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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Abramić, Mihovil: Zwei Bronzebeschläge vom norisch-pannonischen Limes
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0412

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113

ΐί4

Zwei Bronzebeschläge vom norisch-pannonischen Limes.

Das in Fig. 87 in etwas verkleinertem Maßstabe
abgebildete Zierstück aus o*ooi—0*0025™ dickem
Bronzeblech wurde vor Jahren in der Schottergrube
der Staatsbahn bei St. Valentin (Niederösterreich),
also zwischen den beiden römischen Legionslagern
Lauriacum (Enns) und Albing gefunden1) und wird
gegenwärtig im Museum von Enns aufbewahrt.

zierung entbehrt; auch die Verteilung der Inschrift
auf die drei Zeilen ist verschieden:

auf dem Ennser
auf dem Mainzer
Beschläg:
Beschläg:
MILITA
MILIT
NTIV
ΑΝΤΙ
M
VM


87: Zierstück aus Bronzeblech.
Die fehlenden Teile lassen sich nach einem
analogen, von Körber in der Mainzer Zeitschrift III
(1908) S. 8 mitgeteilten Exemplar aus Rheinhessen
leicht ergänzen2). Das Stück ahmt die Form eines
Herzblattes nach und dürfte wohl als ein vermutlich
zum Pferdegeschirr gehöriger Anhänger (auf einer
Leder- oder Metallunterlage) verwendet worden sein.
In Durchbrucharbeit ist eine auf drei Zeilen verteilte
Inschrift und ihre ornamentale Einfassung aus dem
Bronzeblech geschnitten.
Von dem Mainzer Stück unterscheidet sich das
Ennser dadurch, daß eine fortlaufende Wellenranke
die erste und zweite Inschriftzeile trennt und ein
gleiches Ornament umlaufend die Begrenzungslinie
der Schriftfläche begleitet, während jenes dieser Ver-

Diese Genetivform MILITANTIVM verlangt not-
wendigerweise als Ergänzung ein Substantiv, von
dem der Genetiv abhängt. Dieses wird am besten auf
einem zweiten als Gegenstück fungierenden Beschläg
vorausgesetzt. Allerdings möchte ich hier nicht wie
Körber SPES erwarten, das auch den Raum nicht
gut füllen würde, sondern nach Analogie der Münz-
legenden wie CONCORDIA, FIDES, VIRTVS mit
den Genetiven COHORTIVM, EQVITVM, EXER-
CITVS, MILITVM3) eines dieser Wörter4 * * * *). Wenn
diese Aufschriften gewissermaßen Dankbezeigungen
der Kaiser gegenüber ihren Soldaten gleichkommen,
so würden umgekehrt dann auf den von den Soldaten
gebrauchten Schmucksachen diese Formeln als Zei-
chen von Ergebenheit und Treue der Wehrmacht
dem Herrscher gegenüber aufzufassen sein.
Ein anderes verwandtes Stück aus Carnuntum,
in Fig. 88 nahezu in natürlicher Größe wiedergegeben,
erweist sich als Variante eines seit langem bekannten
und bisher als Unikum angesehenen Zierbeschlägs
des Bonner Provinzialmuseums. Die Kenntnis dieses
Bronzebeschlägs verdanke ich der Liebenswürdigkeit
von Kustos Bortlik, der es mir mit einigen anderen
aus dem Nachlaß des verstorbenen Antikenaufsehers
von Carnuntum, Huber, stammenden Kleinfunden
zeigte; leider läßt sich der Fundort nicht mehr er-
mitteln, doch dürfte er kaum allzuweit vom römischen
Legionslager zu suchen sein.
Das aus durchschnittlich 0*0015“ dickem Bronze-
blech gearbeitete Plättchen mißt in seiner Länge
0*086“, in der noch erhaltenen Breite 0*071111 und

4) Nach freundlicher Mitteilung Dr. A. Mayr¬
hofers in Enns.
2) Von einem dritten Stücke wurde jüngst im
Kastell Zugmantel die obere Hälfte gefunden (Körber
a. a. O. und Westdeutsche Zeitschrift XXVI, 1907,
S. 300; vgl. ORL, Kastell Zugmantel Taf. X 51).
3) Vereinzelt begegnen sie bereits auf den Ge-
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XII Beiblatt.

prägen von Galba, Vitellius und Vespasian (fides
exercitum, praetorianorum), häufig werden sie erst
unter Marc Aurel, Commodus und Septimius Severus;
am spätesten kommt virtus equitum, militum auf.
4) Direktor E. Ritterling möchte nach freund-
licher Mitteilung auf dem Gegenstücke iuvenum oder
Ähnliches ergänzen.

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