Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

DOI Artikel:
Amelung, Walter: Auch ein Kampf mit der Hydra
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0197

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
183


92: Figürchen aus Bronze.

Auch ein Kampf mit der Hydra.
Die kleine Bronze, die ich mit gütiger Erlaubnis ihres ehemaligen Besitzers
in Rom photographieren lassen durfte, bevor sie ihren Weg in die Fremde fand,
ist nicht größer, als sie unsere Abbildungen (Fig. 92) zeigen: ein Wunder an
Miniaturkunst. Bei aller Kleinheit, welche Fülle von Leben und Energie, welche
Klarheit der Formengebung — das Köpfchen, ein ausgeführtes Porträt, ein prächtig
individualisierter Typus des γρυπός, mit dem Ausdrucke einer seelischen Erregung,
die wir sogleich verstehen werden — und trotz aller Kleinheit keine Klein-
lichkeit! Der Erhaltungszustand ist aus den Abbildungen ersichtlich; die Flydra
scheint einstmals sechs oder sieben Köpfe gehabt zu haben, von denen fünf
erhalten sind.
Es gibt nur ein ähnliches Werkchen aus dem Altertume, das aber unsere
Bronze noch um anderthalb Millimeter überragt, eine nicht minder bewegte
Statuette des Herakles, der mit Fell und Keule im linken Arme daherkommt
und mit der Rechten wohl ein Trinkhorn erhoben hatte (sie stammt aus dem
Orient und ist von Benndorf in den Archäol.-epigraphischen Mitteilung'en von
1878 S. 189 Taf. V publiziert). Man könnte auch unser Figürchen auf den ersten
Blick für einen Herakles halten, schwingt er doch mit Heftigkeit seine Keule
gegen die Hydra, die er mit der Linken gepackt hält. Aber die lange dürre
Gestalt scheint eher für einen Don Quixote zu passen, und der Kopf mit seiner
Hakennase und seinem spitzen glattrasierten Kinne widerspricht in jedem Zuge
dem Bilde, das sich die Griechen von ihrem Herakles geschaffen und das die
 
Annotationen