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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Oehler, Johann: Römersteine in Gugging
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Durm, Josef: Der Tumulus auf der Vase Vagnonville in Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0460

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ZOg J. Oehler, Römersteine in Gugging — J. Durm, Der Tumulus auf der Vase Vagnonville

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Römersteine in Gugging.

Am 3. Dezember 1909 wurden anläßlich der
Herrichtung einer neuen Rodelbahn in Gugging bei
Klosterneuburg beim Aufgraben eines Ackergrundes
kaum einen halben Meter unter der Erdoberfläche
zwei Inschriftsteine gefunden. Die Fundstelle be-
findet sich beim Westeingange des Dorfes etwa 500
Schritte südlich von der Landstraße auf einem nicht
allzu steil abfallendem Abhange, der, nach der
Überlieferung, vor vielen Jahrzehnten stark bewaldet
war. Über die Fundstelle führt ein dammartiger
Weg zu einer Quelle. Die beiden Steine lagen
etwa drei Schritte von einander entfernt, und zwar der
größere mit der Schriftfläche nach unten, weshalb
die Inschrift gut erhalten ist. Der kleinere Stein,
dessen oberer Teil mit dem Anfänge der Inschrift
fehlt, war mit der Schriftfläche nach oben gekehrt,
daher die in den Sandstein eingegrabenen Buchstaben
eine größere Zerstörung zeigen. Beide Steine befinden
sich jetzt im niederöst. Landesmuseum.
1. Platte aus Sandstein, ΓΙ2™ hoch, unten 0‘5m,
oben O‘45m breit, unten O’35m, oben O'28m dick; die
Inschriftfläche beginnt 0’40ra vom unteren Rande, ist
oben und unten durch je vier gerade Relieflinien ab-

gegrenzt, 0'50m hoch und stark abgearbeitet.
Buch-
stabenhöhe Z. I—2: ΟΌ65
m, Z. 3—5: 0Ό7“
S 1 KVANO
Silvano
SAc RVM
sacrum
0 P ’S’ET’SV
p(ro) sie) et
sulis)
CORNEKIVS
Cornelius
5 ü KB E
l. e. (?)
Weihungen an Silvanus finden sich in
Wien

und Umgebung oft, z. B. CIL III 11309; 13497;
14044; 1435930. Die Form K = L erscheint auch
in der in Unter-Sievering gefundenen Inschrift CIL
III 143592S: I. 0. Μ. pr(o) Statute) Aug(usti) Ulp(ius)

Secundus m(iles) Hegionis) X G(eminae) v(otum)
slolvit) l(aelus) leibens)·, vgl. auch 9058; 11309;
13519; 14089; 14097. Z. 3: jp(ro) s(e) et su(is) vgl.
5900: p(ro) s(e) et s(uis). Z. 5 zeigt außer l. e. keine
weiteren Buchstaben. Wie die Abkürzung aufzulösen
sei, ist unsicher; Hofrat Prof. Bormann vermutet:
leibens) e(x visu) oder e(x voto.).
2. Ara aus Sandstein, 0'4m hoch, 0^23m breit,
0‘i8m dick; das Inschriftfeld über dem 0‘i7m hohen
profilierten Sockel mißt O‘23m in der Höhe; von der
ersten Zeile sind nur unleserliche Reste erhalten;
Buchstabenhöhe 0O3m.

SACRVA
VLP-GE hlA
LIS· M· LX
V· S· L· L· M

[Silvano] ?
sacru[m\.
Ulp[ius) Genia-
lis m(iles) l[egionis) X
v(otum) s(olvit) llaetus) llibens)
m[erito).

Daß es eine Weihung an Silvanus ist, könnte
der Fundort vermuten lassen; ob aber Silvano allein
oder etwa S. silvestri oder S. domestico zu schreiben
ist, läßt sich nicht bestimmen; vgl. z. B. CIL III 3277
(Esseg); Silvano silvestri sacru. Mestr[ius) Flor(us)
vfotum) s(oluit) leibens) m(erito). Die Buchstaben-
reste der Z. 1 scheinen dagegen zu sprechen. Z. 3
ist nach X kein Platz für G. Ohne G erscheint die
Legio X in Wien CIL III 11309: SzZt^w(o) Mar-
c[u]lus leglionis) X v[oto) deiditt), auf zwei Cippen
in Carnuntum 11245 a und b; in Ödenburg (Scar-
bantia) 143 5 510: Silvano sacrum. Ulp[ius) PCA mil(es)
leglionis) X vlptum) s{plvif) l(ibens) m(erito). Ein
Ulpius Genialis ist bisher, so viel ich sehe, nicht
bekannt.
Wien. JOHANN OEHLER

Der Tumulus auf der Vase Vagnonville in Florenz.

In den Streit um die Auslegung der Bilder auf
der Vagnonville-Vase zwischenPfuhl und Engelmann
bin ich unschuldigerweise hineingezogen worden. Am
4. Oktober 1907 erhielt ich eine Karte, in der ich
um meine Meinung in der Sache angegangen wurde.
Es handelte sich dabei für mich nur um ein Urteil
über ein architektonisches Gebilde auf der Vase —
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XII Beiblatt.

einen Tumulus, dessen Spitze mit einer Sphinx be-
krönt ist. Der Erdkegel erhebt sich auf einem
schiefen, ungegliederten Sockel, dessen Vorderfläche
mit kreisrunden Scheiben besetzt ist. Der große
Streit war, ob diese Rundstücke ,Granatäpfel“ oder
,Schürlöcher“ (die Pfuhl als ,Ofenrohre“ bezeichnet)
vorstellten. Ich entschied mich für die Schürlöcher.

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