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Münchner kunsttechnische Blätter — 16.1919-1920

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Nr. 9
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Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos, [5]: Hermeneia des Dionysios
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Münchner kunsttechnische Blätter

Nr. f


50
Venetianer keine Goldblätter anwendeten, denn
diese kamen stets auf die „Goldtarbe“, es sei
denn, dass gefärbte Firnisse auf Zinnfolie oder
Silber aufgestrichen wurden. Diese letztere Art,
welche im Lucca-Ms., Mapp., Heraklius (Auri-
petrum) und Theophilus beschrieben ist, kann
aber der Schreiber nicht gemeint haben, weil er
selbst einen gleichen Firnis in § 34 (gelber Fir-
nis) beschreibt*).
Soweit sind die Angaben der Hermeneia in
der Reihenfolge der Technik ohne jede Schwierig-
keit verständlich, von der Bereitung der Tafel,
den Vorarbeiten zu Vergoldung, der Vergoldung,
dem Malen des Fleisches und der Gewänder bis
zum Firnissen der Gemalten. Es folgt dann
*) Die merkwürdige Bezeichnung Golipharmpe als
deutsche Goldfarbe im § 35 der Hermeneia wird
als Beweis ausgeführt, das die Oelmalerei im Norden
verbreiteter gewesen sei als im Orient. Ich möchte hier
einenlrrtum rektifizierender bezüglich dieses Ausdruckes
sich in die Literatur eingeschlichen hat und deshalb
allerdings verzeihlich ist, weil noch niemals ein Tech-
niker diese Stellen zu erklären versucht hat. Mit der
,,Goldfarbe“, welche die Venetianer und Deutschen an-
statt der Goidblätter anwenden sollen, wie es an der
Stelle des byzantinischen Ms. heisst, ist nicht etwa
Goldpulver, aurum musivum, sondern die O eibeize
für Vergoldung gemeint, während man in Byzanz die
Glanzvergoldung (mit Ei und Raki i. e. Weingeist) be-
vorzugte. „Goldfarbe“, yoXifd^fine ist nichts anderes
als Or couleur, der Mordant, welcher aus dem Dicköl,
das sich auf dem Boden der Oeltöpfe zum Reinigen
der Pinsel ansetzt, besteht. Didron, der Herausgeber
des Manuel (deutsche Ausg. S. 84) belustigt sich natür-
lich darüber, dass die griechischen Maler noch die Reste
aus den für die Pinselreinigung bestimmten Gefässen
zum „Arbeiten“ verwenden (§ 53). Mit diesem Arbeiten
ist aber das Vergolden mittels Beizen gemeint. Im
Französischen erhält sich dieser Ausdruck noch bis
ins vorige Jahrhundert (Dictionaire de peinture, Paris
1757 unter or ä l’huile, or couleur). Die Goldblätter
^werden auf einer Unterlage (assiöte = assissa des Cen-
nini) von or couleur aufgetragen; „c’est de Tor en
feuilles appliquees sur une assiete d*or couleur. Cette
assiete se lait assez souvent du Sediment des couleurs,
qui se pröcipitent au fond de l’huille dans laquelle les
peintres nettoyent leurs pinceaux.“ Die Bezeich-
nung „goldvarwe“ findet sich in demselben Sinne im
Strassburger Ms. (87 m. Ed). „Wilt du aber ein an-
der Goldvarwe machen, domit man mag Silber, zin, bli
vergülden, wo man si darüber strichet so schinet si
als schon fn gold etc. Es wird „verniglas“ (glassa des
fheop) zu Pulver gestossen und langsam in heissem
Leinöl aufgelöst; bei dieser Art hat der „goldvarwe“-
firnis den Zweck, die Silberunterlage wie Gold erscheinen
zu lassen; oft wird noch Safran als Färbemittel hinzu-
gefügt (Theoph. XXVI).
An einer anderen Stelle des Strassburger Ms. (76
und 77) wird diese Goldfärbe als Unterlage für Gold-
blätter verwendet. „Hie lere ich wie man uff dise
goldvarwe vergülden sol“, auf Holz, Tuch oder Stein,
„so strich die goldvarw über den lym (mit dem alles
vorher bestrichen worden) mit einem weichen bürste-
bensel und strich die varwe glich und dünne uff' und
las die goldvarwe trocken werden“ und wenn dann
richtige Zeit ist zum Vergolden, „so schnide din
gold oder din silber und lege das ordentlich uff nach
enandern wo die varwe si etc.“ Uebereinstimmend
findet sich das Verfahren bei Cennini K. 151.

