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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Wilhelm, Adolf: Der Brief des Artikon
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0132

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I I

A. Wilhelm

Der Brief des Artikon.
Unerwartet schnell hat der von mir in den Jahresheften VII 94 behandelte
Brief des Mnesiergos (R. Wünsch, IG III App. p. II) ein Gegenstück gefunden.
Unter den „Epigraphischen Funden der Jahre 1901 bis 1903“ veröffentlichte
B. Latyschew im Bulletin de la Commission Imperiale archeologique (russisch:
Izvestija imperatorskoj archeologiceskoj kommissii) X p. 10 einen ebenfalls aut
Blei geschriebenen Brief, etwas jüngerer Zeit, der, wie es scheint, in Olbia zutage
gekommen und jetzt in St. Petersburg in dem seiner Leitung unterstellten Museum
des historisch-philologischen Instituts aufbewahrt ist. Wie der Brief des Mnesiergos
war dieses Täfelchen, o-13 111 breit, OO3m hoch, einst in der Mitte zusammengelegt
und ist daher jetzt in zwei Teile zerfallen. Sonst ist die Erhaltung eine vortreffliche
zu nennen. Die Lesbarkeit der Schrift, die in Buchstaben wechselnder Größe auf der
Vorder- und der Rückseite den Raum fast in seiner Gänze ausnutzt und je vier
Zeilen zeigt, wird durch Versinterung und einige zufällige Beschädigungen kaum
beeinträchtigt. So konnte anders als bei dem überaus schwierig und nur teilweise
zu entziffernden Briefe des Mnesiergos der erste Herausgeber eine gesicherte und
vollständige Lesung vorlegen. Der dem Schreiben zugrundeliegende Sachverhalt
schien sich freilich nicht mit der zu wünschenden Deutlichkeit zu ergeben. Laty-
schew meinte daher am Ende einer Zeile, die allerdings Platz bietet, ein Wort
zusetzen zu sollen. Ich glaubte vermöge anderer Auffassung von dieser Annahme
absehen zu können und wendete mich, da ihr auch die von Latyschew mitgeteilte
Abbildung nicht günstig war, im Herbste des Jahres 1904 an Herrn Μ. Rostowzew
mit der Bitte, die Stelle am Originale zu untersuchen. Meinem Anliegen ist damals
in einer Weise entsprochen worden, die mich Herrn Μ. Rostowzew, Herrn B. Laty-
schew und Herrn Dr. Georg Schmidt gegenüber zu lebhaftem Danke verpflichtet.
Zur Antwort teilte mir nämlich Herr Μ. Rostowzew nicht nur mit, daß an der
fraglichen Stelle niemals Schrift gestanden habe und der Zusatz eines Wortes dem
Zustande des Täfelchens nach unwahrscheinlich sei, sondern übersendete mir auf
gütige Veranlassung Herrn B. Latyschews auch einen Abguß, nach dem die
folgende Abbildung (Fig. 64) in der Größe des Originals hergestellt ist, und außer-
dem ein Schreiben Herrn Dr. Georg Schmidts, in dem dieser mir die Erklärung·
des Briefes verdeutschte, die er in dem Bulletin de la Commission Imperiale
archeologique zu veröffentlichen gedachte, aber soviel ich weiß, nicht veröffent-
licht hat. Diese Erklärung verzichtete ebenfalls auf die Annahme eines Zusatzes
 
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