon beim Gehen
auf steigender Fläche (Treppensteigen); dann
werden die Glutaei maximi tatsächlich in Tätig-
keit gesetzt.
Die Verschiebung der Muskelpartien ist beim
Mann natürlich die gleiche, nur der Mangel an
Fett lässt die hüpfende Beweglichkeit vermissen,
die, wo sie durch besondere Fettanhäufung
dennoch auftritt, weibisch und abstossend wirkt
Manchem hat die rückseitige Betrachtung
einer Gehenden schon Fragen gestellt, und den
Unkundigen unter der Bekleidung selbständige
Muskeltätigkeit vermuten lassen, das entspricht
den Tatsachen aber nicht, sondern es handelt
sich in diesen Falle nur um ein Spiel der Volumen-
verdrängung innerhalb der Gesässregion.
Auffallender und in unschöner Weise zeigt
sich dieses Arbeiten in der Gesässregion auch bei
Individuen, bei denen die Längsachsen der Unter-
schenkel zu sehr von der senkrechten Mittellinie
abweichen (O—Beine).
Bei zu grossen Ausmassen des Gesässes und
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flacher gewölbt, und stehen nicht so steil wie beim
Manne. Die Öffnung vom grossen zum kleinen
Becken ist weiter, demzufolge auch der Tiefen-
durchmesser von vorn nach hinten grösser.
Der untere Beckenkontur (lebend) kommt um x/&€
der Gesamthöhe (= Höhe des dritten Lenden-
wirbels oder Länge des Endgliedes des Daumens)
tiefer zu stehen als beim Mann, eben des er-
wähnten Fettansatzes wegen.
Der grosse Gesässmuskel (Glutaeus maximus)
hat beim Gehen auf ebener Fläche gar keine
Funktion. Das einfache Vorwärtsbewegen ge-
schieht zum Teil durch die physikalische Kraft,,
vermittels deren die untere Gliedmasse im zweiten
Zeitabschnitt des Ganges von hinten nach vom
schwingt, in der Hauptsache aber durch Tätig-
keit der Oberschenkelmuskulatur.
Die primäre Ursache dieser besonderen Be-
weglichkeit nun liegt in der erhöhten Bewegungs-
möglichkeit innerhalb der Lenden Wirbel-
säule, die dem Weibe eigen, aber bei den ver-
schiedenen Individuen verschieden gross ist.
Wird das rechte Bein beim Gehen nach vom
bewegt, zeigt die Lendenwirbelsäule einen nach
links konkaven Bogen, und umgekehrt, wenn die
Vorwärtsbewegung des linken Beines erfolgt.
Der nächste, nicht minder ausser acht zu
lassende Grund dieser Beweglichkeit beim Gehen,
die selbst durch die Kleidung hindurch deutlich
bemerkbar ist, ist in der Verschiebung der
Glutaeen und deren Fettpolster zu suchen.
Als dritter wäre anzuführen, dass die Achse,
quer durch das Becken von Rollhügel zu Rollhügel
gedacht, einen grösseren und augenfälligeren
Ausschlag auf der bewegten Seite gibt, als beim
Mann, bei dem diese Achse
kürzer ist.
Der Bewegungsvorgang, des-
sen einzelne Abschnitte schwer
auseinanderzuhalten sind, ist etwa
folgender:
Während des Vorpendelns
z. B. des linken Beines wird der
linksseitige Gesässmuskel ge-
dehnt, der rechte und besonders
das ihn umgebende Fett wird
durch Druck der Masse der
Unterschenkelbeuger (der rechte
Oberschenkel befindet sich gegen
das Becken in Streckung) nach
oben und über die Mittellinie
hinausgedrängt, um beim Vor-
pendeln des rechten Beines durch Gegendruck
des linken Glutaeus erst in seine alte Lage ver-
wiesen zu werden, und bei der zweiten Hälfte
des Schrittes dem linken Glutaeus und seiner
Fettanhäufung Platz zu machen, die nun ihrerseits
kurz vibrierend davon Besitz ergreift.
So findet diese Volumenverdrängung beim
Gehen abwechselnd bald auf dieser bald auf je-
ner Seite statt, und nur so ist mit Inbetracht-
ziehung des Ausschlags der gedachten Achse von
Rollhügel zu Rollhügel, unterstützt durch die
grössere Bewegungsmöglichkeit der Lendenwirbel-
säule, das bewegliche Spiel in der Glutaeenregion
des Weibes zu erklären, das desto lebhafter ist,
je mehr Fett in ihr Unterkunft gefunden hat.
Nicht so sehr ist die Grösse der Muskelmasse
dafür bestimmend. Anders verhält es sich beim
Laufen und Springen, oder schon beim Gehen
auf steigender Fläche (Treppensteigen); dann
werden die Glutaei maximi tatsächlich in Tätig-
keit gesetzt.
Die Verschiebung der Muskelpartien ist beim
Mann natürlich die gleiche, nur der Mangel an
Fett lässt die hüpfende Beweglichkeit vermissen,
die, wo sie durch besondere Fettanhäufung
dennoch auftritt, weibisch und abstossend wirkt
Manchem hat die rückseitige Betrachtung
einer Gehenden schon Fragen gestellt, und den
Unkundigen unter der Bekleidung selbständige
Muskeltätigkeit vermuten lassen, das entspricht
den Tatsachen aber nicht, sondern es handelt
sich in diesen Falle nur um ein Spiel der Volumen-
verdrängung innerhalb der Gesässregion.
Auffallender und in unschöner Weise zeigt
sich dieses Arbeiten in der Gesässregion auch bei
Individuen, bei denen die Längsachsen der Unter-
schenkel zu sehr von der senkrechten Mittellinie
abweichen (O—Beine).
Bei zu grossen Ausmassen des Gesässes und