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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Jung, Julius: Inschrift aus Apulum
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0425

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139

J- Jung

140

Inschrift aus Apulum.

Am 11. Februar 1909 erhielt ich von Prof.
A. Cserni in Karlsburg Nachricht über neue anti-
quarische Funde. Da der ursprünglich im Rundbogen-
stile erbaute, dann in denjahren 1443/4 von Johannes
Hunyady in gotischer Bauart hergestellte und erwei-
terte Dom gegenwärtig repariert wird, kamen über 30
Inschriften- und Reliefsteine im Unterbaue des Domes
zutage. Darunter die folgende Inschrift (Fig. 102):
Μ · V L P I O
A P O L L I
N A R I
PRAEF-CAST
LEG · XIII· GEM
CONSCRIBTI
ET· C· R· CONSIST
KAN · LEG· EIVSD
EX· PEC· PVBL

M(arco') Ulpio | Apolli\nari |
praeflectö) casttrorum) | legionis] XIII gem(inae) |
conscribti | et c(lves) Rlpmani)
consistlentes) | kan(abis) leg(ionis) eiusd(em} |
ex pec{unia) pubVjcd)
Die Inschrift ist gesetzt von der Lagergemeinde,
die bei der legio XIII gemina erwachsen war, den
cives Romani consistentes kanabis legionis eiusdem1).
Deren Rats- oder Vorstandsmitglieder werden hier
als conscripti („conscribti“2) bezeichnet, während der
gewöhnliche Ausdruck decuriones lautet. (Vgl. die
Zusammenstellung in Ruggiero, Dizion, epigrafico s. v.
conscripti; Mommsen, Röm. Staatsrecht III 839 f.) In
Italien kommen die conscripti inschriftlich öfter vor,
auch im sogenannten Julischen Munizipalgesetz und
in den Stadtrechten von Salpensa und Malaca ist
davon die Rede. In den Provinzen wird diese Be-

zeichnung nur ganz vereinzelt gebraucht, so in His-
pania und Africa. Aus den Donaulandschaften ist ein
anderes Beispiel nicht bekannt. Man erinnert sich,
daß in Dacien sich auch sonst Besonderheiten finden,
wie die Augustalität, wovon z. B. am Rhein nichts
zu verspüren ist.


102 : Inschrift aus Apulum.

Die bei den canabae des Lagers von Apulum
consistirenden römischen Bürger haben also die hin-
länglich bekannte Einrichtung solcher Ansiedlungen,
wie sie hier bestand, bis unter Mark Aurel und Sep-
timius Severus die volle städtische Verfassung in

1) An anderen Orten erscheinen bekanntlich Modi-
fikationen dieser Bezeichnung. So in Aquincum und in
Troesmis: veterani et c(ives) R(omani) consistentes ad
leg(ionem) II adiutricem, beziehungsweise ad canabas
leg(ionis) V Macedonicae. In Dorostorum CIL III
u. 7474 = Dessau 2475 = Arch.-epigr. Mitt. VI 3;
X 203: c(ives) R(omani) et consistentes in canabis
Aelis leg. XI Cl(audiae). Kornemann, Die neueste

Limesforschung, in Klio VII 94 Anm. 3, findet die
Form ad canabas legionis statt ad legionem „auf-
fallend“ verschieden; kaum mit Recht.
2) Auch in Afrika schreiben sie so: inter con-
scribtos scribtus. CIL VIII 11824 (Mactaris in der
Byzacena). Vgl. CIL I 1106: conscrfijpti et c[ol(oni)]
col(oniae) Vale[nt(inorum)J aus pompeisch-caesarischer
Zeit (Valentia in Hispania citerior).
 
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