gleich ein Kapitel (§ 36), „Wie man alte Bilder
waschen muss“, wenn sie schmutzig geworden,
wozu starke Lauge (!) dienen soll, doch wird mit
Recht zur Vorsicht gemahnt, dass „die Farben
nicht mitgenommen werden, denn wenn die Lauge
stark ist, so löst sie Schmutz und Firnis auf und
gehen die Farben ebenso wie der Gips weg“
Von § 37 bis 52 finden wir eine Reihe von
Einschiebungen, die sich nicht in den allgemeinen
Rahmen einfügen lassen. So viel ist gewiss, dass
ausser § 37 und 38, von denen später die Rede
sein wird, die meisten der Rezepte für Miniaturmalerei
und zur Bereitung von Farben zu diesem Zwecke
dienen. Die Goldschrift nimmt selbstverständ-
lich hier auch wieder einen hervorragenden Platz
ein. Wir erfahren in
§ 39* Wie man vergoldete Buchstaben macht
(mittels des Amalgams als Lösungsmittel des
Metalles);
§ 40. Wie man die Vergoldungen mit Schnecken-
speigel macht, indem man eine Waldschnecke
durch Vorhalten einer angezündeten Kerze zur
Absonderung der Speichelflüssigkeit zwingt, und
diese dann mit Alaun und Gold nebst etwas
Gummi zusammenreibt. „Schreibe so, was du
willst und du wirst staunen“, fügt der Verfasser
hinzu. Man sieht, auf was für Einfälle die Mönche
in ihren einsamen Klausen geraten. Uebrigens
ist das Verfahren, wie Versuche gezeigt haben,
sehr leicht auszuführen;
§ 41. Wie man Gold aut Papier anbringt, in-
dem dasselbe erst mit Leim oder Gummi be-
strichen, und das Gold (in Blättern) aufgelegt wird.
Zu diesen Angaben gehört noch das Schluss-
kapitel (§ 72. Genaue Anweisung über Goldschrift),
in welchem die Prozedur der Verfertigung des
Amalgams von Gold mit Quecksilber und Schwe-
fel beschrieben ist.
Die nächsten Paragraphen (42.49) sind der
Farbenbereitung gewidmet, doch bietet die Be-
schreibung der Erzeugungsarten durch die unerklär-
ten Namen der dabei in Verwendung kommenden
Materialien einige Schwierigkeiten.
§ 42 lehrt, wie man aus Kremezi ausgezeich-
neten Lack macht. Kremezi (yiQrju^t) ist Ker-
mes, Grana, das getrocknete Weibchen der Ker-
messchildlaus (Coccus ilicis), dessen Farbstoff ex-
trahiert und mittelst Alaun niedergeschlagen wird *)-

*) Zur Bereitung des Farbstoffs nennt das Ms, in
Wasser gelösten „Tzouga“, eine Drogue, über weiche
nichts zu erfahren möglich war. Zur Abscheidung des
Karmins aus den Kermeskörnern dienen nach anderen
Angaben Kleesalz, Weinstein, Zinnsalz oder Alaun.
Loter (hcoTfjp), als weiterer Zusatz erwähnt, ist die zum
Färben gebrauchte Rinde von Symphocos racemosa;
vgl. über Kermes und die Färbearten im Orient.
Karabazek, die persische Nadelmalerei Susändschird,
Leipzig 1881 S. 40—51 und desselben „Neue Quellen
zur Papiergeschichte“ im IV. Bande der „Mitteilungen
aus der Sammlung Papyrus Reiner“ Wien 1888, S.


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