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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Bissing, Friedrich Wilhelm von: Zu den Schiffen auf der Aristonothos-Vase
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Hauser, Friedrich: Aristophanes und Vasenbilder, [II]
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0463

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215

F. v. Bissing, Zu den Schiffen auf der Aristonothos-Vase

2 10

Zu den Schiffen auf der Aristonothos-Vase.

Die kürzlich wieder in diesen Jahresheften
(XII 59) von Helbig vorgetragene Vermutung, daß
die Aristonothos-Vase im griechischen Osten ge-
arbeitet sei, erfährt vielleicht eine Bestätigung durch
folgende Beobachtung: auf dem Mast des einen
Schiffes ist eine kleine gewappnete Figur angebracht.
Genau gleichartige Figuren begegnen nun auf den
ägyptischen Schiffen in der Darstellung der See-
schlacht Ramesses III (Bissing-Bruckmann, Denkm.
Taf. 94) und wohl auch bei den Schiffen der See-
völker. Im ersteren Fall stellt die Figur einen Ägyp-
ter, im zweiten einen Philister oder Sardesmann
dar. Ich hatte auch im Text der Denkmäler an
wirkliche Menschen gedacht, die im Mastkorb aus-
lugten. Dazu bestimmte mich die Tatsache, daß
die Philisterfiguren jedesmal herabfallend dargestellt
waren. Den unverhältnismäßig kleineren Maßstab,
namentlich der Figuren auf den ägyptischen Schiffen,
hatte ich als unbequem empfunden, aber unerklärt

gelassen. Heute läßt der Vergleich mit dem auch in
der Form den Schiffen der Seeschlacht ähnlichen
Schiffen auf der Aristonothosvase es mir möglich er-
scheinen, daß das Herabfallen der Philisterbilder
symbolisch gemeint sei, die Niederlage der feindli-
chen Schiffe bedeuten solle.
Die Sitte, solche Figuren auf der Spitze des
Mastes anzubringen, ist nun, wie ältere ägyptische
Schiffsdarstellungen zeigen, nicht am Nil zu Hause.
Wie so vieles in der Schiffahrt, werden die Ägypter
sie für ihre Kriegsschiffe aus Asien entlehnt haben,
genauer wohl von den kleinasiatischen Seevölkern.
Dort scheint sie sich Jahrhunderte lang erhalten zu
haben, wie die Aristonothos-Vase zeigt.
Es ist nur eine, nicht einmal ganz sichere Be-
obachtung, die ich hier mitteile, aber vielleicht ist
es nützlich, sie einmal vorzutragen.
München. FRIEDRICH W. v. BISSING

Aristophanes und Vasenbilder.
(Nachtrag zu S. 85, 95, 110, 113.)

Bei meiner Auffassung des Vorganges im Bilde
der Panaitiosschale als Darstellung der Depilation,
(über welche im allgemeinen auch Engelbrecht in
den Wiener Studien 1906 S. 147 gehandelt hat) mußte
ich die Erklärung eines Details schuldig bleiben:
des Gegenstands in der Rechten des Frauenzimmers.
Sudhoff, welcher im Archiv für Geschichte der
Medizin 1909 S. 61 meine Deutung besprach, ver-
suchte ebenfalls dieses Rätsel zu lösen. Ein Schwamm,
meinte er, würde so nicht gehalten werden und wäre
auch so nicht gezeichnet. Allein gerade dieser Ein-
wand führte mich auf die richtige Erklärung. Denn
Schwämme werden in Zeichnungen von der Kunst-
stufe dieser Panaitiosschale tatsächlich wiederholt
wie aus zwei gerundeten Zacken zusammengesetzt
wiedergegeben. Man vergleiche die Schwämme rechts
und links von dem Paar auf der Peithinosschale,
Hartwig Meisterschalen 25, über dem δ παις ναιχί
geschrieben steht; dann auch auf der Schale der
folgenden Tafel, welche Hartwig ebenfalls dem Pei-
thinos zuschreibt. Werden hier die Poren der

Schwämme durch Tupfen von verdünntem Firnis
angedeutet, so fehlen solche auf Taf. 27, 61, 62.
Demnach kann auf der Panaitiosschale sehr wohl
ein Schwamm gemeint sein, von welchem die Frau
einen Zipfel zwischen die Finger preßt, um feuchte
Kühlung auf die gesengte Stelle herabzuträufeln.
Daß es sich aber wirklich um einen Schwamm
handelt, das geht aus der, mir zur Zeit der Ab-
fassung des Aufsatzes leider nicht gegenwärtigen, fast
peinlich eingehenden Schilderung einer Depilation
hervor, welche Aristophanes in seinen Thesmopho-
riazusen von V. 236 an dem athenischen Publikum
vor Augen führte. Euripides will Mnesilochos in
eine Frau umwandeln. Nachdem der Tragöde seinen
Kandidaten rasiert hat, verlangt er: άνίστασ’, ϊν’
άφεΰσω σε, κάγκόψας έχε. Dieses έγκύπτειν, diese
Kniebeuge ist die Hockestellung der Frau auf der
Schale. Wenn dann Mnesilochos jammert, er werde
noch zum Spanferkel, so bestätigt sich, was ich in
das άφεύειν der Verse in den Ekklesiazusen hinein-
las, nämlich der Doppelsinn von χοίρος. Weiter
 
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